Czech Press Photo 2010: Paroubek, der verschmähte Fischflüsterer
Im vergangenen Jahr sorgte Sozialdemokraten-Chef Jiři Paroubek für Schlagzeilen: Während seines Wahlkampfes wurde er immer wieder von Demonstranten mit Eiern beworfen. Jetzt ziert sein Gesicht erneut die Titelseiten: Jan Zatorský hat eine Aufnahme von Paroubek gemacht, die eine gehörige Portion Ironie mitbringt. Er bekam dafür am Donnerstag den Publikumspreis des 15. Tschechischen Pressefotowettbewerbs verliehen. Gleichzeitig wurde im Altstädter Rathaus in Prag die Ausstellung mit allen Gewinnerfotos seit 1995 eröffnet.
„Das ist ein Foto, das wir nach einem Interview mit Jiři Paroubek für die Zeitung Mladá Fronta Dnes gemacht haben. Wir haben in der Nähe von seinem Büro einen Ort gesucht, an dem wir ein Foto machen können. Dann hat er im Vorraum seines Büros sein Aquarium gezeigt. Das seien seine persönlichen Fische, die er aus seinem Wochenendhaus zum Überwintern ins Büro bringen lassen habe“, so Jan Zatorský über sein Werk.
1995 erfolgte der Startschuss für den Tschechischen Pressefotowettbewerb. In acht Disziplinen, wie Sport, Politik und Alltagsleben, werden jeweils drei Preise verliehen. Während die Jury anfangs aus lokalen Persönlichkeiten zusammengesetzt war, besteht sie heute aus internationalen Größen der Fotowelt. Zum 15. Jubiläum wurden sowohl eine Retrospektive, als auch ein 350 Seiten starker Katalog gestaltet. Verändert hat sich vor allem die Technik. Analoge Fotografie wurde mittlerweile von digitaler abgelöst, Schwarz-Weiß durch Farbe ergänzt. Die Ausstellung spiegelt das Geschehen der letzten Jahre wieder. Jurymitglied Andrej Raiser erklärt:„Man kann nicht sagen, dass es irgendeinen besonderen Jahrgang gibt. Es hängt immer davon ab, was passiert, welche weltweiten Ereignisse es gibt. Wenn in einem Jahr Olympia stattfindet, werden viele Fotografien in der Kategorie Sport eingereicht.“
Die Bilder zeigen schockierende und provokative Szenen. Blutiges von Kriegsschauplätzen, Peinliches aus dem Promi-Leben, Emotionales aus der Sportwelt und dem Alltagsleben. Während Kunstfotografie eher zeitlos ist, muss Pressefotografie den Nerv der Zeit treffen. Aber wo liegt die Grenze zwischen Darstellen und Zur-Schau-Stellen? Fotograf Jiři Všetečka war 1995 und 1996 Preisträger des Wettbewerbs:„Ich glaube, dass jeder Fotograf seine moralische Grenze selbst bestimmen muss. Natürlich, wenn man in eine dramatische, schwierige Situation gerät, muss man fotografieren und man muss gut fotografieren. Und man muss ausdrücken, was man sieht. Ich habe den Eindruck, dass es allen Fotografen so geht, die in eine solche Situation geraten. Sie müssen fremden Leuten etwas aus ihrem Leben zeigen und daraus eine Nachricht machen.“
Noch bis 30. April ist die Ausstellung CzechPressPhoto im Altstädter Rathaus in Prag zu sehen.