František Kmoch: Der Godfather der tschechischen Blasmusik

Der Dirigent und berühmte Blasmusikkomponist František Kmoch schrieb über 230 Stücke der Marsch- und Tanzmusik. Diese werden bis heute auf Dorffesten und bei Bällen in Tschechien gespielt.

Kmochs Kapelle | Foto: Tschechisches Fernsehen

Seine erste Kapelle gründete František Kmoch bereits 1871. Später wurde aus der achtköpfigen Formation die offizielle Kapelle der Kolíner Sokol-Bewegung, also dem örtlichen Turnverband. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere hatte das Ensemble bis zu 70 Mitglieder. Das erste Konzert von František Kmochs Ensemble fand vor 150 Jahren statt, am 15. Mai 1872.

Soundtrack der Nationalen Wiedergeburt

Foto: Tschechisches Fernsehen

Die Kompositionen Kmochs spielten eine wichtige Rolle in der Zeit der Nationalen Wiedergeburt. Während der Habsburgermonarchie stärkte die Blasmusik das tschechische Nationalbewusstsein. So erklangen Kmochs Stücke etwa bei der Enthüllung des Josef-Jungmann-Denkmals, das in der Prager Innenstadt bis heute an den Sprachwissenschaftler und Hauptvertreter der Nationalbewegung erinnert. Auch bei weiteren Veranstaltungen war Kmochs Truppe dabei. So spielte das Sokol-Orchester etwa bei der Eröffnungszeremonie des Turnfests in Prag.

Berühmt auch im Ausland

Seit er zehn Jahre alt war, komponierte František Kmoch Musik. Er überarbeitete und arrangierte ältere Volkslieder und hatte großen Anteil an der Rettung dieses Teils des tschechischen Kulturguts. Außerdem komponierte er Musik zum Tanz, also Polkas, Walzer und Mazurkas. Am bekanntesten blieb aber seine Marschmusik.

Foto: Michal Trnka,  Tschechischer Rundfunk

Kmoch war mit seinem Orchester weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Kolín hinaus bekannt. Er wurde auch von anderen Städten für Auftritte angefragt – in verschiedenen Ländern Europas. So trat die Gruppe in Krakau (1884), Budapest (1885) und Wien (1899) auf. Die Kapelle tourte ebenso durch Russland und reiste bis nach Amerika.

Kmoch und Kolín

Kmochs Kolín | Foto: David Sedlecký,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

František Kmoch hatte Angebote für Dirigentenposten in mehreren Städten. Doch er blieb seiner Heimat Kolín immer treu. Ein Volkslied, das die Stadt in Mittelböhmen besingt, kennt bis heute fast jeder Tscheche. Im ursprünglichen Liedtext beweint ein Mädchen ihren Liebsten, der im Jahre 1757 in der Schlacht bei Kolín gefallen ist. Im Laufe der Zeit wurde der Text jedoch verändert und erhielt eine fröhlichere Botschaft. „Kolíne, Kolíne“ ist der wohl bekannteste Titel aus Kmochs Repertoire.

Die Stadt Kolín ist in Tschechien eng mit traditioneller Volksmusik verbunden. Das internationale Blasmusikfestival „Kmochs Kolín“ (Kmochův Kolín) hat diesen Ruf noch verstärkt. Es wird bereits seit 1961 veranstaltet. Die letzten beiden Jahrgänge mussten wegen der Corona-Pandemie ausfallen, aber in diesem Jahr können sich Blasmusikfans wieder vom 10. bis 12. Juni auf das Festival ganz in der Nähe von Prag freuen. Orchester aus Tschechien und dem Ausland werden dabei sicher auch einige Werke von Kmoch zum Besten geben. Auch die Tanzauftritte der bunt gekleideten Majoretten dürfen dabei nicht fehlen.

https://www.facebook.com/kmochuvkolin/

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