Die Zukunft der Kurzwelle, Nummernschilder und StB-Akten

Wieder sind zwei Wochen vergangen. Das bedeutet: Es ist wieder Zeit für Ihre Rubrik, das Hörerforum. Wir haben wieder unseren Briefkasten geöffnet. Außerdem haben wir Neuigkeiten für die Kurzwellenhörer unter Ihnen.

Ahoj und herzlich Willkommen zum Hörerforum! Das Wichtigste vorweg: Radio Prag wird auch weiterhin auf Kurzwelle senden. Unsere Verhandlungen mit dem Außenministerium haben ergeben, dass der Etat von Radio Prag nur um 15 Prozent gekürzt wird. Die Kürzungen machen sich in allen Haushaltsposten bemerkbar. So wird zum Beispiel die digitale DRM-Ausstrahlung eingestellt. Doch auch der neue gekürzte Haushalt ermöglicht uns einen der Kurzwellensender im ostböhmischen Litomyšl weiterhin zu betreiben, aber nur einen. In unserem Sendeschema fällt deshalb zu jeder Sendezeit eine der beiden Frequenzen aus Litomyšl weg. Die Sendezeiten bleiben aber die gleichen.

Kurzwellensendern im Litomyšl | Foto: Radio Prague International
Wie auch immer: Die wichtigste Nachricht ist wohl, dass Radio Prag der Kurzwelle erhalten bleibt. Das findet auch Siegbert Gerhard aus Frankfurt:

„Ich freue mich, dass die Kurzwellensendungen von Radio Prag weiter gehen. Radio Prag ist mir wichtig, und zwar seit 1970. Vor runden 40 Jahren habe ich die Sendungen von Radio Prag zum ersten Mal gehört und bin mit wachsender Begeisterung treu geblieben.“

Vielen Dank, Herr Gerhard! Nicht nur für Ihre nette Email, sondern auch für Ihren Protest gegen die Einstellung der Kurzwelle vor wenigen Monaten. Genauso wie Herr Gerhard haben viele weitere von Ihnen Briefe, Postkarten und Emails an die zuständigen Stellen gesendet, um das drohende Ende der Kurzwellensendungen von Radio Prag zu verhindern. Auch dank ihrer überwältigenden Unterstützung wird Radio Prag der Kurzwelle erhalten bleiben. Und deswegen geht im Namen aller Mitarbeiter von Radio Prag ein großes Dankeschön an Sie, unsere treuen Hörerinnen und Hörer in aller Welt!

Foto: Archiv ČRo 7
Vielen Dank aber auch für ihre Empfangsberichte, über die wir uns also auch in Zukunft hoffentlich freuen dürfen. Stellvertretend für alle die uns gehört und darüber einen Bericht verfasst haben, seien an dieser Stelle erwähnt Horst Garbe aus Waldkirch, Dietmar Wolf aus Hammelburg, Wolfgang Gröppel aus Witten-Stockum, Norbert Hansen aus Weilmünster, Dieter Kraus aus Neumünster und Udo Scherbaum aus Demitz-Thumitz.


Auch von Bernhard Henze aus Köhra haben wir einen Empfangbericht bekommen. Dazu hat Herr Henze auch noch einen Bericht über seine eineinhalbtägige Kurzreise nach Prag geschickt, die er in der Weihnachtszeit unternommen hat. Auch wenn der Grog auf dem Weihnachtsmarkt „dünn wie der Pfiff einer Maus gewesen“ sei, sei der Aufenthalt insgesamt schön gewesen, schreibt er. Seit seiner Prag-Reise brennt Herrn Henze aber eine Frage auf der Seele:

„Es hat mit den Nummernschildern der Autos zu tun. Es gibt Nummernschilder, die mit Buchstaben beginnen, die meisten aber beginnen mit einer Ziffer, dann folgt ein Buchstabe, dann wieder eine Ziffer, und nach einem Leerzeichen folgt eine vierstellige Zahl. Wie erkenne ich, woher das Auto kommt? Gliedert sich das nach Landkreisen, nach Städten oder nach Regionen? Könnten Sie bitte ein wenig Licht ins Dunkel bringen?“

Illustrationsfoto
Können wir! Wie Sie richtig vermutet haben, kann man auf den Nummernschildern erkennen, wo das Auto zugelassen wurde. Der eine Buchstabe, der von zwei Ziffern eingerahmt wird, zeigt den Landkreis an, aus dem das Auto kommt. Meist entspricht der Buchstabe dem Anfangsbuchstaben des Kreises. Also P für den Kreis Plzen / Pilsen, U für den Kreis Ústí nad Labem / Aussig, L für den Kreis Liberec / Reichenberg und so weiter. In manchen Fällen gilt diese Regel allerdings nicht. So ist zum Beispiel der Buchstabe für die Hauptstadt Prag ein A. Früher, das heißt vor dem Jahr 2002, hatten die tschechischen Nummernschilder noch ein anderes Format. Damals begannen die Kennzeichen noch mit einer Buchstabenkombination, die auf den Bezirk zurückging, im dem das Fahrzeug zugelassen wurde. Danach folgte eine mehrstellige Zahl. Auch diese alten Nummernschilder sind noch gültig. Sie werden aber über kurz oder lang aus dem tschechischen Straßenverkehr verschwinden.

Kommen wir zu einer weiteren Hörerfrage. Geschickt hat sie uns Thomas Kubaczewski aus Falkensee:

„Gestern habe ich mit meiner Frau die einstige Zentrale der DDR-Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg besucht. Nun würde ich gerne wissen, ob sich auch in der Tschechischen Republik endlich etwas getan hat im Hinblick auf die Akten des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes. Kann der normale Bürger ‚seine Akten’ einsehen oder werden sie immer noch unter Verschluss gehalten? Wie geht man in Tschechien mit diesem politischen Nachlass um?“

Die Frage ist gut, die Antwort aber leider nicht ganz einfach. Zwar gibt es auch hierzulande seit Anfang 2008 eine Institution, die – ähnlich wie in Deutschland die so genannte Birthler-Behörde – die Akten des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes, kurz StB, verwaltet. Dies ist das Institut zum Studium totalitärer Regime. Theoretisch hat dort jeder Bürger die Gelegenheit, Akteneinsicht zu nehmen. Das Prozedere dabei wird jedoch häufig kritisiert. Einer der schärfsten Kritiker des Instituts zum Studium totalitärer Regime ist der ehemalige Dissident Stanislav Penc. Er bemängelt, dass man eine ganz genaue Suchanfrage nach einem bestimmten StB-Spitzel stellen muss. Vorraussetzung sei also, dass man schon weiß, wer einen bespitzelt hat, beziehungsweise, dass man einen konkreten Verdacht hegt, sagt Penc. Um vorzuführen, wie er sich den Aktenzugang für jedermann vorstellt, hat Penc daher die Namen von zehntausenden mutmaßlichen StB-Spitzeln auf seinen Internetseiten veröffentlich. Die entsprechenden Akten wurden Penc von dem früheren Leiter des slowakischen Nationalarchivs zugespielt. Ihre Veröffentlichung wurde wiederum vom Institut zum Studium totalitärer Regime kritisiert. Es seien darin viele Namen von Personen aufgeführt, die nur unter Druck mit dem StB eine Vereinbarung abgeschlossen hatten, und als Spitzel gar nicht in Erscheinung getreten seien. Die Akten müssten deshalb vor einer Veröffentlichung gründlich untersucht werden, was Penc nicht getan habe. Über diesen Streit zwischen dem Institut zum Studium totalitärer Regime und seinen Kritikern haben wir mehrfach in unseren Sendungen berichtet. Der Streit dauert bis heute an und dürfte so schnell nicht beigelegt werden. Sollte sich etwas Neues ergeben, werden Sie es auf Radio Prag erfahren.


Es ist noch Zeit für eine Anmerkung. Sie betrifft die Novelle zum Strafrecht, die in Tschechien seit Jahresbeginn in Kraft ist. Richter haben nun die Möglichkeit, Straftäter statt Gefängnis zu einem Hausarrest zu verurteilen. Heinz Günter Hessenbruch aus Remscheid hält davon nichts:

„Die Strafe ist viel zu milde. Der Täter muss doch spüren, dass die Gesellschaft sein Verhalten nicht akzeptiert. Daher soll auch eine Inhaftierung und die damit verbundenen Einschränkungen den häuslichen Komfort ersetzen!“

Ob der Hausarrest tatsächlich eine Alternative zum Gefängnisaufenthalt ist, wird wohl die Praxis zeigen müssen. Die neue Strafe ist aber nicht nur aus strafrechtlichen Aspekten eingeführt worden. Der Gesetzgeber erhofft sich vom Hausarrest in Zukunft auch, das Problem der überfüllten tschechischen Gefängnisse zu lösen.

Nun sind wir aber wirklich am Ende des heutigen Hörerforums angelangt. Über weitere Anmerkungen, Fragen und Empfangsberichte freuen wir uns weiterhin. Hier sind noch einmal unsere Adressen: Die Schneckenpostanschrift lautet Radio Prag, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik. Per Email erreichen Sie uns unter [email protected]. Machen Sie es gut und auf Wiederhören in zwei Wochen!