ČNB-Bericht: Tschechiens Finanzsystem ist robust und krisengewappnet

Am Dienstag hat die Tschechische Nationalbank (ČNB) zum fünften Mal einen Bericht zur Stabilität des tschechischen Finanzsystems vorgelegt. Noch nie aber wurde diesem Bericht mit so großer Erwartung entgegen gesehen wie in diesem Jahr. Der Grund ist klar: die Finanz- und Wirtschaftskrise hat alle verunsichert. Der Generalgouverneur der Zentralbank, Zdeněk Tůma, aber gab Entwarnung: Der tschechische Bankensektor ist widerstandsfähig!

Foto: Archiv ČRo 7
Um festzustellen, welchen Belastungen der tschechische Bankensektor auch unter extremen Bedingungen standhalten kann, hat die Nationalbank mehrere Szenarien durchgespielt. Dabei wird das Finanzsystem so genannten virtuellen Belastungstests unterzogen. Das Ergebnis präsentierte Bankenratsmitglied Robert Holman:

„Die Ergebnisse der Belastungstests zeigen, dass das tschechische Finanzsystem gegenwärtig robust ist. Es sollte daher in der Lage sein, auch relativ starke Schockphasen aufzufangen.“

Der Beginn der Finanzkrise im vorigen Jahr war eine solche Schockphase, die der tschechische Bankensektor relativ problemlos gemeistert hat. Sollten nun noch weitere Negativszenarien folgen wie ein „nervöser Markt“ oder eine lang anhaltende Rezession, dann sei man auch darauf vorbereitet, versicherte Holman. Beide Szenarien würden zwar erfordern, dass in den Bankensektor Finanzspritzen von jeweils über einer Milliarde Euro fließen müssten, aber dazu sei man in der Lage.

Zdeněk Tůma
„Das tschechische Finanzsystem und speziell der Bankensektor sind stabil. Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition, da wir mit unseren Finanzen in den letzten Jahren sehr profitabel gewirtschaftet haben. Ein Merkmal, mit dem sich der tschechische Finanzsektor von anderen Ländern unterscheidet, ist die Tatsache, dass wir uns kaum ausländisches Geld geliehen haben. Das ist vor allem bei möglichen Kursschwankungen der Tschechischen Krone sehr wichtig, denn eine mögliche Abwertung unserer Währung würde daher nicht so gravierend ausfallen“, sagte Generalgouverneur Tůma.

Auch Tůma ist daher überzeugt, dass selbst eine recht tief greifende Rezession in Europa das tschechische Finanzsystem in seinen Grundfesten nicht erschüttern könne. Andererseits aber räumte Tůma ein:

„Es lässt sich aber nicht ausschließen, dass einige Banken in gewisse Probleme geraten könnten und deshalb dringend Kapital benötigen. Aber auch das sollte keine Sache sein, die von den Aktionären nicht zu meistern wäre. Ich rechne nicht damit, dass in solchen Fällen die Unterstützung des Staates erforderlich sein wird.“

Sollte ein solcher Fall aber dennoch auftreten, dann ist die Nationalbank darauf vorbereitet. In Tschechien gibt es derzeit 37 Banken einschließlich der Zweigstellen ausländischer Kreditinstitute. Laut Bankenrat Holman habe der tschechische Bankensektor als einziger in Mittel- und Osteuropa geringe Außenstände und ist somit nicht auf eine Fremdfinanzierung angewiesen.