Bienen, Brücken und Beamte – tschechisches Aufbauteam verlässt Afghanistan
Der tschechische Truppenabzug aus Afghanistan beginnt. Als erstes hat das zivile Aufbauteam in der Provinz Logar seine Arbeit beendet. Fünf Jahre lang haben tschechische Fachleute dort der öffentlichen Verwaltung und den Bewohnern geholfen. Zum Team gehörte aber auch ein militärisches Kontingent, das zum Teil noch weiter in der Provinz tätig sein wird.
„Wir haben sicher nicht den Wiederaufbau im Sinn des Wortes geschafft. Da der Krieg in Afghanistan schon mehr als 30 Jahre andauert, reichen fünf Jahre einfach nicht aus. Kaum jemand in Tschechien kann sich den Umfang der Zerstörung in Afghanistan vorstellen. Wir bräuchten mindestens noch einmal so viel Zeit, um ungefähr zum Zustand vor Beginn des Krieges im Jahr 1978 zurückzugelangen.“
Das tschechische Team bestand aus einem kleineren zivilen und einem größeren militärischen Teil. Insgesamt 50 Fachleute haben in den fünf Jahren in Logar ihr Wissen weitergegeben, die Zahl der Soldaten lag indes bei 2500. Zum einen mussten die zivilen Kräfte beschützt werden, zum anderen haben die tschechischen Militärs auch afghanische Soldaten und Polizisten in der Provinz ausgebildet. In geringerem Umfang wird das auch jetzt noch weitergeführt. Doch die zivilen Berater haben diese Woche das Land am Hindukusch verlassen. Matyáš Zrno fasst zusammen, was sie erreicht haben:„Wir konnten einen Teil der grundlegenden Infrastruktur aufbauen, wie Schulen, Zentren für die medizinische Versorgung, Staudämme, Brücken oder Stege. So ein Steg ist eine einfache Sache zum Überqueren von Gewässern, aber er kann den Menschen fünf Kilometer Fußmarsch ersparen. Wir haben viel mit den afghanischen Behörden vor Ort zusammengearbeitet. Ich hoffe, dass sie wenigstens etwas von dem mitgenommen haben, was wir ihnen versucht haben beizubringen.“Knapp 150 Projekte hat das tschechische Aufbauteam geleitet. Die Ausgaben für die Projekte lagen bei umgerechnet zwölf Millionen Euro. Probleme hat der starke Einfluss der Taliban unter der ländlichen Bevölkerung bereitet, aber auch die großen kulturellen Unterschiede sowie die allgegenwärtige Korruption:
„Sie haben gewusst, dass wir Geld haben. Die Staatsangestellten haben versucht das nicht nur zum Wohl der Provinz auszunutzen, sondern auch zu ihrem eigenen Wohl. Die schlimmsten Auswüchse haben wir, so hoffe ich aber, verhindern können“, so Zrno.Da Logar sehr ländlich ist, haben die tschechischen Spezialisten viele Schulungen für Landwirte abgehalten. Im Mittelpunkt standen dabei Rinderzucht und Milchproduktion - aber nicht nur. Vladislav Günter hat im tschechischen Außenministerium in Prag die Projekte des Aufbauteams koordiniert:
„Daneben haben unsere Spezialisten für Landwirtschaft festgestellt, dass viele Bewohner der Provinz Bienen züchten und den Honig auch verkaufen. Darin haben sie ein gewisses Potenzial erkannt, weil der afghanische Markt mit Bienenprodukten noch nicht gesättigt ist. Also haben sie die Imker darin geschult, gesundheitlich unbedenklichen Honig herzustellen. Im Endeffekt hinterlassen wir in Logar eine Produktionsgenossenschaft, die den Honig verarbeitet und auf dem Markt vertreibt.“Ob die Produktionsgenossenschaft sich halten kann, das weiß indes niemand. Denn nur die Zukunft könne zeigen, wie nachhaltig die Arbeit des tschechischen Aufbauteams war, betonen Vladislav Günter und Matyáš Zrno.