Den Tapferen zu Ehren
"Den Tapferen zu Ehren." Dies ist leider kein Name eines noch nicht begonnenen Prozesses der Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit, sondern nur der einer Ausstellung. Einer Ausstellung allerdings, die in der heutigen tschechischen Gesellschaft, die nur wenig Lust hat, in den eigenen Spiegel zu schauen, eine großartige und mutige Tat ist.
"Den Tapferen zu Ehren." Dies ist leider kein Name eines noch nicht begonnenen Prozesses der Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit, sondern nur der einer Ausstellung. Einer Ausstellung allerdings, die in der heutigen tschechischen Gesellschaft, die nur wenig Lust hat, in den eigenen Spiegel zu schauen, eine großartige und mutige Tat ist. Was die so oft für ihre Langsamkeit und Verbundenheit mit dem ehemaligen kommunistischen Regime kritisierte tschechische Justiz nicht macht, bleibt der Kunst überlassen.
"Die Gegenwart hat ihre Wurzeln in der Vergangenheit" ist das Motto der Ausstellung, mit dem die Galerie Langhans den politischen Gefangenen Ehre zollt. Jeder Tscheche sollte sich den Bildern der einigen Dutzend Tapferen, deren Namen heute kaum noch jemand kennt, stellen. Stundenlang könnte man die schwarz-weißen Photos der stummen Helden ansehen, ein ganzes Leben voller Leiden versteckt sich hinter jedem Gesicht. Die Schönheit der Photographien und die Gräueltaten, die die kommunistischen Machthaber an diesen Menschen begangen haben, stehen hier zueinander in krassem Gegensatz. Langsam beginnt man, mit den Tränen zu kämpfen. Wieso? Wer hat so etwas zugelassen? Was haben diese Menschen getan? Bei der Aufschrift mit der Zahl der Toten und zu Unrecht Verurteilten gewinnen die Tränen. Sind Gerichtsverhandlungen mit den ehemaligen Verbrechern heute noch notwendig? Wäre es nicht doch besser, einen dicken Strich zu ziehen, kollektiv zu vergeben und eine neue, gesunde Gesellschaft wachsen zu lassen? Bei Erklärungen wie "Im Kommunismus ist uns doch nichts passiert. Ist es uns damals schlecht gegangen?" lautet die klare Antwort: JA. Wie kann eine mutige, gesunde und in sich selbst vertrauende Gesellschaft entstehen, wenn hier viele kommunistische Verbrecher genauso frech und unbestraft herumlaufen wie vor 20 Jahren? Wenn der heutige Vorsitzende der Kommunisten Grebenicek seinen Vater, der wegen Folterung von politischen Gefangenen angeklagt war, so lange vor der Justiz bewahrt hat, bis er gestorben ist? Und viele der Tapferen warten vergeblich auch nach 13 Jahren noch auf einen demokratischen Gerichtsprozess, der ihnen die zugeführten Leiden und die verlorenen Jahre zwar nicht abnehmen bzw. wiedergeben kann, aber wenigstens eine moralische Genugtuung bedeuten würde. Letztlich sterben nicht nur die unbestraften Mörder, sondern auch die Helden. Und die Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke. Welchen Stellenwert hat die Gerechtigkeit in einem Land, das seine Mörder nicht bestraft und seine Helden nicht schätzt? Vielleicht werden wir einmal den Mut haben, ernsthaft zu antworten.