Comenius-Museum in Naarden droht das Aus - Tschechien will helfen

Comenius-Museum im Naarden (Foto: CTK)

Dem Comenius-Museum im niederländischen Naarden droht die Schließung. Das Museum ist Teil der Gedenkstätte von Jan Amos Komenský, dem weithin geachteten tschechischen Theologen und humanistischen Pädagogen, der 1670 in Naarden seine letzte Ruhestätte fand. Die Schließung des Museums wäre ein Schlag ins Gesicht für das tschechische Selbstverständnis, Komenský als einen Großen der tschechischen Geschichte zu ehren und im Gedächtnis zu bewahren. Weshalb droht dann dieser Einrichtung das Aus - dazu mehr von Lothar Martin.

Comenius-Museum im Naarden  (Foto: CTK)
Die Comenius-Gedenkstätte in Naarden besteht aus einer Kapelle mit dem einst schon vergessenen Grab des Gelehrten sowie dem 1992 in einem angrenzenden Gebäude eingerichteten Museum. An dem im Jahre 1929 wieder entdeckten Grab von Komenský und der ihn beherbergenden Kapelle hatte der damalige tschechoslowakische Staat ein gehöriges Interesse und wollte diese Liegenschaft sogar kaufen. Doch die Niederlande bestand auf dem Eigentumsanspruch und bot der tschechischen Seite ihrerseits einen Mietvertrag zu dem symbolischen Entgelt von einem Gulden pro Jahr an. Der Vertrag wurde am 28. März 1933 unterzeichnet und besteht in seiner ursprünglichen Form bis heute. Allein diese Tatsache sei schon ein Pferdefuß, da sie die finanziellen Aufwendungen und Verantwortlichkeiten, die hier geleistet wurden bzw. zu übernehmen sind, nur sehr oberflächlich handhabe, nennt der Direktor des Comenius-Museums in Uherský Brod, Pavel Popelka, einen Kernpunkt des Problems. Denn die Tschechoslowakei habe bereits vor der Vertragsunterzeichnung einiges in die Kapelle investiert und, so Popelka weiter:

"Selbstverständlich hat die tschechische Seite auch nach der Unterzeichnung des Vertrags im Jahr 1933 einiges unternommen, zum Beispiel die komplette Renovierung der Kapelle mit Hilfe des künstlerischen Schaffens tschechischer und slowakischer Künstler. Dies alles wurde von unseren finanziellen Mitteln getragen. Allerdings hat der Vertrag seine rechtlichen Lücken, denn es ist ein Vertrag, der im Jahr 1933 unterzeichnet wurde und danach hat die damalige Tschechoslowakei eine komplizierte Entwicklung genommen. Sie wissen ja, wie oft sich bei uns alles geändert hat im Verlauf der Geschichte, und selbst wenn wir die Kapelle bis zum heutigen Tag zum symbolischen Preis von einem Gulden nutzen können, so ist das Ganze im wesentlichen rechtlich nur unvollkommen gelöst."

Das sieht auch die niederländische Seite so, die vor allem moniert, dass die tschechische Seite nur sporadisch in die Erhaltung der Gedenkstätte investiere und dass der Betrieb des der Kapelle 1992 angeschlossenen Museums ausschließlich von der Stadt Naarden finanziert werde. Und diese kleine holländische Stadt hat angesichts ihres riesigen Haushaltslochs von derzeit zwei Millionen Euro die Notbremse gezogen. Mit anderen Worten: Naarden will einem Stadtratsbeschluss zufolge die jährlichen Zuwendungen von 75.000 Euro für den Betrieb des Museums im kommenden Jahr halbieren und ab dem Jahr 2005 völlig einsparen. Deshalb stufte der Bürgermeister der Stadt, Jack Patijn, die gegenwärtige Situation um das Museum einerseits als "fünf vor Zwölf", andererseits aber nicht als hoffnungslos ein. Denn wenn man sich bei dem Rund-Tisch-Gespräch, das auf Initiative des tschechischen Botschafters Petr Kubernát für den 3. September in den Haag vorgesehenen ist, auf eine zukünftige Finanzierung einigen könne, sei noch nichts verloren, so Patijn. Und in Tschechien habe man sich auch bereits um eine finanzielle Unterstützung Gedanken gemacht, wie der Direktor des Comenius-Museums in Prerov, Frantisek Hýbl, durchblicken ließ:

"Ich habe davon gehört, dass es dort einige finanzielle Engpässe gibt, aber ich denke, es wird kein Problem sein, von unserer Seite ein paar Kronen aufzutreiben. Auch in der Comenius-Union werden wir dazu eine Stellungnahme verabschieden und wir werden alle möglichen Mittel und Wege suchen, dass es nicht zur Schließung des Museums kommen wird. Denn das wäre eine große Schande für unseren Staat."