ČFbU-Chef Šuman: WM in Tschechien wird Medienspektakel und Floorball-Fest
Das Sportjahr 2008 neigt sich seinem Ende zu. Im Dezember stehen nur noch einzelne Höhepunkte an, einer davon aber wird in Tschechien stattfinden: die siebte Weltmeisterschaft im Floorball.
„Die Floorball-Weltmeisterschaft in Tschechien wird mit Sicherheit das größte Medienspektakel in der Geschichte dieser Sportart. Das liegt zum einen darin begründet, dass das Tschechische Fernsehen gleich 13 Spiele des WM-Turniers live übertragen wird, und zum anderen daran, dass bestimmt weitere zehn europäische Fernsehsender von diesem Championat in Wort und Bild berichten werden. Fest steht bisher, dass insgesamt 17 WM-Spiele live übertragen werden, und zwar von zumindest einer europäischen TV-Station“, sagte der Präsident der Tschechischen Floorball-Union (ČFbU), Filip Šuman.
Mit großer Freude verkündete Šuman am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Prag, dass die siebte Weltmeisterschaft in einer Sportart, die man in Deutschland als Unihockey bezeichnet, ein ganz großes Highlight werden wird. Dafür, so Šuman, spreche auch dieser Fakt: „An dieser Stelle können wir bekannt geben, dass zum ersten Male in der Geschichte des Floorballs alle WM-Spiele der A- und B-Division live im Internet übertragen werden.“
In der Tat, auf der Internetseite www.florbalzive.cz können Fans und Interessenten dieser noch jungen Sportart alle 54 WM-Partien sehen. Dafür sorgen vier Produktionsgesellschaften und einige Internetserver, die im Vorfeld der Weltmeisterschaft ganze Arbeit geleistet haben, würdigt Šuman.
Eine Weltmeisterschaft im Floorball wird in Tschechien zum zweiten Male ausgetragen. Ihre WM-Premiere im Herzland Europas erlebte die Sportart, die man als moderne Form des Hallenhockeys mit Plastikball und -schläger beschreiben könnte, vor genau zehn Jahren, als Brno / Brünn und Prag die Austragungsorte waren. Doch was für eine rasante Entwicklung hat das tschechische Unihockey in dieser Zeit genommen! Als Beleg nenne ich nur einige Zahlen, die für sich sprechen: Vor zehn Jahren wurde Floorball in Tschechien von knapp 4600 Akteuren organisiert gespielt. Gegenwärtig verzeichnet die Tschechische Floorball-Union eine Mitgliederzahl von über 44.000 Spielern. 1998 trugen 156 Mannschaften ihre Wettbewerbe unter dem Dach der Union aus, heute sind es knapp 1200. Und auch die Anzahl der Wettbewerbe hat sich infolge der Aufstockung von Alters- und Leistungsklassen in den letzten zehn Jahren von 16 auf 128 erhöht.
Mit dieser Entwicklung geht natürlich auch das gestiegene Zuschauerinteresse einher. Auch hier konnte Filip Šuman vier Tage vor dem WM-Auftakt bereits beeindruckende Zahlen verkünden: „Ich kann schon heute sagen, dass zum Finale hundertprozentig über 10.000 Zuschauer in der Prager O2-Arena sein werden. Denn bereits jetzt sind 9500 Tickets verkauft.“
Die emsigen und ehrgeizigen Organisatoren des Championats haben weder Kosten noch Mühe gescheut, um die siebten Welttitelkämpfe zu einem wahren Floorball-Fest werden zu lassen.
„Bisher ist es wohl noch keinem Veranstalter einer Floorball-Weltmeisterschaft gelungen, dass eine Stadt, in der das Turnier ausgetragen wird, die WM so richtig lebt. Wer zum Beispiel vor zwei Jahren nach Stockholm kam, konnte dort nicht einmal ein WM-Plakat entdecken“, sagte Šuman und verwies mit Stolz darauf, dass das in den WM-Städten Prag und Ostrava /Ostrau vom 6. bis 14. Dezember ganz anders sein wird. In der Hauptstadt wird man zum Beispiel auf den Großleinwänden, die in jeder verkehrsstarken Metrostation installiert sind, aktuell über das WM-Turnier informiert. Aber auch in Ostrau und anderswo in Tschechien wird man vergleichsweise nah am Geschehen sein, versicherte Šuman:
„In ganz Ostrau wurden zum Beispiel 50 großflächige WM-Reklametafeln aufgestellt. Das gleiche gilt für viele Bahnhöfe im Land, in denen 190 WM-Tafeln installiert wurden. Zudem führen unsere Partner und Sponsoren eigene WM-Werbeaktionen durch. Nicht zu vergessen sind die WM-Spots, die bereits seit drei Wochen im Tschechischen Fernsehen laufen. Unsere WM-Kampagne haben wir wirklich groß aufgezogen, so dass ich sagen kann: Dieses Feld haben wir maximal bestellt.“
All ihren Einsatz und Aufwand in der WM-Vorbereitungszeit würden die tschechischen WM-Veranstalter nun gern belohnt sehen. Und zwar damit, dass sie nach dem Turnier davon sprechen können, die WM mit der höchsten Zuschauerzahl ausgerichtet zu haben. Und nach Möglichkeit soll, so Šuman, auch der bisherige Besucherrekord für ein WM-Spiel überboten werden:
„Ich weiß die Zahl für den bisher höchsten Besuch eines Floorball-Spiels ganz genau: Es waren 15.106 Zuschauer, die 1996 das erste WM-Finale in Stockholm verfolgt haben. Diesen Rekord würden wir gerne brechen, denn das ist unser großer Traum, für dessen Erfüllung wir die ganze Zeit lang kämpfen.“
Ein noch größerer Traum aber würde in Erfüllung gehen, wenn die tschechische Floorball-Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land auch eine Medaille gewinnen würde. Bisher ist ihr das nämlich erst einmal gelungen – bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren in der Schweiz. Damals unterlag sie im Finale dem bisherigen Monopolchampion Schweden mit 4:6 und holte somit Silber. Jawohl, das Team der „Tre Kronors“ hat bisher alle sechs Weltmeisterschaften gewonnen und ist auch der große Favorit für das bevorstehende Turnier in Tschechien. Nach den Schweden haben sich in der Weltrangliste die Finnen und die Schweizer positioniert, die mit schöner Regelmäßigkeit die Silber- oder Bronzemedaille erobert haben. Erst an vierter Stelle rangiert Tschechien. Deshalb formulierte Nationaltrainer Zdeněk Skružný die Ziele des Gastgeberteams zunächst auch realistisch:
„Natürlich wäre es schön, wenn wir eine Medaille gewinnen würden. Als wir aber unsere Ziele vor rund einem halben Jahr fixiert haben, da haben wir gesagt: Falls wir ins Halbfinale kommen und in den abschließenden beiden Begegnungen ausgezeichneten Floorball spielen, der Gegner aber besser ist, auch dann werden wir zufrieden sein.“
Aleš Jakůbek, mit 27 Jahren bereits einer der erfahrenen Spieler im tschechischen Team, ist sich aber sicher, dass die Mannschaft ihr Ziel erreichen kann: „Ich denke, unser Team ist so zusammengestellt, dass wir mehrere erfahrene Akteure in unseren Reihen haben, die mit dem Druck der Heim-WM umgehen und auch die jüngeren, unerfahrenen Spieler führen können. Wenn wir wie ein Team auftreten werden, können wir es schaffen.“
Und auch Trainer Skružný ließ sich schon etwas später von dem auf der Pressekonferenz einsetzenden WM-Fluidum anstecken und verkündete im leichten Überschwang: „Wie sagen doch immer die Eishockeyspieler und die Teams anderer Sportarten, in denen Play off gespielt wird: Am besten ist es, das letzte Spiel der Saison zu bestreiten und es dann auch zu gewinnen.“