Budvar-Brauerei vor Wirtschaftsprüfung: Schlechte Geschäfte mit Anheuser Busch?
Eines der am besten florierenden Unternehmen, das der tschechische Staat noch nicht veräußert hat, ist die Budvar-Brauerei in Ceske Budejovice / Budweis, die möglicherweise in nicht allzu ferner Zeit auch privatisiert werden soll. Derzeit aber sieht sie sich mit einem anderen Problem konfrontiert, weswegen ihr jetzt eine umfassende staatliche Kontrolle ins Haus steht.
Am Donnerstag und Freitag reiste der tschechische Premierminister Mirek Topolanek durch Südböhmen. Bei dieser Reise handelte es sich jedoch nicht um einen vorgezogenen Osterausflug, sondern um einen Arbeitsbesuch mit mehreren wichtigen Schwerpunktthemen. Zum Beispiel einer Visite des Autobahnabschnitts Chotoviny - Mezno, die ein Teilstück der im Bau befindlichen Autobahn D3 ist, die die Region Südböhmen mit der Hauptstadt Prag verbinden soll. Auch dem umstrittenen Autokraftwerk Temelin stattete Topolanek einen Besuch ab. Der wohl gewichtigste Anlaufpunkt seiner Tour aber war das Staatsunternehmen Budejovicke Budvar, das er erst zum Abschluss seiner Dienstreise aufsuchte. Und das aus gutem Grund. Denn der Regierung war zu Ohren gekommen, dass die weltbekannte Brauerei in letzter Zeit unvorteilhafte Geschäfte in den Vereinigten Staaten betreiben soll, und noch dazu mit einem Erzrivalen - dem US-Unternehmen Anheuser-Busch. Mit den Amerikanern hat Budvar im vergangenen Jahr einen Vertrag abgeschlossen, auf dessen Grundlage Anheuser Bier des südböhmischen Konkurrenten auf dem amerikanischen Markt unter der neutralen Marke Czechvar verkaufen soll. Wenn dem so ist, dann würde das "den Wert der Marke Budvar" schmälern, wetterte Industrie- und Handelsminister Martin Riman. Daher wollten Topolanek und seine drei mitgereisten Minister bei ihrem Treffen mit der Direktion der Budvar-Brauerei von dieser eine erste Stellungnahme hören zu den medial verbreiteten Vorwürfen, was Landwirtschaftsminister Petr Gandalovic bestätigte:
"Wir werden uns natürlich darüber unterhalten, in welcher Art und Weise die jeweiligen Vertragsbeziehungen mit den Abnehmern und Händlern auf das Wirtschaften der gesamten Firma Einfluss genommen haben."
Tiefgründige und überzeugende Antworten sind von solchen Treffen zumeist nicht zu erwarten. Daher bildete es lediglich den symbolischen Auftakt für eine umfassende Wirtschaftsprüfung, derer sich das Unternehmen von seinem obersten Dienstherren, dem tschechischen Staat, in den nächsten Wochen wird unterziehen müssen. Denn ein eventuell beschmutztes Image könnte den Staat teuer zu stehen kommen. Weshalb? Die Budvar-Brauerei ist eines jener großen "Goldstücke", die er meistbietend veräußern will. Möglicherweise noch innerhalb der Legislaturperiode der Topolanek-Regierung. Experten zufolge hat nämlich allein die geschützte Marke Budvar einen Wert von rund einer Milliarde Dollar.Mit dem amerikanischen Kontrahenten Anheuser-Busch führt die Budvar-Brauerei einen schon 100 Jahre währenden Streit über das Urheberrecht der internationalen Marke Budweiser. In den meisten Ländern haben die Südböhmen den Rechtstreit für sich entschieden. Doch jetzt gehört ausgerechnet die amerikanische Firma zu den aussichtsreichsten Anwärtern auf eine mögliche Übernahme des tschechischen Exportschlagers. Bierkennern schwant nichts Gutes bei dieser Vorstellung. Na denn: Wohl bekomms, solange ein Budvar aus Budweis noch wie ein Budweiser aus Böhmen schmeckt!