Beneš, die tschechische Post und die Symphonie „Aus der Neuen Welt“

Zwei Wochen sind schon wieder vergangen. Nun kommen Sie, unsere Hörer, zu Wort. Patrick Gschwend hat für unser Hörerforum in Ihren Zuschriften geblättert.

Ahoj und Herzlich Willkommen zu unserem Hörerforum! Es war wieder an der Zeit unseren Briefkasten zu öffnen. Darin haben wir viele Briefe, Postkarten und Emails mit Ihren Fragen und Anmerkungen zu unseren Sendungen gefunden. Wie immer waren auch viele Empfangsberichte darunter. Sie kamen diesmal zum Beispiel von Volker Bank aus Dortmund, Sandro Blatter aus Schwerzenbach in der Schweiz, Erhard Lauber aus Bad Berleburg-Girkhausen und Sven Kaupp aus Weissach im Tal. Außerdem haben wir Empfangsberichte aus dem hohen Norden bekommen. So haben uns in den vergangenen Wochen auch Rolf Johansson aus Trollhättan in Schweden und Hannu Kiiski aus Hamina in Finnland gehört. Auch an alle anderen, die uns Empfangsberichte gesendet haben, geht natürlich ein herzliches Dankeschön! Seien Sie bitte nicht traurig, wenn Sie diesmal nicht persönlich erwähnt wurden! Vielleicht klappt es beim nächsten Mal.


Edvard Beneš
Beschäftigt hat Sie in den letzten zwei Wochen unter anderem die Person Edvard Beneš’. Beneš war zweimaliger Präsident der Tschechoslowakei. In seine erste Amtszeit von 1935 bis 1938 fiel das Münchener Abkommen, das die Abtretung der Sudetengebiete an Hitler-Deutschland besiegelte. Seine zweite Amtszeit von 1945 bis 1948 wurde von der Vertreibung der deutschen Minderheit aus der damaligen Tschechoslowakei überschattet. Sein Name ist in Deutschland daher insbesondere mit den nach ihm benannten Beneš-Dekreten verbunden, die die Vertreibung auf eine rechtliche Grundlage stellen sollten. Anlässlich seines 60. Todestages am 3. September wurde in Tschechien aber insbesondere seiner Verdienste um die tschechoslowakische Eigenstaatlichkeit zwischen den Weltkriegen gedacht. Außerdem erinnerte man an Beneš’ Bemühungen zur Errichtung einer Demokratie hierzulande, die durch die kommunistische Machtübernahme im Februar 1948 zunichte gemacht wurden. Rolf Ladusch aus Cottbus schreibt uns dazu:

„Der Beitrag über Edvard Beneš hat mein Interesse geweckt. Beneš war mir wirklich nur aufgrund der Dekrete bekannt.“

Ins gleiche Horn stößt auch Lutz Winkler aus Schmitten.

„Von den vielen Beiträgen, die Sie täglich ausstrahlen hat mich derjenige über den 60. Todestag von Edvard Beneš besonders interessiert. Vielleicht fällt es mir leichter, über das Thema zu schreiben, weil ich kein Betroffener der gleichnamigen Dekrete bin und auch keinen in meiner Familie kenne. Die Reduktion des Namens auf diese Dekrete hat aber bisher geklappt – es war sehr interessant zu erfahren, welche Leistungen Edvard Beneš noch erbracht hat, und welche Rolle er in seiner Zeit spielte. Da ist Deutschland noch nicht so weit: Populistisch werden dort Namen und Ereignisse immer zusammengeworfen. Ich denke, es war besser, keine deutschen Politiker zu der Veranstaltung einzuladen.“

Herr Winkler schrieb uns im Übrigen von seinem Krankenbett aus. Nach einem Herzinfarkt ist er aber zum Glück wieder auf dem Weg der Besserung. Lieber Herr Winkler, die deutschsprachige Redaktion von Radio Prag wünscht Ihnen eine erfolgreiche Genesung, und dass sie so schnell wie möglich wieder zu vollen Kräften kommen! An dieser Stelle wünschen wir auch allen anderen Hörern, die mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben, „Gute Besserung!“


Ein weiteres Thema, das Sie interessiert hat, war die geplante Privatisierung der tschechischen Post und deren Ankündigung landesweit knapp 180 Filialen zu schließen. Hans Kopyciok aus Rostock meint dazu:

„Der Beitrag im Radiofeuilleton brachte mich zum Schmunzeln. Fordern Sie von Ihren Mächtigen nie die Post zu privatisieren! Wir in Deutschland können ein Lied davon singen. Früher gab es bei uns in Rostock fünf Postämter. Heute sind nur noch drei Filialen vorhanden. Wenn das so weitergeht geben wir künftig die Post beim Bäcker ab.“

Ihm pflichtet unser Hörer Helmut Matt aus Herbolzheim bei. Auch er warnt – aus eigener Erfahrung – vor der Auslagerung von Postdienstleistungen an andere Geschäfte.

„Nun marschiert also auch die tschechische Post in Richtung Service-Wüste. Daniel Kortschaks Beschreibung der österreichischen Zustände lassen nichts Gutes ahnen. Dass es auch in Ihrem Land so schlimm kommen wird, wollen wir nicht hoffen. Internet und elektronische Kommunikation stehen, wie Sie richtig festgestellt haben, nicht allen Menschen zu Verfügung. Dazu kommt, dass besonders ältere Menschen, die mit Computer und Internet nicht ohne weiteres zu Recht kommen, durch den Abbau von Postleistungen über Gebühr belastet würden. Ob, wie Herr Kortschak vermutet, die deutsche Lösung ein Vorbild für die Tschechische Republik sein könnte, möchte ich aber bezweifeln. Besonders in kleineren Städten und ländlichen Gebieten kämpfen die privat geführten Postläden ständig ums Überleben. Eine Geschäftsaufgabe folgt der anderen. Hinzu kommt, dass die wenigen echten Postfilialen völlig überlastet sind. Menschenschlangen von 15 Metern sind da die Regel.“

Mittlerweile hat der Konflikt um die tschechische Post schon eine neue Wendung genommen. In der vergangenen Woche hat eine Sprecherin erklärt, dass vorerst keine Filialen geschlossen werden sollen. Man werde zwar ab Januar 2009 – wie geplant – versuchsweise mobile Postämter einsetzten. Die traditionellen Postfilialen blieben aber vorerst weiter geöffnet. Im Zuge der heftigen Proteste gegen die zuvor angekündigte Umstrukturierung, hat am vergangenen Mittwoch Karel Kratina, der Generaldirektor der tschechischen Post, seinen Rücktritt erklärt.


Nun ist es aber wieder an der Zeit eine der Fragen zu beantworten, die wir von Ihnen geschickt bekommen haben. Phillippe Schaetti aus Basel hat uns etwas gefragt, das auch viele andere von Ihnen wissen wollen:

„Mich würde sehr interessieren, aus welchem Musikstück das Rufzeichen von Radio Prag stammt.“

Die Melodie, die Sie immer zu Beginn und am Ende unserer Sendungen hören können, ist ein kurzer Auszug aus Antonin Dvořáks Symphonie „Aus der Neuen Welt“ aus dem Jahre 1893. In unserem Jingle ist sie allerdings ein wenig verfremdet und anders instrumentiert. Das Motiv wird in der Symphonie mit einer Klarinette oder von Streichersätzen gespielt. Die Symphonie „Aus der Neuen Welt“, die Dvořák während eines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten von Amerika schrieb, ist sein bei weitem berühmtestes Werk. Sie zählt bis heute zu den beliebtesten Stücken im Repertoire von Symphonie-Orchestern auf der ganzen Welt.

Und damit sind wir schon wieder am Ende unseres heutigen Hörerforums angelangt. Ich hoffe Sie hören unsere Sendung noch bis das Motiv Dvořáks wieder erklingt und schalten auch bald wieder zu.

Wenn Sie Beiträge besonders interessiert haben, können Sie die auf unseren Internetseiten noch einmal nachhören oder nachlesen. Besuchen Sie dazu die Website www.radio.cz. Ihre Anmerkungen, Fragen, Empfangsberichte und sonstigen Zuschriften können Sie uns auch per Email an [email protected] senden. Selbstverständlich sind wir aber auch für Post auf traditionellem Weg dankbar. Die können Sie schicken an Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Machen Sie es gut und bis in zwei Wochen zu einer neuen Ausgabe des Hörerforums.