Finnland neuer Weltmeister bei tschechischer Super-WM im Floorball

Finnland-Schweden (Foto: ČTK)

Am zurückliegenden Sonntag ist die siebte Weltmeisterschaft im Floorball beziehungsweise Unihockey in Prag zu Ende gegangen. Nach einem aufregenden wie spannenden Finaltag standen die Medaillengewinner fest. Zum Leidwesen vieler war Tschechien auch dieses Mal nicht darunter. Als WM-Gastgeber aber haben die Tschechen in jeder Hinsicht allerbeste Werbung für diesen Sport gemacht.

Finnland ist neuer Floorball- Weltmeister  (Foto: ČTK)
„Vor der Weltmeisterschaft haben wir gesagt, dass wir drei Ziele haben: einen hohen Besucherzuspruch sowie ein organisatorisches und ein sportliches Ziel. Bezüglich der Organisation und des Zuschauerandrangs kann ich sagen: Wir haben ein fast traumhaftes Ergebnis erzielt. Die organisatorische Arbeit verlief nahezu reibungslos, die Zuschauer haben eine erstklassige Atmosphäre entfacht, auf die jeder Fan wirklich stolz sein kann. Und ich denke, auch das tschechische Team hat hervorragende Leistungen gezeigt, doch wie das im Sport manchmal leider so ist, zum großen Glück fehlten nur ein, zwei Minuten. Wenn es das Team geschafft hätte, seine Aufholjagd im Spiel um Platz drei mit Erfolg zu krönen, dann hätten wir sagen können: Insgesamt ist uns eine märchenhafte Weltmeisterschaft gelungen.“

Mit diesen Worten bilanzierte der Präsident der Tschechischen Floorball-Union (ČFbU), Filip Šuman, eine Weltmeisterschaft, die fraglos in goldenen Lettern in die Geschichte des Floorballsports eingehen wird. Zu Tausenden strömten nämlich die Zuschauer in Ostrava / Ostrau und Prag in die Arenen und machten die Titelkämpfe zu einem Spektakel, das nicht nur WM-Organisationschef Šuman begeisterte.

„Mich persönlich haben hauptsächlich die Zuschauer überrascht, die das ganze Turnier über total phantastisch waren. Und zwar nicht nur hier in Prag, sondern auch in Ostrava“, sagte Daniel Folta, mit 31 Jahren einer der Routiniers in der tschechischen Mannschaft. Folta hat mehrere Jahre in der Schweiz gespielt, so dass er der deutschen Sprache mächtig ist. Sein einstiger Weggefährte in der Liga des Alpenlandes, der Schweizer Kapitän Matthias Hofbauer, fügte an:

„Die Zuschauer waren einfach sensationell, vor allem natürlich, wenn die Tschechen gespielt haben. Es war eine unglaubliche Stimmung! Und auch heute war es toll, zu erleben, wie sie noch minutenlang nach dem Schlusspfiff applaudiert haben, obwohl ihre Mannschaft das Spiel um Platz drei verloren hatte. Die Leute waren einfach dankbar für die Leistung, die ihre Mannschaft gezeigt hat. Und das ist ein sehr, sehr gutes Gefühl für die gesamte Unihockey-Gemeinschaft.“

Finnland-Schweden  (Foto: ČTK)
Šuman und Hofbauer sprachen es schon an – im Kampf um die Bronzemedaille standen sich am abschließenden Finaltag die Tschechen und die Schweizer gegenüber. Die zwischenzeitliche Wende in diesem Spiel, in dem die Gastgeber einen 1:3-Rückstand im letzten Drittel binnen sechs Minuten in eine 4:3-Führung verwandelten, riss die Zuschauer in der Prager O2-Arena förmlich von den Sitzen. Aber schon 20 Sekunden später, gut eine Minute vor der Schlusssirene, glich eben Matthias Hofbauer zum 4:4 aus, was eine Verlängerung zur Folge hatte. In dieser hatten die Gäste das glücklichere Ende für sich – 58 Sekunden vor Ablauf der Overtime traf Simon Stucki zum 5:4 für die Eidgenossen, die damit ihre fünfte WM-Medaille gewannen. Tschechien aber konnte seiner bisher einzigen Plakette, dem WM-Silber von 2004, keine weitere Medaille hinzufügen. Entsprechend groß war danach die Enttäuschung in der tschechischen Kabine:

„Wir müssen uns überhaupt nicht schämen. Doch wir sind nicht zur WM gekommen, um nur mitzuspielen, nein, wir wollten eine Medaille. Das aber ist uns nicht gelungen“, schluchzte Abwehrspieler Tomáš Chrápek. In der Tat: Die Mannschaft von Auswahltrainer Zdeněk Skružný absolvierte ein großartiges Turnier. Von den vier Gruppenspielen in Ostrau gewann sie drei und unterlag nur Serienweltmeister Schweden mit 4:5. Und beim 2:4 im Halbfinale gegen Finnland sowie der bereits erwähnten Niederlage gegen die Schweiz bot sie zum Teil mitreißendes Unihockey. An der erhofften Medaille schrammte sie also nur knapp vorbei. Was den Tschechen letztlich fehlte, um sie zu gewinnen, dazu meinte Kapitän Radim Cepek:

„Unser Problem liegt darin, dass wir für ein Tor zu viele Chancen brauchen. Gegen die Schweizer waren wir die überlegene Mannschaft, hatten mehr Torschüsse und haben nicht allzu viele Chancen der Schweizer zugelassen. Aber das reicht halt nicht, wir müssen einfach mehr Tore schießen.“

Tschechien-Schweiz  (Foto: ČTK)
Dennoch: die Schweiz und Tschechien, die den WM-Favoriten Schweden und Finnland alles abverlangten, haben zum sehr guten Niveau des Turniers maßgeblich beigetragen. So sah es auch der Schweizer Trainer Peter Düggeli:

„Ich glaube, dieses Turnier hat gezeigt, dass wir noch enger zusammengerückt sind. Vor allem die Schweiz und Tschechien haben ihre taktische Vorbereitung sehr gut erledigt. Von daher konnten sie mit Schweden und Finnland durchaus auf gleicher Höhe mithalten.“

Matthias Hofbauer, der Kapitän der Eidgenossen, hat eine ähnliche Meinung:

„Wir und die Tschechen haben eine große Moral bewiesen. Finnland und Schweden haben sicher die besten Kader, das ist unbestritten. Wir haben das aber mit unserer Mannschaftsleistung wettgemacht. Es gibt vielleicht noch eine kleine Differenz, die besteht. Ansonsten aber glaube ich, dass die besten Unihockey-Nationen noch näher zusammengerückt sind.“

Die Schweiz und Tschechien landeten also auf den Plätzen drei und vier, die starken Letten und Norweger auf den Rängen fünf und sechs. Das Finale aber wurde schon zum fünften Male von den beiden Topnationen in dieser Sportart, den Schweden und den Finnen bestritten. Die vier Endspiele zuvor hatte das Team der „Tre Kronors“ gewonnen, ebenso das Finale 1998 gegen die Schweiz und das Endspiel 2004 gegen Tschechien. Bis zum Prager Finale war es folglich allein den Schweden vorbehalten, die WM-Trophäe in Empfang zu nehmen. Daran sollte sich auch diesmal nichts ändern, doch die Finnen boten zunächst eine prima Vorstellung. Nach dem ersten Drittel lagen sie schon 4:0 in Front. Danach setzte der Titelverteidiger allerdings zum großen Zwischenspurt an. In der 46. Minute konnten die Blau-Gelben zum 4:4 ausgleichen und in der 52. Minute durch Jihde sogar mit 6:4 in Führung gehen. Die „Suomi“ aber kamen noch einmal zurück und schafften tatsächlich durch Vänttinen noch den 6:6-Ausgleich. Ein packendes Finale also, dessen Sieger in der Verlängerung ermittelt wurde. Und wer ist es geworden? Hier die Antwort:

Finnland hat Schweden mit 7:6 bezwungen und ist neuer Weltmeister!“ (Hören Sie auch in Real Audio)

Autor: Lothar Martin
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