Böhmische Blasmusik lebt (medial) wieder auf

Kmochův Kolín (Foto: David Sedlecký, CC BY-SA 3.0)

Die Blasmusik ist mit Böhmen und Mähren untrennbar verknüpft genauso wie das Bier, die deftige Küche oder das Eishockey. In den letzten Jahren war es (medial) allerdings etwas ruhiger geworden um die „Volksmusik tschechischer Art“. Das will der Tschechische Rundfunk nun ändern und hat im Mai ein neues Format für eine Hitparade der Blasmusik eingeführt.

Kmochův Kolín  (Foto: David Sedlecký,  CC BY-SA 3.0)
Am vergangenen Wochenende fand in der Elbestadt Kolín zum 53. Male das Kmochův Kolín statt. Das ist ein internationales Festival der Blasmusik zu Ehren des berühmten Kapellmeisters František Kmoch. Der Komponist und Dirigent ist ein Sohn der Stadt, er ist allerdings schon von über 100 Jahren verstorben. So wie das hierzulande sehr populäre Festival schien zuletzt auch die traditionelle Blasmusik etwas in die Jahre gekommen zu sein. In mehreren Rundfunksendern, wo diese Musik in den 1990er Jahren noch rauf und runter gespielt wurde, wurden die sogenannten Hitparaden der Blasmusik zurückgedrängt, runderneuert oder auch eingestellt.

Letzteres traf auch auf die Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks zu. Nach einigen Jahren, in denen die einprägsamen Melodien dieses Genres nur noch unregelmäßig ausgestrahlt wurden, hat der regionale Sender im südböhmischen České Budějovice / Budweis nun wieder so etwas wie eine Hitparade eingeführt. Und zwar aus einem einfachen Grund: Auch die Blasmusik hat sich weiterentwickelt, viele Kapellen haben sich verjüngt oder aber ganz neue Orchester sind hinzugekommen. Um dem Hörer diese Veränderungen zu Gehör zu bringen, strahlte der Regionalsender aus Budweis ab dem 1. Mai die Sendung „7x7 jarních dechovek“ aus.

Úhlavanka  (Foto: YouTube)
An sieben Sonntagen im Frühjahr wurden folglich je sieben Titel dieses Genres gespielt, und die Hörer hatten die Möglichkeit, den ihrer Meinung nach schönsten Titel auf Platz eins zu wählen. Die Sieger der ersten drei Sendungen waren beispielsweise die „Křištínská polka“ der Kapelle Úhlavanka aus dem westböhmischen Klatový / Klattau, der Titel „Krojovaná frajírečka“ der Kapelle Záhorienka sowie „Kytička malá“ der Muzikanti z jižních Čech (Musikanten aus Südböhmen). Nach der siebten Sendung am vergangenen Wochenende kommt es an diesem Sonntag quasi zum Finale der sieben jeweiligen Tagessieger. Ob der Tschechische Rundfunk diese oder eine ähnliche Sendung jedoch weiterführen wird, ist noch nicht bekannt.

Autor: Lothar Martin
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