ČSTV-Chef Kořan: Budgetkürzungen sind Gegenteil von dem, was Politiker uns versprochen haben

Pavel Kořan (Foto: ČTK)

Das eiserne Sparprogramm, das die neue tschechische Regierung im Land durchsetzen will, trifft alle Ressorts, und manche von ihnen sehr hart. Zu den Bereichen, die wegen der im Raum stehenden Kürzungen gar von einer existenziellen Gefährdung ihrer Tätigkeit sprechen, gehört der Sport. Dies zu verhindern, ist Aufgabe der Funktionäre des hiesigen Sport-Dachverbandes ČSTV.

Pavel Kořan  (Foto: ČTK)
Der Sport in Tschechien sei ernsthaft bedroht, weil ihm das Geld ausgehe, erklärten Funktionäre des Sport-Dachverbandes unlängst auf einer Pressekonferenz in Prag. Der ČSTV-Vorsitzende Pavel Kořan ließ dabei wissen:

„Aus der Zeitung haben wir die Information, dass die Regierung die Sportförderung schon in diesem Jahr um rund 50 Millionen Kronen kürzen will. Wir setzen voraus, dass davon nicht die Programme betroffen sind, denen der Staat über das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport seine Unterstützung zugesagt hat. Ich rede von der Unterstützung der Nationalmannschaften, der Talentförderung sowie von den Programmen ´Sport und Schule´ und ´Sport für alle´.“

Foto: Barbora Kmentová
Diese geplanten Kürzungen seien zwar schmerzlich, aber man könne sie wohl noch verkraften. Am ehesten dann, wenn damit Einschränkungen bei Investitionen, sprich: bei der Errichtung neuer Sportbauten verknüpft seien. Doch Kořan fährt fort:

„Weit mehr beunruhigt uns die Information über die Haushaltskürzungen im kommenden Jahr. Da ist in der heutigen Presse die Rede davon, dass die Regierung beabsichtige, die Sportförderung um weitere 160 Millionen Kronen zu kürzen. Das aber ist genau das Gegenteil von dem, worüber wir uns auf der Konferenz ´Sport und Staat´ verständigt haben.“

Tomáš Král  (Foto: Tomáš Adamec)
Die besagte Konferenz fand Anfang Mai in Prag statt, also knapp einen Monat vor den Wahlen. Und da hatten die Politiker, die für ein Mandat im Abgeordnetenhaus kandidierten, den Sportverbänden durch die Bank weg ihre volle Unterstützung zugesichert. Ein typisches Wahlversprechen also, was selten gehalten wird. Der Vorsitzende des tschechischen Eishockeyverbandes (ČSLH), Tomáš Král, macht seinem Unmut darüber Luft:

„Wenn der Staat dem Sport finanziell nicht ausreichend unter die Arme greift, dann wird sich das meiner Meinung nach schon in kürzester Zeit sehr negativ im gesamten tschechischen Sport bemerkbar machen.“

Dachverbandschef Kořan wurde sogar noch deutlicher:

„Natürlich verstehen wir, dass die weltweite Krise noch nicht zu Ende ist und dass die Regierung ihre Prioritäten setzen muss. In diesem Fall sollten die Herren aus der Regierungsriege dann aber auch vor die Öffentlichkeit treten und ihr sagen, dass wir in den nächsten 15 Jahren nur noch im Kraftdreikampf oder in anderen weniger attraktiven, weil nichtolympischen Sportarten Medaillen holen werden. Vermutlich wird man selbst im Eishockey nichts mehr gewinnen, weil die Folgen der Kürzungen auch diese Sportart systematisch aushöhlen werden, vor allem was die Talentförderung betrifft.“

Josef Dobeš
Wegen der plötzlichen Erkrankung von Schulminister Josef Dobeš steht das geplante Treffen der Funktionäre der Sportverbände mit einem Vertreter der Regierung noch aus. Auf der Pressekonferenz aber stellten Kořan und Co. auch klar, dass sie nicht nur als Bittsteller in diese Runde gehen wollen. Sondern auch mit einem klaren Konzept, wie sie selbst die Finanzierung des Sports ein gutes Stück mittragen können. Daher stehen derzeit auch alle Sportstätten, deren Miteigentümer der ČSTV ist, auf dem Prüfstand. Und eine ganz besonders: das riesige Spartakiade-Stadion auf dem Prager Strahov-Berg. Dort, wo früher die großen Massensportfeste unter Federführung des kommunistischen Sportverbandes stattfanden, befindet sich heute das Trainingsgelände des Fußball-Nachwuchses von Sparta Prag. Die marode Arena erbringt somit kein Geld, sondern verliert an Wert und Bedeutung. Der Sport-Dachverband plant deshalb ihren Verkauf, auch wenn er anteilsmäßig nur zehn Prozent der geschätzten sieben Milliarden Kronen für das gesamte Grundstück erhalten würde. ČSTV-Chef Kořan tritt aber etwas auf die Bremse:

„Dieses Thema ist vorerst nur eine Idee, denn es wurde in den dafür zuständigen Gremien des Sport-Dachverbandes bisher weder verhandelt noch diskutiert. Ebenso wenig mit den anderen Partnern, mit denen wir dafür in Verhandlungen treten müssten.“

Das aber soll schon im Frühherbst in Angriff genommen werden, versicherte Kořan.


Sparta Prag startet für Tschechien bei der ersten European Trophy im Eishockey

An diesem Mittwoch wird im europäischen Clubeishockey ein neuer Wettbewerb gestartet: die European Trophy. Es ist ein grenzüberschreitendes Turnier, an dem insgesamt 18 Mannschaften aus Schweden, Finnland, Norwegen, Deutschland, der Schweiz und Tschechien teilnehmen. Alle Teams versprechen sich davon eine bessere und attraktivere Vorbereitung auf die neue Punktspielsaison in ihren Ländern – auch Sparta Prag, der einzige Vertreter aus Tschechien. Was die Prager dazu bewogen hat, an diesem Turnier teilzunehmen, darüber habe ich mit dem Generalmanager des Clubs, Petr Bříza, gesprochen:

Petr Bříza  (Foto: ČTK)
„Was die European Trophy angeht, so werden wir mit einem breiteren Kader antreten, in dem auch Nachwuchsspieler eine Chance erhalten werden. Wir sind uns bewusst, dass das ein ziemlich hartes Turnier mit vielen Spielen ist. Deswegen gehen wir den Wettbewerb so an, dass wir im Turnier unsere Spieler Schritt für Schritt in Form bringen, ohne schon Höchstleistungen von ihnen zu erwarten. Aber natürlich haben wir die Ambition, die Finalrunde zu erreichen.“

Zur Entstehung des Turniers sagte Bříza:

„Das ist eine Superidee, die in Schweden entstanden ist. Das Turnier ist aus der Nordic Trophy hervorgegangen, die zuvor von den Schweden und Finnen ausgespielt wurde. Ich bin froh, dass Sparta dabei sein kann. Alle 18 Mannschaften haben sich wirklich ohne Einwände für die Ausrichtung dieses Turniers entschieden.“

Die 18 Mannschaften sind zunächst in zwei Neuner-Gruppen aufgeteilt, in denen jeder gegen jeden spielt. Sparta Prag bekommt es dabei in der so genannten Capital Division nacheinander mit Valerenga Oslo, IFK und Jokerit Helsinki, den schwedischen Teams Färjestad, Djurgaarden und Linköping sowie den DEL-Clubs Adler Mannheim und Eisbären Berlin zu tun. Die besten vier Mannschaften jeder Division erreichen das Finalturnier, das Anfang September in Salzburg und Zell am See in Österreich ausgespielt wird. Manager Bříza begrüßt die neue sportliche Herausforderung:

„Wir suchen die internationale Konfrontation und wir brauchen internationale Erfahrung. Deshalb ist die European Trophy ein guter Wettbewerb für das europäische Clubeishockey. Das Turnier ist aber nicht nur Sport, sondern auch ein neues Produkt. Dieses Produkt kann sowohl Sponsoren als auch die Fans interessieren. Und es kann den Clubs eine Antwort darauf geben, wie spielstark ihre Mannschaften tatsächlich sind. Das Turnier ist in der Tat ein langfristiger Vergleich, wie stark die einzelnen europäischen Ligen gegenwärtig sind.“

Autor: Lothar Martin
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