Das Freilichtmuseum Bärnau-Tachov öffnet seine Pforten für Besucher
In Bayern, direkt an der tschechischen Grenze liegt das kleine Städtchen Bärnau. Dort öffnete am Samstag ein neues, einzigartiges Freilichtmuseum seine Pforten. Auf dem Areal sind hölzerne Bauten aus dem Früh- und Hochmittelalter zu sehen und sollen dem Besucher die Welt des Mittelalters näher bringen. Durch Bärnau in der Oberpfalz und Tachov in Westböhmen führte damals die „Goldene Straße“ zwischen Nürnberg und Prag. Auch dieser alte Handelsweg soll für Besucher wieder sichtbar gemacht werden.
„Wir haben am Samstag eine Teileröffnung. Nun ist es erstmals Besuchern möglich, das Gelände zu betreten. Trotz des Regens und des kalten Wetters haben wir fast 1000 Besucher gezählt, die den Mittelalterdarsteller zuschauen konnten, wie sie die Häuser belebten, wie sie Feuer gemacht und gekocht haben. Es wurde Lehmofenbrot gebacken und unser Wahrzeichen, eine Turmhügelburg wurde von Rittern und Soldaten eingeweiht. Es war ein rundherum gelungenes Spektakel, dass nun allen Besuchern offen steht.“
Das Gesamtkonzept sieht auch die Revitalisierung der „Goldenen Straße“ vor. Dieser alte Handelsweg führte im Mittelalter von Nürnberg über Tachov nach Prag. Hier existiert eine enge Zusammenarbeit mit einem tschechischen Verein, weiß Dr.Zeitler:„Wir haben sehr freundliche Beziehungen zu unserem Partnerverein Terra Tachovia in Tachov. Die tschechischen Kollegen engagieren sich vorrangig im Bereich der „Goldenen Straße“, die Nürnberg und Prag verbunden hat und eine der wichtigsten Straßen im Mittelalter war. Sie erschließen diese Straße, indem sie die originalen Trassen gesucht haben. Noch dieses Jahr wird eine archäologische Untersuchung stattfinden und anschließend wird der alte Handelsweg mithilfe von Infotafeln und Beschilderungen zugänglich gemacht, so dass er wieder begangen werden kann.“
Der Projektleiter versicherte aber auch, dass der Geschichtspark Bärnau-Tachov kein Vergnügungspark vor mittelalterlicher Kulisse sein möchte. Die Bauten werden durch die aktive Mitarbeit vieler Freiwilliger ermöglicht, die jedoch alle unter strenger archäologischer Kontrolle stattfinden.„Wir sind ein wissenschaftliches Projekt, ein archäologisches Freilandmuseum. Begleitet wird der Aufbau von einem wissenschaftlichen Leiter, dem Archäologen Stefan Wolters, und einem wissenschaftlichen Beirat. Mitglieder sind hochrangige Vertreter der Universität Bamberg, der Landesstelle für Nichtstaatliche Museen und zum Beispiel auch des Westböhmischen Museum. Der Beirat garantiert also, dass der aktuelle Stand der Wissenschaft im Freilichtmuseum dargestellt wird.“
Finanziert wird das Projekt hauptsächlich durch die Europäische Union, die 4,4 Millionen Euro aus dem Ziel-3-Fond für die Euregio Egrensis zur Verfügung gestellt hat. Bis zum Jahr 2013 soll der Hauptteil des Parks fertig sein – allerdings wird es keinen definitiven Fertigstellungstermin geben, wie Dr. Zeitler erklärt:„Wir werden nie ganz fertig sein. Wir sind ein wachsendes Museum, jetzt haben wir ja auch erst Teileröffnung gefeiert. Aktuell haben wir sieben Häuser rekonstruiert, bis 2013 sollen es 22 Gebäude werden. Es wird immer weitergebaut und repariert werden und auch auf tschechischer Seite wird weitergearbeitet. Dieses Mitmachprojekt Geschichtspark wird nie komplett fertig sein, es wird immer wachsen und ist deswegen auch immer spannend, weil man immer etwas Neues findet.“
Der Geschichtspark Bärnau-Tachov ist von August bis Oktober 2011 von 10.00 bis 18.00 geöffnet, in den Wintermonaten nur bis 16.00. Der Eintritt kostet 3.00 Euro, ermäßigt 2.00 Euro. Mehr Informationen finden Sie unter www.geschichtspark.de.