Bürgerinitiativen kämpfen gegen starken LKW-Verkehr im Grenzgebiet

Das Thermometer soll an diesem Wochenende in Tschechien drastisch fallen, doch Montag, der 1. September, wird mit Sicherheit ein heißer Tag. Denn neben dem lang angekündigten Streik der Lehrer und der Gewerkschafter im öffentlichen Dienst für höhere Löhne drohen nun auch zwei Bürgerinitiativen damit, an diesem Tag womöglich eine Blockade des tschechisch-deutschen Straßengrenzüberganges Cínovec/Altenberg durchzuführen. Über die Hintergründe dieses Vorhabens informiert Sie Lothar Martin.

Das verheerende Hochwasser des vergangenen Jahres hatte unter anderem im Erzgebirge seinen Ursprung, als sich dahin plätschernde Bäche urplötzlich in reißende Sturzfluten verwandelt hatten. Eine der Folgen davon war die Verwüstung der Infrastruktur in diesem Abschnitt des deutsch-tschechischen Grenzgebiets und in einem ganz konkreten Fall führte dies auch zur vorübergehenden Einstellung der LKW-Transporte am Grenzübergang Altenberg/Cínovec. Bis Anfang Juli diesen Jahres, als zumindest der Verkehr für Futter- und Lebensmitteltransporte wieder freigegeben wurde. Und ab kommenden Montag sollen sie wieder alle über die Passstraße diesseits und jenseits der Grenze die Bergkuppe hinauf schleichen: die lärmenden, stinkenden und die Grenzorte entlang der E55 voll stopfenden Brummis aus halb Europa. Eine Horrorvorstellung für die Einwohner der davon betroffenen Ortschaften, die sich auf der tschechischen Seite inzwischen in zwei Vereinigungen - den Bürgerinitiativen Obce proti kamionum (Gemeinden gegen Lastkraftwagen) und Krusnohorské koprník - zusammengetan haben, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Falls notwendig, wollen sie ihrem Protest auch mit einer kurzzeitigen Grenzblockade noch mehr Ausdruck verleihen. Doch es muss nicht soweit kommen, wie mir der Vorsitzende der erstgenannten Initiative, Karel Pesicka, versicherte:

"Wir veranstalten am Montag, dem 1. September, im Hotel Sport in Dubí eine Pressekonferenz, bei der unter anderem die Chefs der tschechischen Spediteursvereinigung Cesmad aus Roudnice nad Labem anwesend sein werden. Sie sollen uns nämlich das Versprechen geben, dass sie sofort nach der Fertigstellung und vollständigen Inbetriebnahme der Autobahnen D8 und A17 zwischen Prag und Dresden nicht mehr über den Grenzübergang Cínovec/Altenberg und damit auch nicht mehr durch unsere Ortschaften verkehren werden. Je nach Ausgang der Pressekonferenz wollen wir danach in einer entsprechenden Form gegen die Wiederinbetriebnahme des LKW-Verkehrs auf der E55 im tschechisch-deutschen Grenzgebiet protestieren."

Vom Ergebnis der Verhandlungen wird es also abhängen, ob die unzufriedenen Einwohner von Teplice/Teplitz, Dubí/Eichwald, Cínovec/Zinnwald und weiterer Orte nach der Pressekonferenz nur einen stillen Protestmarsch entlang der hiesigen Hauptverkehrsader oder aber eine Grenzblockade in Form einer Menschenkette durchführen werden. Auf alle Fälle seien sie sich jetzt - nach der schon ungewohnten Ruhe und Luftbereinigung dank des LKW-Fahrverbots nach dem Hochwasser - ihres Übels, unter dem sie leiden, noch stärker bewusst geworden, erklärt mir Pesicka. Deshalb wollen sie es diesmal nicht nur, wie geschehen, bei einer Petition an das tschechische Verkehrsministerium belassen, sondern für die Verbesserung ihrer Lebensqualität wenn nötig auch auf die Straße gehen. Denn, so Pesicka, die gestiegene Lärm- und Schmutzbelästigung sei nicht mehr hinzunehmen:

"Die Anzahl der Lastkraftwagen, die unsere Orte passieren, hat ganz enorm zugenommen. Vor dem Hochwasser waren es schon zwei- bis dreitausend LKW täglich, und jetzt befürchten wir, dass es noch weitaus mehr werden könnten. Und das ist schon nicht mehr vertretbar."