Das 1.tschechisch-slowakische Bataillon bricht auf den Balkan auf
Donnerstag, letzte Woche des Monats, da steht - man kann mittlerweile wohl sagen - traditionsgemÄñ ein tschechisch-slowakisches Thema auf dem Programm, prÄsentiert gemeinsam von Radio Prag und Radio Slowakia International. So ist es auch heute! Willkommen zu Begegnungen sagt Ihnen, liebe Freunde, Jitka Mladkova.
Am Freitag, dem 25.Januar, haben sich im südböhmischen Cesky Krumlov/ Krumau die Präsidenten Tschechiens und der Slowakei, Vaclav Havel und Rudolf Schuster, aus einem besonderen Anlass getroffen. 500 tschechische und slowakische Soldaten haben auf der nahegelegenen Militärübungsbasis der UNO-Friedenskräfte in Boletice ihre mehrwöchige Vorbereitung auf eine gemeinsame KFOR-Mission beendet und werden gemeinsam, genau gesagt, als das 1.tschechisch-slowakische Bataillon, in die südserbische Provinz Kosovo aufbrechen. Ein historischer Tag: Zum ersten Mal nach der Teilung der ehemaligen Tschechoslowakei vor neun Jahren präsentieren sich die beiden Nachfolgestaaten gemeinsam auf diesem Gebiet. Dabei wollten auch die beiden Staatspräsidenten als Oberbefehlshaber der Streitkräfte ihrer Länder nicht fehlen. Nach der Übergabe einer Kampfstandarte an die Einheit sagte das tschechische Staatsoberhaupt (Zitat):
"Wir demonstrieren hiermit, dass wir nicht in uns selbst verschlossen sind, in unsere eigenen Probleme, sondern dass wir uns als Europäer und Bürger dieser Erde empfinden, denen es nicht gleich ist, wenn irgendwo etwas geschieht, und die einen Beitrag zum Frieden in verschiedenen Teilen der Welt leisten wollen."
Das neue Bataillon soll natürlich auch die guten bilateralen Beziehungen beider Länder symbolisieren, und nicht nur das! Der slowakische Präsident Schuster hat in diesem Zusammenhang noch ein Ziel seines Landes prägnant verdeutlicht (Zitat):
"Das gemeinsame Bataillon zieht nun als eine Einheit zweier Staaten aus, eines NATO-Mitglieds und eines NATO-Kandidatenlandes. Ich glaube, dass sie als NATO-Partner zurückkehren werden."
Zu den Hauptaufgaben der tschechisch-slowakischen KFOR-Einheit in Kosovo gehören neben dem Monitoring der inneren Grenze zwischen dieser südserbischen Provinz und der Serbischen Republik auch die Gewährleistung eines sicheren Lebensraums für alle dort lebenden Ethnien sowie die Unterstützung der unter der Schirmherrschaft amtierenden Verwaltungsorgane. Und wie sehen die Kommandanten selbst der Aufgabe entgegen, Tschechen und Slowaken sozusagen unter einen Hut zu bringen? Auf diese Frage von Radio Prag antwortete der Oberbefehlshaber des tschechisch-slowakischen KFOR-Kontingents, Oberstleutnant Lubomir Frk:
"Ich habe bereits an mehreren Friedensmissionen teilgenommen, darunter auch an der 1.UNPROFOR-Mission, wo wir schon mit Slowaken aufeinander trafen, so glaube ich, dass ich in der Lage bin, die Mentalität der einen und der anderen Seite zu verstehen. Ich will auch gestehen, dass ich slowakischer Nationalität bin!"
So kann man wohl von einem Tschechoslowaken sprechen! Das trifft teilweise auch auf den Befehlshaber der slowakischen Einheit innerhalb des gemeinsamen Bataillons zu. Außer dass er eine Zeitlang im südböhmischen Jindrichuv Hradec gelebt hat, trägt er einen typisch tschechischen Namen - Kovar/ auf Deutsch Schmied! Auf unsere eher rhetorische Frage, ob er glaube, dass seine Soldaten Sprachprobleme bei der Verständigung mit ihren tschechischen Kollegen haben könnten, erwiderte er offensichtlich im Scherz:
"Also das glaube ich nicht. Und sollte es doch mal vorkommen, dann habe ich ein tschechisch-slowakisches Militärwörterbuch zur Verfügung. Und wenn auch das nicht ausreichend sein sollte, fangen wir an Englisch zu reden."
Um seelische Unterstützung zu leisten, werden auch zwei Kapläne die Einheit nach Kosovo begleiten. Bei der Abschiedszeremonie in Cesky Krumlov haben sie an ihre Kampfstandarte ein Stoffband angeheftet. Die darin eingewebten Worte eines Psalms sollen die Soldaten daran erinnern, dass selig diejenigen seien, die das Recht und die Gerechtigkeit in jeder Zeit hüten!
Die Slowakei ist bemüht, auf dem Prager Nato-Gipfel im Herbst diesen Jahres die Einladung zum Beitritt zu bekommen. Zum erfolgreichen NATO-Beitritt des Landes soll auch das 1.tschecho-slowakische KFOR-Bataillon beitragen. Hören Sie mehr im folgenden Beitrag unseres Kollegen Dusan Dubravsky von Radio Slowakia International: