Das junge Festival in Karlovy Vary

Saffron Burrows in Karlovy Vary, Foto:CTK

Die Filmwelt schaut wieder nach Karlovy Vary/Karlsbad, wo dieser Tage die traditionellen Filmfestspiele stattfinden. Es geht dort allerdings nicht wie in Cannes oder Berlin zu. "Ich kann Oberflächlichkeit bzw. Zynismus nicht leiden und weiß nicht, ob das Leben dafür nicht zu kurz ist, dass ich acht Monate bei Dreharbeiten an einem schlechten Film verbringen müsste, deshalb möchte ich nicht in Hollywood leben". Das sagte die britische Filmschauspielerin Saffron Burrows diese Woche vor Journalisten, die sich in Karlsbad mit ihren neuesten Filmen "Hotel" und "Probe der Treue". Ihre Worte deuten in indirekter Weise an, woran sich hier die Filmauswahl orientiert. Und noch ein Phänomen ist mittlerweile sei mehreren Jahren mit diesem Festival verbunden. Die meisten Zuschauer sind nämlich junge Menschen, die gerne nur mit einem Rucksack nach Karlsbad aufbrechen, und wenn´s darauf ankommt, auch in einem Park zu übernachten bereit sind. Sie haben eigentlich das Erscheinungsbild der Karlsbader Filmfestspiele auf ihre eigene Art und Weise geprägt. Einer von ihnen ist auch unser freier Mitarbeiter Martin Jezek, der uns eine Reflexion telefonisch übermittelt:

Saffron Burrows in Karlovy Vary,  Foto:CTK
Beim 37.Internationalen Filmfestival in Karlsbad hat gerade seine zweite Hälfte begonnen. Genauso wie vor einem, zwei oder auch schon z.B. vor fünf Jahren ist es eine Veranstaltung, die einen großen Zulauf von jungen Leuten findet. Junge Festivalbesucher akzeptieren es, dass es in Karlsbad nur am Anfang und Ende einigermaßen offiziell zugeht. Ansonsten geht der Verlauf in Richtung Gemütlichkeit. Krawatten und Smokings werden vom jungen Publikum trotzdem geduldet. Am Haupteingang des Hotels Thermal, das jedes Jahr das Herz des Festivals ist und jedes Jahr auch aus allen Nähten zu platzen scheint, gibt es im Vergleich zum vorigen Jahr eine sozusagen unangenehme Veränderung: es gibt keinen knallroten Teppich, sondern einen blauen.

Schon mehrere Tage hängt direkt an der Tür eine handgeschriebene Aufschrift: Wir wollen den roten Teppich zurück. Das Karlsbader Festival steht aber auch für das junge Publikum in erster Linie im Zeichen des Filmes. Die jungen Besucher wissen ziemlich genau, was sie wollen: Aufrichtige, nicht kommerzielle Filme. Zu viel Kunst kommt offensichtlich nicht bestens an. "Metamorphosis" von Valerij Fokin z.B. ist ein sehr künstlerischer Film, der hier am Dienstag gezeigt wurde. Es geht um eine Verfilmung des berühmten Werkes "Die Verwandlung" von Franz Kafka. Einige junge Leute haben den Kinosaal vorzeitig verlassen mit der Begründung, dass sie den Film nicht verstehen. Das bestätigen auch die Aussagen von Hana Cielova, die die Festivalsektion "Forum der Unabhängigen" organisiert. Sie betont, die jungen Menschen geben auch dieses Jahr unverschlüsselten und aufrichtigen Filmen Vorzug.

Fehler in Filmtechnik bzw. Inszenierung übergehen sie ohne weiteres. Junge Leute von heute seien hauptsächlich an der Geschichte interessiert, die der Filmemacher präsentiert, behauptet Cielova. Das Festival endet am kommenden Samstag. Bei seinem Abschluss werden wieder für eine Weile Krawatte und Smoking hervorgekramt.