Bürgerinitiative will kommunistisches Gefängnis in Uherské Hradiště in ein Museum verwandeln

Foto: Jakub Vojáček (veznice.uh.cz)

Für Hunderte von Menschen ist der Ort mit ungeheueren Leiden verbunden: das Gefängnis in der südmährischen Stadt Uherské Hradiště. In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden dorthin während der inszenierten politischen Prozesse Verhaftete transportiert und mit brutalsten Methoden verhört. Das Gefängnisareal wird seit 1962 nicht mehr genutzt und das historische Baudenkmal aus dem 19. Jahrhundert droht vollständig zu verfallen. Eine Bürgerinitiative bemüht sich nun darum, im ehemaligen Gefängnis eine Gedenkstätte einzurichten. Die Initiatoren haben ihr Vorhaben am Mittwoch in Prag vorgestellt.

Foto: Jakub Vojáček  (veznice.uh.cz)
Das Gefängnisareal in Uherské Hradiště wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Später nutzten es zuerst die Nazis und danach hauptsächlich in den fünfziger Jahren auch die Kommunisten. Der historische Gebäudekomplex gehört dem Justizministerium. Die Stadtvertreter von Uherské Hradiště bemühen sich seit Jahren, ihn dem Ministerium abzukaufen und ihn in ein Museum zu verwandeln. Die Verhandlungen über die Überschreibung des Areals auf die Stadt waren bislang erfolglos.

Der historische Gebäudekomplex befinde sich in einem elenden Zustand, sagt Petr Slinták, der aus der Gegend von Uherské Hradiště stammt. Zusammen mit einigen Freunden hat er sich entschieden nun zu handeln:

„Die Initiative für eine würdige Nutzung des Gefängnisses ist spontan entstanden. Bei uns wird oft darüber diskutiert, wie man an die Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit erinnern soll und wie man die Gegenwartsgeschichte unterrichten soll. Da fiel uns ein, dass es gut wäre, das Gefängnis in ein Museum des Gedächtnisses des tschechischen Volkes zu verwandeln.“

Die Bürgerinitiative, die sich für das Museum einsetzt, entstand im Januar. Seitdem sei sie in den wenigen Wochen ihres Bestehens von Menschen aus den verschiedensten Bereichen unterstützt worden, so Petr Slinták. Dazu gehörten mehrere tschechische Schriftsteller, Filmregisseure und Historiker.

Foto: Marek Malůšek  (veznice.uh.cz)

„Wir möchten vor allem verhindern, dass das historische Areal versteigert wird und das Gelände danach zu kommerziellen Zwecken genutzt wird. Es geht uns darum, hauptsächlich den Teil des Gefängnisses, wo sich die Kapelle und die Einzelzellen befinden, in ein Museum zu verwandeln. Es ist klar, dass wir bestimmte Kompromisse eingehen müssen. Denn die Renovierung des Gebäudes wird zweifelsohne mehrere Millionen Kronen kosten. Es freut uns, dass sowohl die Stadtvertreter wie beispielsweise Bürgermeister Libor Karásek, als auch die Regionalpolitiker aus dem Landkreis Zlín unserer Initiative entgegenkommen. Ich hoffe, dass wir mit ihnen auch weiterhin gut zusammenarbeiten werden.“

Um ihr Vorhaben durchzusetzen, hat Petr Slinták mit seinen Freunden im Februar eine Petition zusammengestellt. Diese haben bislang rund 1000 Menschen unterzeichnet. Die Petition soll dem Parlament, dem Ministerpräsidenten sowie der Justizministerin vorgelegt werden.

Alois Grebeníček,  1998  (Foto: ČTK)
Für die breitere Öffentlichkeit ist das Gefängnis in Uherské Hradiště vor allem mit dem Fall von Alois Grebeníček verbunden. Er gehörte in den 50er Jahren zu den brutalsten Untersuchungsrichtern der Staatssicherheit, die dort gewirkt hatten. Ende der 90er Jahre wurde gegen den einst berüchtigten Aufseher ein Gerichtsprozess eingeleitet. Grebeníček, der Vater des damaligen Parteichefs der tschechischen Kommunisten war, ist während all der Jahre jedoch nie vor Gericht erschienen. 2003 starb er dann. Den Fall hat die Regisseurin Kristina Vlachová in einem Dokumentarfilm beschrieben.

Mehr über die Initiative finden Sie unter www.veznice.uh.cz.