Grünes Licht für umstrittene Mariensäule in Prag

Altstädter Ring mit der Mariensäule

Auf dem Altstädter Ring in Prag darf eine neue Mariensäule aufgestellt werden. Die Vertreter der Stadt haben am Donnerstag einem entsprechenden Vorhaben zugestimmt.

Altstädter Ring mit der Mariensäule

Jan Wolf  (Foto: Vojtěch Havlík,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Mariensäule hat viele Anhänger und Gegner. Die einen halten sie für ein Mahnmal, das an die aufopferungsvolle Verteidigung Prags im Dreißigjährigen Krieg erinnert. Die anderen sehen in ihr ein Symbol der erzwungenen Rekatholisierung der protestantischen böhmischen Länder und der Herrschaft der Habsburger hierzulande. Genau deswegen wurde die ursprüngliche barocke Mariensäule unmittelbar nach der Gründung der Tschechoslowakei im Jahr 1918 von einer empörten Menschenmasse zerstört. Seit den 1990er Jahren wird darüber gestritten, ob eine Kopie der Säule auf dem Altstädter Ring aufgestellt werden soll.

Bei einer erneuten Abstimmung im Magistrat hat die Mehrheit der Stadtvertreter am Donnerstag für eine solche Replik im Prager Zentrum grünes Licht gegeben. Damit wurde eine frühere Entscheidung der Stadt aus dem Jahr 2017 widerrufen. Vorgelegt wurde der Vorschlag vom Christdemokraten Jan Wolf, der sich seit Längerem dafür einsetzt, sowie von Stadträten der Partei Top 09. Wolf sagte dazu gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

Foto: Martin Frouz,  Archiv des Magistrats der Hauptstadt Prag,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0
„Nun muss die Baugenehmigung verlängert werden. Danach kann die Säule binnen sechs Monaten aufgestellt werden. Ich nehme an, dass sie noch in diesem Jahr an ihrem Ort stehen wird.“

Gegen den Plan waren die Piraten und einige Stadtvertreter vom Bündnis Praha sobě. Oberbürgermeister Zdeněk Hřib von der Piratenpartei lehnt die Wiederaufstellung ab. Die Säule symbolisiere gewissermaßen die religiöse Intoleranz, und zudem sei die Replik auch künstlerisch umstritten:

„Laut der Meinung von Historikern handelt es sich nicht um eine Kopie, sondern um eine Nachahmung des historischen Denkmals. Deswegen ist es kein Denkmal und wird dies auch nie sein.“

Die Replik des Barockkunstwerks stammt vom Bildhauer Petr Váňa. Er hat seit 2008 daran gearbeitet und bereits im vergangenen Sommer Teile der Replik per Schiff nach Prag gebracht. Damals wurde ihm das Aufstellen der Statue auf dem Altstädter Ring jedoch aufgrund des alten Magistratsbeschlusses untersagt.

Teile der Replik  (Foto: Štěpánka Budková)

„Der Großteil meines Werks ist derzeit auf einem Schiff auf der Moldau gelagert, es sind 60 Tonnen Stein. Ein Teil befindet sich noch in meinem Atelier. Alles ist vorbereitet. Ich freue mich, dass ich meine Arbeit nun vollenden kann.“