Das provokante Werk von Kurt Gebauer
Der tschechische Bildhauer, Maler, Pädagoge und unermüdliche Verfechter eines besseren öffentlichen Raumes feiert seinen 80. Geburtstag. Seine Werke sind nicht nur an vielen öffentlichen Orten in Prag zu finden.
Das zehn Meter hohe Objekt, das in diesem Jahr auf dem Prager Vítězné náměstí (Siegesplatz) steht, symbolisiert die „Raupe des frühen Kapitalismus“ in der Tschechischen Republik. Kurt Gebauer, Bildhauer und Bewohner des sechsten Stadtbezirks, entwarf das Werk 1997 als Reaktion auf die „blöde Stimmung“ der damaligen Zeit. Die Raupe befindet sich genau an der Stelle, an der vor 30 Jahren ein Lenin-Denkmal entfernt wurde.
Es ist nicht Gebauers einziges Werk, das provoziert. „Im öffentlichen Raum treffen sich nicht nur Kunstkenner oder Snobs, sondern vor allem ganz normale Menschen. Sie gehen vorbei und fühlen sich entweder davon angezogen oder sie regen sich auf. Skulpturen ventilieren Aggressionen, wenn man über sie spricht, und das ist gut so“, meint Gebauer, langjähriger Professor an der Prager Akademie für Kunst, Architektur und Design (UMPRUM) sowie einstiger Nachbar von Václav Havel im Prager Stadtteil Střešovice. Dem 2011 verstorbenen Staatspräsidenten widmete er ein herzförmiges Denkmal auf dem Platz vor dem Nationaltheater. Manch einer erinnert sich auch an Gebauers berühmte Zwerge im Park Vojanovy sady oder an seinen „Böhmischen Teich“ mit Frauen, aus deren Köpfen und Mündern Wasser plätscherte.
Kurt Gebauer verwendet für seine Arbeiten ungewöhnliche Materialien – Textilien, Laminat oder Naturstein. Schon immer hat er sich für die wirklichen Dinge, die Menschen und das Leben interessiert. Deshalb verschönert er auch den öffentlichen Raum, lehrte 22 Jahre an der UMPRUM und jetzt am Institut für Kunst und Kultur an der Westböhmischen Universität in Plzeň / Pilsen.