Billigflug-Gesellschaft Ryanair zieht sich bis Ende Oktober aus Prag zurück

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Das größte Unternehmen unter den Billigfluglinien, die irische Fluggesellschaft Ryanair, wird ab dem Winter-Flugplan nicht mehr in Prag starten oder landen. Ryanair wird dann in Tschechien nur noch die Flugverbindung von Brno / Brünn nach London betreiben. Weshalb sich Ryanair vom tschechischen Markt weitgehend zurückzieht, darüber hat Radio Prag mit der Verkaufsmanagerin der irischen Firma, Henrike Schmidt, gesprochen.

Frau Schmidt, die heutige Pressekonferenz wurde angekündigt unter der Schlagzeile: „Die Zukunft von Ryanair auf dem Flughafen Prag-Ruzyně. Jetzt aber war von Ihnen zu hören, dass es zwischen beiden Partnern keine Zukunft geben wird. Warum?

Henrike Schmidt  (Foto: ČTK)
„Wir haben dem Prager Flughafen ein Angebot vorgelegt, das darauf hinauszielte, hier eine Basis von Ryanair einzurichten, die es uns ermöglicht, mit sechs Flugzeugen insgesamt 33 Fluglinien von Prag aus betreiben zu können. Unsere Wachstumsideen sind aber von der Flughafenverwaltung nicht angenommen worden, und so haben wir entschieden, uns von Prag zurückzuziehen. Ryanair selbst wächst, und wir erwarten, dass wir im kommenden Finanzjahr schon 73 Millionen Passagiere befördern werden. In dem Sinne sind wir auf der Suche nach Flughäfen, die unser Wachstum unterstützen. Dazu gehören Kosteneinsparungen sowie die Idee, eine Basis einzurichten. Der Prager Flughafen hat sich aber dagegen entschieden.“

Flughafen Prag-Ruzyně
Sie sagen, die Verhandlungen sind an der Kostenfrage gescheitert. Welche sind die hohen Kosten, die sich gegenüberstehen?

„Ich kann Ihnen zu den Verhandlungen generell nichts sagen, ich kann Ihnen leider auch nichts sagen, inwieweit wir uns angenähert haben. Aber es sind die Flughafenkosten an sich, auf die wir uns leider nicht einigen konnten.“

Sie bieten derzeit fünf Fluglinien von Tschechien aus an, die bis Ende Oktober auf eine Flugverbindung reduziert werden. Welche Fluglinien fallen weg, welche bleibt?

Henrike Schmidt  (Foto: ČTK)
„Momentan bieten wir von Prag aus an Birmingham, Dublin, Stockholm und Frankfurt-Hahn. Diese vier Strecken werden gestrichen, im Juli Birmingham und Frankfurt, am 28. Oktober dann auch Dublin und Stockholm. Von Brünn aus fliegen wir nach London-Stansted, und diese Linie bleibt auch bestehen.“

Bleibt also nur noch Brünn übrig. Wollen Sie in Zukunft vielleicht auf andere Flughäfen in Tschechien zurückgreifen? Und wenn ja, welche wären das?

„Wir sind auf alle Fälle in Verhandlungen mit Flughäfen in ganz Europa, nicht aber unbedingt mehr in Tschechien. Andererseits will ich hiermit betonen: Wir haben noch nicht aufgegeben, wir ziehen uns nicht aus Tschechien zurück, sondern wir ziehen uns aus Prag zurück.“

Foto: Adrian Pingstone,  www.wikimedia.org
Es ist bekannt, das Ryanair eine harte Preispolitik betreibt, denn auch nur so kann die Fluggesellschaft ihre Billigtarife an die Kunden weitergeben. Die renommierten Flughäfen in Mitteleuropa sind aber nicht gewillt, auf die von Ryanair gewünschten Niedrigpreis-Vorstellungen einzugehen. Vor Prag haben die Iren so auch in Warschau und Wien eine Absage erhalten. „Zu Recht“, sagte der Experte für Flugverkehr bei der tschechischen Analytikfirma Cyrrus, Jan Procházka, der die Entscheidung der Prager Flughafenverwaltung begrüßte. Auch Prag müsse sich seinen guten Ruf bewahren und gleiche Bedingungen für alle Fluggesellschaften anbieten, so Procházka. Andererseits ist der Analytiker überzeugt davon, dass die Iren ihr letztes Wort in Tschechien noch nicht gesprochen haben. Bestimmt wird Ryanair zu den Fluggesellschaften gehören, die man in Vodochody bei Prag wieder sehen wird, meint Procházka. Das würde dann der Fall sein, wenn die ehrgeizige Investmentgruppe Penta ihr Vorhaben in die Tat umsetzt, und die alte Start- und Landebahn des Flugzeugherstellers Aero Vodochody in einen modernen Flughafen für Billigfluglinien umbaut.