Das programmierte Verkehrschaos
Grossstädte und der Verkehr, ein besonderes und oft unseliges Thema. Das gilt auch für Prag. Dazu der folgende Kommentar von Alexander Schneller.
Nun gibt es viele ehrenwerte Gründe, weshalb es zu Trassenänderungen kommt, kommen muss. Da sind zunächst die Folgen unvorhersehbarer Ereignisse wie zum Beispiel im letzten Jahr das Hochwasser, das die U-Bahn lahmlegte und so den oberirdischen Verkehr heillos belastete. Dann ist Prag seit Jahren eine einzige Baustelle, denn man muss ja die Unterlassungssünden des früheren Regimes wieder gut machen. Und so kommt es zu Behinderungen im Verkehrsfluss, vor allem wenn Tunnels oder Brücken saniert oder gar neu gebaut werden müssen. Genau diese Situation enerviert zur Zeit sowohl den Privat- wie auch den offentlichen Verkehr. An einer neuralgischen Stelle im Übergang vom Stadtzentrum nach Vinohrady und ikov ist für die Seifertstrasse die Zufahrt sowohl für Autos wie für Strassenbahnen gesperrt. Denn man baut dort zwei neue Eisenbahnbrücken. Für die Strassenbahn gilt die Sperre bis zum 20.Dezember, für die Autos allerdings bis Ende nächstes Jahr. Zwar gibt es Ersatzbusse, fahren abenteuerliche Strassenbahnnummern "gelbe" Routen, dennoch aber ergiessen sich jetzt unübersehbare Massen von Automobilen in bisher ruhige Zonen. Endlose Schlangen hupender Karossen und deren fluchender Lenker verstopfen alle Wege und produzieren eine auspuffgeschwängerte Luft, in der man zu ersticken droht. Die neuen Brücken sollen dereinst den Verkehr entlasten, heisst es. Schön und gut. Eine Frage aber sei erlaubt: War es nötig, mit der Bauerei in der Vorweihnachtszeit zu beginnen? In einer Zeit, in der das Verkehrsaufkommen sowieso über dem Durchschnitt liegt? Ja, heisst es vom zuständigen Amt kategorisch. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als uns weiterhin durchs organisierte Verkehrschaos zu kämpfen.