Big Brother im Klassenzimmer - Videoüberwachung an Prager Gymnasium

Die Sicherheit an Schulen. Sie wird immer wieder thematisiert, wenn in den Medien Berichte über Schikanierungen und Gewalt zwischen Schülern, über den Verkauf von Drogen und über Sachbeschädigungen erscheinen. Nach besonders tragischen Ereignissen, wenn z.B. Schüler Geiseln nehmen, Menschen verletzten oder sogar töten, wie es in Amerika, Deutschland und anderen Ländern geschehen ist, werden Forderungen nach Sicherheitsvorkehrungen an den Schulen laut. Ein Privatgymnasium in Prag hat jetzt als vorbeugende Maßnahme Kameras in Fluren und Klassenzimmern installiert.

Aus den Ecken der Klassenzimmer und der Gänge am Prager Privatgymnasium Josef Skvorecky luken Objektive von Videokameras hervor. Die Schulleitung hat diese Kameras installieren lassen. Sie hofft, dadurch die Sicherheit zu erhöhen, das Schuleigentum zu schützen und Schikanierungen unter den Schülern verhindern zu können. Direktor Vaclav Kristof möchte mit den Kameras aber auch noch andere Dinge überprüfen:

"Ob in jeder Klasse ein Lehrer ist und ob der Unterricht läuft. Die ganze Schule abzulaufen war bisher schwierig", sagt Vaclav Kristof.

Die Schüler des Skvorecky-Gymnasiums sind mit der Installierung der Kameras überhaupt nicht einverstanden:

"Wir betrachten dieses Prinzip als Verletzung unserer persönlichen Freiheit, als Verletzung unseres Rechts auf Privatsphäre", sagt der Schüler Adam Ondricek. Und die Schülerin Lorri Fligic ergänzt:

"In den Klassen und während der Stunden kommt mir das ganze indiskret vor."

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Kameras in Schulfluren sind aber nicht mehr so außergewöhnlich und werden von einigen Schuldirektoren begrüßt:

"Das ist eine ausgezeichnete Art und Weise, die ganze Schule in jedem Moment zu kontrollieren und selbstverständlich eine sichere Prävention",

so Radim Jendrejas, Direktor des Gymnasiums Svatopluk Cech in Prag. Das tschechische Schulministerium verbietet den Einsatz von Videokameras in den Schulen nicht, wie die Sprecherin des Schulministeriums, Michaela Taschnerova, betont:

"Es gibt keine Schulvorschriften, die den Einsatz von Kameras spezifizieren oder verbieten. Es ist immer Sache der Schulen, ob sie die Kameras installieren wollen oder nicht."

Der tschechische Ombudsmann, Otakar Motejl, betont aber, dass genau geprüft werden muss, ob Kameras in geschlossenen Räumen das Recht auf Privatsphäre verletzen. In jedem Fall wird sich das Amt für Datenschutz mit dem Fall der Skvorecky-Schule beschäftigen, weil die Schulleitung die Kamerabilder archivieren will - und das unterliegt in jedem Fall dem Gesetz. Das letzte Wort über die Kameras in den Klassenzimmern ist aber noch nicht gesprochen. Schuldirektor Kristof möchte noch die Meinung der Eltern einholen.