Das 4.Roma-Festival- Khamoro 2002 wurde eröffnet

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In Prag gibt es seit Dienstag um eine Sonne mehr: Khamoro - so heißt in der Roma-Sprache eben die Sonne und gleichzeitig auch das Weltfestival der Roma, das in der tschechischen Hauptstadt bereits zum 4.Mal feierlich eröffnet wurde.

Der Prager Oberbürgermeister Jan Kasl sagte bei dieser Gelegenheit im Altstädter Rathaus:

"Genau an dieser Stelle ist vor kurzer Zeit das 57. Internationale Musikfestival Prager Frühling eröffnet worden - unter der Schirmherrschaft desselben anwesenden Kulturministers und Teilnahme derselben Sponsoren. Das ist ein Zeichen dafür, dass Prag den Prager Frühling und Khamoro gleichermaßen hochschätzt. Wir sind uns der Bedeutung des Roma-Festivals für die Integration dieser Minderheit in die Majoritätsgesellschaft bewusst."

Bis Samstag erklingt an mehreren Orten in Prag die temperamentvolle Roma-Musik dargeboten durch verschiedene Ensembles aus aller Herren Länder - aus Großbritannien, Österreich, Holland, Portugal, Deutschland, Russland, Brasilien, kurzum aus 17 Staaten. Etwa 200 Musiker, Sänger und Tänzer wollen mit ihren Präsentationen eine Brücke schlagen und damit wieder einmal die Aufmerksamkeit der Mehrheitsgesellschaft, die so oft unzureichendes Verständnis aufweist für das Anderssein aufweist, für die ganz konkreten brennenden Probleme, auf die Roma-Problematik lenken. Deshalb stehen nicht nur Musikveranstaltungen auf dem Festivalprogramm, sondern auch verschiedene Vorträge und Diskussionen mit Experten bzw. Sachkundigen zu aktuellen Themen: "Aufgaben von Nichtregierungsorganisationen bei der Gestaltung der Koexistenz der Roma mit der Mehrheitsgesellschaft", " Stellung der Roma-Frauen in der Gesellschaft", "Geschichte der Literatur der europäischen Sinti und Roma, " Roma und die Wohnkultur" und andere.

Zwei Namen waren bei der Eröffnung des Khamoro-Festivals faktisch in aller Munde - Jelena und Dzemil Silajdzic. Ein Ehepaar, das vor mehreren Jahren aus Sarajevo mit der Erfahrung nach Tschechien kam, wie unterschiedliche Kulturen koexistieren können und wie diese Koexistenz jedoch unter Umständen auch in die Brüche gehen kann. In Tschechien kam dann noch die Erfahrung hinzu, wie sich die hiesige Majoritätsgesellschaft mit der Roma-Minderheit schwer tut. Vor diesem Hintergrund entstand ihre Idee das Roma-Festival Khamoro zu gründen.

Auf die Frage, ob man dem 4.Festivaljahrgang mit anderen Gefühlen entgegensieht als es am Anfang der Fall war, antwortete Jelena Silajdzic in einem Gespräch für Radio Prag:

"Selbstverständlich gibt es einen großen Unterschied. Die Nervosität ist kleiner geworden, und das Festival wird mittlerweile von einem Team vorbereitet, das über Erfahrungen aus den vorhergehenden Jahren verfügt. Die Vorbereitung ist aber nach wie vor auch mit vielen Sorgen und Komplikationen verbunden. Doch es macht uns Spaß, und das ist das Wichtigste."