Bischöfe online
12 Bischöfe nebeneinandersitzend, sich beratend, gemeinsam versammelt - das ist schon ein ungewohntes Bild. 12 Bischöfe, die zudem auch noch hinter Computern hocken und mit diebischer Freude im Internet surfen - das ist in der Tat neu. Die tschechische Bischofskonferenz tagte am Montag in ungewohntem Rahmen. In Zusammenarbeit mit der deutschen katholischen Glaubensinformation beschäftigten sich die Hochwürden mit Möglichkeiten, die das Internet auch für die Kirchen bietet. Ein Bericht von Jürgen Webermann. Es liest Jitka Mladkova:
Nein, diesmal ging es nicht um theologische Grundfragen oder um Differenzen mit dem Vatikan. Es ging um e-mails, links, web-Adressen, im Großen und ganzen um Jesus online. Mit Begeisterung und großem Eifer surften die Mitglieder der Bischofskonferenz in dem Technologieparadies der Prager Siemens-Filiale durch das World-Wide-Web, besuchten Seiten der katholischen Brüder in Deutschland, oder testeten bekannte tschechische Suchmaschinen. Referenten der katholischen Glaubensinformation, die unter anderem im Internet Gläubige wie Nicht-Gläubige berät, informierten über Seelsorge im Internet und weitere Chancen, die die neue Informationstechnologie den Kirchen bietet. Frantisek Radkovsky, Bischof von Pilsen, ist einer der Geistlichen, die das Netz schon längst für ihre Arbeit entdeckt haben:
Die tschechische Kirche ist mittlerweile in allen Bistümern online vertreten. Vor allem für Menschen, die unsicher sind, ob sie einen Seelsorger aufsuchen, bietet das Internet unter http://www.cirkev.cz beachtliche Möglichkeiten. Denn Anonymität, so bestätigten die deutschen Seelsorger, nimmt vielen Menschen die Angst, ihre Sorgen darzulegen. Nicht wenige suchen deshalb den ersten Kontakt mit der katholischen Kirche im Internet, einige von ihnen entdecken auf diese Weise sogar ihren Glauben. Ganz sicher aber ist es wesentlich leichter, einen Klick mit der Maus zu tun, als sich einen Termin beim ortsansässigen Pfarrer zu organisieren. Laut Bischof Radkovsky ist die Resonanz auf Internet-Angebote auch in Tschechien groß:
Das einzige Problem ist für die Kirche der Missbrauch: Scherzhafte Online-Beichten, oder - in Deutschland geschehen - Fundamentalisten, die web-Adressen wie "katholisch.de" benutzten, um gegen Pastöre, Bischöfe und Papst zu wettern. Ansonsten macht die digitale Revolution auch vor der tschechischen Filiale des Weltunternehmens Kirche nicht halt. Bischöfe wie Frantisek Radkovsky, aber auch der Prager Kardinal Vlk sind täglich online, beantworten e-mails, suchen nach Anregungen auf anderen web-Seiten zum Beispiel katholischer deutscher Anbieter. So gesehen ist ein Bischof, der im Internet surft, eigentlich nichts besonderes. Dass aber gleich 12 Kollegen in Dreiergruppen wie Schüler hinter Computern hocken gleichzeitig online sind, schon.