ČEZ-Generaldirektor Martin Roman tritt unerwartet zurück

Martin Roman (Foto: ČTK)

Ein wirtschaftliches Erdbeben erschütterte am Mittwoch die Tschechische Republik. Martin Roman, der 42jährige Generaldirektor des größten und erfolgreichsten Energielieferanten des Landes (ČEZ) trat unerwartet zurück. Roman hatte den Konzern sieben Jahre geleitet. Analysten und Kommentatoren rätseln, warum er gerade jetzt das Handtuch geworfen hat.

Martin Roman  (Foto: ČTK)
Die Antwort auf die Frage, warum der Rücktritt eines Managers die ganze Tschechische Republik interessiert, ist einfach: ČEZ ist eine der erfolgreichsten Firmen des Landes. Sie ist 400 Milliarden Kronen (etwa 16 Milliarden Euro) schwer und gehört zu 70 Prozent dem Staat. Ein Großteil der Gewinne fließt direkt in den Staatshaushalt und die Politik redet bei ČEZ immer mit.

Zu den Gründen des Rücktrittes erklärte Regierungssprecher Jan Osúch, dass er nur bestätigen könne, dass Martin Roman aus persönlichen Gründen zurückgetreten sei. Martin Roman selbst sagte am Freitag der Tageszeitung Hospodářské Noviny in einem Interview, er habe den Premierminister und den Aufsichtsrat bereits vor mehreren Monaten von seinem geplanten Rücktritt informiert. Premier Petr Nečas bestätigte dies:

„Es bleibt bei dem, was ich auch vorher gesagt habe, nämlich dass es zu einem Wechsel kommt. Herr Roman sollte im Februar den Vorstand von ČEZ verlassen und ich hatte auch nicht erwartet, dass er nach Februar nächsten Jahres weitermachen würde.“

Petr Nečas  (Foto: ČTK)
Allerdings scheint er erst im Februar 2012 mit dem Rücktritt gerechnet zu haben. Spekulationen mehrten sich, Roman wurde vom Premier zum Rücktritt gedrängt, weil der Energiekonzern im ersten Halbjahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent weniger Gewinn erzielt hatte. Roman verneinte dies mit dem Hinweis, dass der Einbruch ausschließlich auf unerwartete Ausgaben im zweiten Viertel dieses Jahres zurückzuführen sei. Für ihn sei es ein logischer Schritt, nach sieben Jahren an der Konzernspitze nun abzutreten und in den Aufsichtsrat zu wechseln. Im Durchschnitt blieben Manager in einer Position wie der seinen etwa sechs Jahre. Bohumil Trampota, Analytiker bei der J&T Bank, schätzt Romans Tätigkeit bei ČEZ auch sehr erfolgreich ein:

Daniel Beneš
„Martin Roman gehörte zu den Menschen, die ČEZ durch eine schwierige Zeit der Restrukturalisierung geführt haben. Er ist ein Mann mit einem reichen Schatz an Erfahrungen, der ČEZ an einen Platz in der Sonne des Energiesektors geführt hat, dorthin, wo ČEZ jetzt steht.“

Seine Fähigkeiten als Manager scheinen also nicht der Grund für den Rückzug gewesen zu sein. Sein Nachfolger im Amt, Daniel Beneš, ist seit vier Jahren als Exekutivdirektor bei ČEZ tätig. Der scheidende Generaldirektor Roman erklärte dann auch gegenüber der Tageszeitung Hospodářské Noviny, dass es klar gewesen sei, dass er ihm einmal auf den Posten des Generaldirektors folgen werde. Der Analytiker Trampota sieht in dieser Entscheidung auch keine Gefahr für die weitere Entwicklung des Konzerns:



Kraftwerk Lipno  (gehört zum Konzern ČEZ)
„Beneš arbeitet schon lange Zeit bei ČEZ. Er ist bereits seit dem Jahr 2007 Exekutivdirektor des Konzerns. Das bedeutet, dass er praktisch das Tagesgeschäft der gesamten Gesellschaft leitet. Ich erwarte von ihm keinen grundlegenden Wechsel der Strategie oder des Führungsstils. Ich denke, das ČEZ auf der Linie weitermachen wird, die sie bereits jetzt verfolgt.“

Martin Roman zeigt sich dann auch im Interview mit Hospodářské Noviny zufrieden mit dem, was er erreicht hat. Seiner Meinung nach sei der Konzern stabil, und stehe besser da als die Rivalen EON und RWE. Also der ideale Moment, um abzutreten.