Beutelwolf trifft Riesenalk: Ausstellung „Arche Noah“ im Nationalmuseum
Das Prager Nationalmuseum verfügt über die größten naturwissenschaftlichen Sammlungen in der tschechischen Hauptstadt. Vor allem die zoologische Dauerausstellung, die früher im alten Museumsgebäude zu sehen war, ist immer gut besucht. Das Hauptgebäude ist zurzeit wegen einer umfassenden Instandsetzung geschlossen. Eine große Auswahl von Tierexponaten verschiedener Art ist jedoch nun auch im neuen Museumsgebäude zu sehen.
„Die Aufgabe der Arche Noah ist es, während der Instandsetzung des Nationalmuseums im neuen Gebäude einen Teil der naturwissenschaftlichen Sammlungen zu zeigen. Nach der Wiedereröffnung des alten Museumsgebäudes soll dort eine Dauerausstellung gezeigt werden, die noch viel größer ist als zuvor. In der Arche Noah werden rund 700 Tierarten präsentiert, insgesamt sind hier rund 1500 Tierexponate zu sehen. In der ursprünglichen zoologischen Ausstellung im Nationalmuseum waren rund 3000 Tierarten vertreten. Zudem gab es dort Exponate aus dem Bereich Mineralogie, Petrologie, Geologie und Anthropologie. Wir haben uns bemüht, in der Arche Noah möglichst viele Exponate aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Bereichen zu zeigen. Der Großteil der Ausstellung konzentriert sich auf die Zoologie, mit weniger Exponaten sind die Botanik, die Mykologie, Entomologie und Paläontologie vertreten.“
Die Ausstellung ist wie die biblische Arche Noah gestaltet, auf einem stilisierten Schiff ist eine vielfältige Auswahl von Tieren versammelt. Radek Šanda ist Kurator der Ausstellung:„Die Ausstellung zeigt Tiere aus der ganzen Welt. Aus Europa, Nordamerika und Nordasien sind unter anderem Elch, Wildschwein, Braunbär, Wolf und Luchs zu sehen. Von den afrikanischen Tieren werden beispielsweise Fleckenhyäne, Löwe, Nilkrokodil, Gnu und verschiedene Arten von Affen und Menschenaffen gezeigt.“
Zu sehen sind auch Tiere, die ausgestorben sind wie beispielsweise der Beutelwolf. Diejenigen, die ihn sehen möchten, müssen sich beeilen, weil er nur eine bestimmte Zeit lang ausgestellt wird. Dazu Radek Šanda:
„Die Exponate der ausgestorbenen Tierarten sind wahrscheinlich die wertvollsten Gegenstände, die sich in den Sammlungen der naturwissenschaftlichen Museen auf der ganzen Welt befinden. Sie werden in der Regel nicht ausgestellt, denn es ist notwendig, sie vor allen schädlichen Einflüssen zu schützen. Das muss man verstehen, denn heute lässt sich beispielsweise einen Beutelwolf nicht mehr fangen. Darum haben wir uns entschieden, die wertvollen Exponate nur für eine bestimmte Zeit zu zeigen. Dies macht die Dauerausstellung attraktiver. Wir haben mit dem Beutelwolf begonnen, später wird er durch andere ausgestorbene Tierarten aus unseren Sammlungen ersetzt.“ Als Nächstes wird der Beutelwolf durch den Riesenalk abgelöst, einen flugunfähigen Seevogel, der im 19. Jahrhundert ausgestorben ist.Die Mehrheit der Exponate sind ausgestopfte Tiere. Zudem werden auch speziell für die Ausstellung hergestellte Modelle von weniger bekannten Tieren gezeigt. Jaroslav Hlaváč:
„Die Mehrheit der Tiere wurde bei Expeditionen im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts getötet. Die neuen Zuwächse in den naturwissenschaftlichen Sammlungen des Nationalmuseums stammen meist von Spendern. Die Exponate großer Tiere, die nicht mehr gejagt werden dürfen, stammen von Tieren, die im Zoo gestorben sind und dem Nationalmuseum geschenkt wurden. Das Nationalmuseum als Institution hat die Aufgabe, Sammlungen zu bilden und zu verwalten. Aus den Sammlungen soll das Museum jene Objekte aussuchen, die eine besondere Geschichte erzählen oder auf andere Weise herausragen, und sie der Öffentlichkeit zeigen.“
Doch ausgestopfte Tiere bilden in den naturwissenschaftlichen Sammlungen des Museums die Minderheit. Der größte Teil sind sogenannte Trockenpräparate wie zum Beispiel von Insekten. Auch eine Auswahl von diesen Präparaten wird in der Ausstellung gezeigt.Ein Aspekt der „Arche Noah“ ist auch, auf die Bedrohung der Tierwelt aufmerksam zu machen. Der Kurator:
„Die Ausstellung konzentriert sich hauptsächlich auf zwei Themenkreise. Erstens beschreibt sie die Verbreitung der Tiere auf der Erde und macht die Besucher darauf aufmerksam, dass diese Verbreitung kein Zufall ist. Dies ist die sogenannte Zoogeographie. Der zweite Themenkreis betrifft den Naturschutz. Bei den Tierexponaten wird erwähnt, ob und wie stark die Tierart in freier Wildbahn gefährdet ist.“
Seit 1963 führt die Weltnaturschutzunion (IUCN) die internationale Rote Liste gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Sie unterscheidet verschiedene Gefährdungsstufen von „ausgestorben“ über „vom Aussterben bedroht“ bis zu „nicht gefährdet“.In einer selbständigen Sektion der Ausstellung sind verschiedene Aspekte des Naturschutzes dargestellt. Kurator Šanda:
„Es werden dort die verschiedenen Stufen von Naturschutzgebieten beschrieben, bis hoch zu den Nationalparks, und zwar sowohl im Ausland als auch in Tschechien. Zudem wird auf den Handel mit in freier Wildbahn lebenden Tieren und mit Pflanzen hingewiesen. Nicht zuletzt sind die internationale sowie die tschechische Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu sehen.“
Die Ausstellung „Arche Noah“ ist im neuen Gebäude des Nationalmuseums in der Straße Vinohradská 1 zu sehen. Das Museum ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.