Betrugsverdacht gegen Fußballboss Chvalovsky erhärtet sich

Der tschechische Premier Milos Zeman hatte sich unlängst unzufrieden über die bisherigen Ergebnisse der von seiner Partei initierten Aktion "Saubere Hände" geäußert. Bei dieser wollten die regierenden Sozialdemokraten die schlimmsten Fälle bei der Wirtschaftskriminalität im Lande zu Tage fördern und überführte Straftäter entsprechend verurteilen lassen. Mit Beginn des neuen Jahres ist allerdings etwas Zug in die Enthüllungen gekommen, wie die Verurteilung von fünf Teilhabern dreier Investitionsfonds und die über fünfjährige Haftstrafe des ehemaligen Tennisprofis Milan Srejber belegen. Jüngsten Meldungen zufolge ist nun auch der Chef des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes, Frantisek Chvalovsky, wegen Betrugsverdachts in das Fadenkreuz der Ermittler geraten. Nähere Einzelheiten von Lothar Martin.

Milan Srejber, der 37-jährige frühere Tennisprofi, war bekannt und gefürchtet für seine knallharten Aufschläge. Doch nach Beendigung seiner aktiven Karriere Anfang der 90er Jahre leistete der sich zum Unternehmer gewandelte Zwei-Meter-Hüne einen Doppelfehler nach dem anderen. Die ihm zur Last gelegten Verfehlungen bezogen sich auf die Tätigkeit seiner Firma Srejber Tennis Investing, derzufolge er sich in den Jahren 1995 und 1996 auf gesetzwidrige Weise um mehr als 13 Millionen Kronen (ca. 750.000 Mark) bereichert habe. Das Prager Stadtgericht sah es als erwiesen an, dass Srejber mit Wertpapieren in einer Form gehandelt habe, wie sie in den gesetzlich festgelegten Richtlinien über diese Form des Unternehmertums untersagt ist. Wegen des Missbrauchs von Informationen bei der Geschäftsanbahnung wurde Srejber daher am Freitag vergangener Woche zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Der Ex-Davis-Cup-Spieler hat gegen dieses Urteil Berufung eingelegt.

Nur einer Woche später berichtet die auflagenstärkste tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" in ihrer Freitagausgabe, dass die Ermittler in Sachen Wirtschaftskriminalität nun auch den obersten Fußballboss des Landes, den Unternehmer Frantisek Chvalovsky, ganz fest ins Visier genommen haben. Über ein halbes Jahr seien die Geschäfte zwischen dem Bankhaus Komercni banka und den Firmen C.A.S./Satrapa schon der Gegenstand ihrer Ermittlungen und man sei zu dem Schluss gekommen, dass einige dieser Transaktionen der Straftat des Betrugs entsprechen, schreibt das Blatt und führt weiter aus, dass die unternehmerische Tätigkeit von Chvalovsky gerade mit diesen Firmen eng verknüpft sei.

"Er ist einer der Verdächtigen," wird der Leiter des Ermittlungsausschusses für Wirtschaftskriminalität Milan Siska zitiert, der zudem die Verbindlichkeiten der beiden Firmen gegenüber der Bank mit 2,4 Milliarden Kronen (ca. 130 Millionen Mark) beziffert. Chvalovsky bestreitet die Höhe der Schuldensumme, die ihm zufolge bei einer halben Milliarde Kronen liege und nicht durch ihn, sondern die Tätigkeit der Firmen angehäuft wurden sei. Er fühle für diese Misswirtschaft lediglich eine moralische Verantwortung. Man darf gespannt sein, wie er diese in den kommenden Tagen und Wochen zu tragen gedenkt.