Dauerausstellung zum deutschen Kulturerbe in Böhmen entsteht in Ústí nad Labem

Historischer Blick auf das Museumsgebäude in Ústí nad Labem

Das Collegium Bohemicum in Ústí nad Labem / Aussig an der Elbe wurde im Jahr 2006 gegründet. Es widmet sich dem deutschen Kulturerbe in Tschechien. Über das Leben und Wirken der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern seit dem Mittelalter bereitet das Collegium Bohemicum eine bisher in Tschechien einzigartige Ausstellung vor. Über das Projekt hat Radio Prag mit der Direktorin des Collegium Bohemicum, Blanka Mouralová, gesprochen.

Historischer Blick auf das Museumsgebäude in Ústí nad Labem
Frau Mouralová, eines der Hauptziele des Collegium Bohemicum war von Anfang an eine Museumsausstellung zur Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern. Dieses Ziel rückt nun immer näher. Sie haben eine Sammlung zusammengetragen, die künftig im Stadtmuseum von Ústí nad Labem gezeigt werden soll. Das wird die erste Dauerausstellung überhaupt in Tschechien sein, die sich mit dem deutschen Kulturerbe befasst. Das Thema ist ja in hohem Maße historisch und politisch belastet? Was erhoffen Sie sich also von dem Ausstellungsprojekt? Was ist das Hauptanliegen?

Blanka Mouralová
„Unser Hauptanliegen ist es der tschechischen Bevölkerung die Geschichte des eigenen Landes so zu präsentieren, dass diese Geschichte eigentlich interessanter und reicher wäre, wenn auch die deutschsprachige Komponente mit einbezogen wird. Das, was ziemlich lange entweder tabuisiert, aus der Geschichte ausradiert oder auch ideologisch belastet präsentiert wurde, wollen wir jetzt miterzählen, wenn es um die Geschichte der böhmischen Länder geht.“

Das Stadtmuseum in Ústí nad Labem wird derzeit noch restauriert. Die Ausstellung wird also vermutlich erst Ende 2011 oder Anfang 2012 eröffnet werden. Es steht für die Ausstellung eine Fläche von 1500 Quadratmetern zur Verfügung. Das wird also eine verhältnismäßig große Ausstellung. Was für Exponate werden dort zu sehen sein?

Collegium Bohemicum  (Foto: www.collegiumbohemicum.cz)
„Wir wollen mit den Exponaten alle unterschiedlichen Aspekte des Lebens und des Wirkens der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern zeigen. Es wird um Industrie gehen, es werden also auch Industriegeräte gezeigt. Es wird um das normale Leben gehen, um die Architektur und auch um die regionalen Unterschiede in der Kultur der Deutschen in den böhmischen Ländern. Diese regionalen Unterschiede wird man an den Trachten sehen können. Kunst und Kultur werden eine große Rolle spielen. Und zur Politik werden Dokumente der Parteien und der Vereine und so weiter gezeigt.“

Die Sammlung des Collegium Bohemicum wurde nun vom tschechischen Kulturministerium in eine so genannte Zentrale Sammlungsdatenbank aufgenommen. Was bedeutet das für Ihr Projekt?

„Wir haben uns freiwillig in dieses Zentralregister eintragen lassen. Damit erklären wir, dass wir alle Vorschriften des Kulturministeriums zur Pflege musealer Exponate einhalten wollen. Und es ist eine Garantie für alle, die uns Exponate für das Museum schenken oder verkaufen, dass mit den Gegenständen professionell umgegangen wird. Für uns ist das ein weiterer wichtiger Schritt bei der Etablierung des Collegium Bohemicum in der Museumslandschaft in der Tschechischen Republik und in Mitteleuropa überhaupt.“