Trommeln, Flöten, Geigen, Trompeten – diese Instrumente findet man in vielen Orchestern. Doch wie klingt ein Gurkophon? Die Musiker des Vienna Vegetable Orchestra spielen ausschließlich auf Gemüse. Dass dabei ungewohnte Klänge entstehen, kann man sich denken. Es war aber ein Abend für alle Sinne im Prager Palác Akropolis.
Es quietscht, piept, ploppt und rasselt. Das 1998 gegründete Vienna Vegetable Orchestra ist kein gewöhnliches Orchester. Auf der Bühne sitzen zehn Musiker im Halbkreis und spielen auf Instrumenten, die aus Gemüse hergestellt wurden. Ein Kürbis dient als Trommel, Paprikas werden zu Trompeten, und Karotten finden eine ungewöhnliche Bestimmung als Flöten.
Ein Musiker leckt an seiner Lauch-Geige, ein anderer bearbeitet seinen Kohlkopf mit einer Bohrmaschine. Und das Publikum kann sich das Lachen nicht verkneifen. Musik kann auch lustig sein. Die fremdartigen Klänge sind zunächst ungewöhnlich. Doch die Stücke sind präzise arrangiert: Grundlage jedes Titels ist ein klarer Rhythmus, hinzu kommen „Melodien“ von Karotten, Kohl und Gurken.
Die Musiker zeigen vollen Einsatz: Es fliegt Gemüse durch die Luft, Instrumente gehen zu Bruch, Kohlköpfe erleiden das selbe Schicksal wie einst die Gitarren von Jimmy Hendrix. Am Ende des Konzerts hat das Orchester ein beachtliches Ratatouille produziert. Die Bühne ist mit den Resten der Instrumente förmlich übersät.
„Wir spielen alle während eines Konzerts 10 bis 20 Gemüse-Instrumente. Jedes Gemüse ist anders, und dadurch auch jedes Konzert. Speziell ist beim Gemüse, dass es so vergänglich ist, dass es immer wieder neu gebaut werden muss. Und es hat auch einen sinnlichen Aspekt: Einen Geruch und einen Geschmack.“ erzählt Grünzeug-Virtuose Ernst Reitermaier. Manch einer hätte sich die Musik vielleicht etwas weniger experimentell gewünscht. Doch am Ende des Konzerts kamen alle auf ihre Kosten: Was von den Instrumenten übrig blieb, wurde nämlich zu einer Gemüsesuppe gekocht. Das erste Konzert des Vienna Vegetable Orchestra in Prag war ein voller Erfolg.
„Es war toll. So anders als alles, was ich bisher gehört habe. Die Töne der Instrumente und die Mischung aus House- und Rockmusik mit indonesischer Musik war faszinierend. Und die Suppe? Genauso gut wie die Musik.“
Fotos: Gerald Schubert
