Der erste und einzige: Raumfahrer Vladimír Remek

Vladimír Remek (Foto: Štěpánka Budková)

Der tschechoslowakische Kosmonaut flog vor genau 40 Jahren, am 2. März 1978, ins Weltall.

Vladimír Remek  (Foto: Štěpánka Budková)
Sojus 28 hieß das Raumschiff, das vom Weltraumbahnof in Baikonur gestartet ist. Der damals 29-jährige Vladimír Remek war neben dem Russen Alexej Gubarew an Bord. Ziel der Mission war die Raumstation Saljut 6, dort sollte die Besatzung mehrere wissenschaftliche und technische Experimente durchführen. Nach 125 Umrundungen des Erdballs landete sie am 10. März unversehrt wieder in Kasachstan.

„So etwas lässt sich nicht vergessen. Es war ein einzigartiges Erlebnis. Ich gehöre einer Generation an, in deren Bewusstsein noch die Zeit tief verankert ist, als die Menschen nicht ins Weltall flogen. Nicht einmal Satelliten wurden dorthin geschickt. Der erste Satellit startete am 4. Oktober 1957. Ich war damals neun Jahre alt, und kann mich sehr gut daran erinnern. Heute können sich die jungen Leute kaum vorstellen, dass die Menschen damals auf die Straße gegangen sind, um einen blinkenden Punkt am Himmel zu beobachten. Mich hat das für mein weiteres Leben stark beeinflusst.“

Alexej Akindinow: Gagarins Frühstück  (Foto: Alex Akindinow,  CC BY-SA 4.0)
Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg vom begeisterten Jungen zum ersten tschechoslowakischen Raumfahrer war der Start von Gagarin im Jahr 1961.

„Damals war ich schon Dreizehn. Ich habe einen astronomischen Hobbyzirkel am Brünner Planetarium besucht. Für mich war das ein großartiges Erlebnis. Wie viele andere Jungs wollte ich damals Raumfahrer werden.“

Nur für Remek ging der Traum auch in Erfüllung. Am 2. März 1978 war er nicht nur der erste tschechoslowakische Raumfahrer, sondern überhaupt der erste Astronaut, der weder Russe noch Amerikaner war:

„Zufälligerweise waren vor mir genau 43 Kosmonauten aus der Sowjetunion und 43 Astronauten aus den USA ins Weltall geflogen. Ich war also der 87. Erdenbürger, der unseren Planeten aus dem Weltall betrachten durfte. Ich war damals der Meinung, dass ich damit auch etwas für mein Land tue. In sportlicher Terminologie stand ich als dritter auf dem Podest – und war stolz darauf.“

Vladimír Remek  (Foto: ČT24)
Zu diesem Erfolg führte aber ein langer Weg. 1966 ging Remek erst einmal an die Offiziersschule der Luftstreitkräfte im slowakischen Košice / Kaschau. Später absolvierte er die Gagarin-Militärakademie der Luftstreitkräfte in der Sowjetunion. Am Weltraumprogramm der UdSSR waren auch die sogenannten sozialistischen Bruderländer beteiligt. 1976 bot Moskau ihnen auch an, jemanden zu den Flügen ins All zu entsenden. Vladimír Remek wurde zum Kosmonauten-Anwärter.

„Die Vorbereitungen starteten Anfang Dezember 1976. Sie dauerten fünfzehn Monate lang. Im Vergleich zu allem vorher Gelernten war die Ausbildung ziemlich anspruchsvoll und komplex. Wir haben nicht nur körperlich trainiert, sondern auch studiert. Mir wurde beigebracht, ein Raumschiff zu lenken und auf unerwartete Situationen zu reagieren. Das Ganze hat mir sehr viel Spaß gemacht. Allerdings haben mein Kollege Odřich Pelčák und ich, schließlich hatte auch er gerade erst die sowjetische Militäruniversität beendet, nicht gewusst, wer von uns beiden letztlich fliegen wird.“

Nikolai Rukawischnikow und Oldřich Pelčák  (Foto: ČT24 / Post Bellum)
Im Übrigen ist bis heute nicht vollständig geklärt, warum gerade Remek das Privileg zuteilwurde, als erster einen Russen in den Weltraum zu begleiten. Es gab mehrere Anwärter, nicht nur aus der Tschechoslowakei, sondern auch aus der DDR und Polen. Selbst der Raumfahrer kann die Frage nicht beantworten:

„Die Wahl wurde in mehreren Runden und aufgrund von vielen Parametern getroffen. Keinesfalls war dabei entscheidend, dass ich aus einer gemischten, tschechisch-slowakischen Ehe stammte, wie manchmal spekuliert wird. Am wichtigsten war die Entscheidung der sowjetischen Staatskommission, die die möglichen Besatzungen auf ihre Befähigung überprüfte. Sie kam zum Schluss, dass zwei Besatzungen in gleichem Maße imstande sind, den Flug zu absolvieren. Selbstverständlich musste die Kommission dann eine der beiden Besatzungen auswählen. Die Empfehlung lautete: Die erste Besatzung bilden Gubarew und Remek, die Ersatzbesatzung Rukawischnikow und Pelčák.“

Vladimír Remek und Alexej Gubarew  (Foto: Peter Zelizňák,  Public Domain)
Das Duo Gubarew – Remek verbrachte sieben Tage und 22 Stunden im Weltraum. Einen Schatten auf den Flug wirft bis heute die Tatsache, dass dieser auch Teil der Propaganda war. Mit einem Dank an das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und an den Genossen Leonid Breschnew leitete Remek damals seine Ansprache ein aus dem Weltall an die Erde. Doch die Leistung an sich war einzigartig. Die Besatzung führte mehrere wissenschaftliche und technische Experimente durch.

„Wir haben an einem Programm gearbeitet, das von der tschechoslowakischen und von der sowjetischen Seite gemeinsam ausgearbeitet worden war. Die tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften war daran stark beteiligt gewesen. Es handelte sich um mehrere Experimente in der Physik, der Astronomie, der Medizin und der Biologie. Aus heutiger Sicht war das Programm eher bescheiden. Aber die internationale Raumfahrt stand damals erst am Anfang. Ich denke, dass wir unsere Aufgaben sehr gut erfüllt haben.“

Bei einem Experiment sei es allerdings zu Komplikationen gekommen, räumt der Raumfahrer nach 40 Jahren ein:

Kapsel von Sojus 28  (Foto: Oldsoft,  Public Domain)
„Wir sollten mit einem in der Tschechoslowakei speziell entwickelten Gerät die Menge des Sauerstoffs im menschlichen Gewebe messen, vor dem Flug, während des Flugs und danach. Leider hatte jemand das Gerät noch vor dem Start angeschaltet, und als wir es an Bord nahmen, war die Batterie leergelaufen. Uns drohte, keine Daten liefern zu können. Letztlich haben wir es aber geschafft, aus Monozellen, die wir im Raumschiff hatten, eine Ersatzbatterie zu montieren. Mit dieser haben wir alle Messungen durchführen können.“

Servicearbeiten am Raumschiff, Fernsehübertragungen und Gespräche mit der Erde füllten außerdem das Tagesprogramm der Kosmonauten. Besonders starke Erlebnisse seien für ihn etwa gewesen, einen strahlenden Meteoriten in der Erd-Atmosphäre von oben zu beobachten, aber auch den Amazonas oder das Polarlicht zu sehen, erzählt Remek:

Foto: Nasa,  Public Domain
„Am meisten Eindruck hat bei mir hinterlassen, dass ich mit eigenen Augen sehen konnte, dass die Erde tatsächlich rund ist. Nicht, dass ich daran zuvor nicht geglaubt hätte, aber es war ein sehr starker Eindruck. Aus einer Entfernung von 350 bis 400 Kilometern sieht man nicht die ganze Kugel, sondern nur die Kugelhaube. Aber die Erde wird plastisch und der Horizont erscheint als Bogen. Außerdem habe ich zahlreiche Gelegenheiten gehabt, alle möglichen Erscheinungen auf der Erde und rund um die Erde zu beobachten.“

Das war der erste tschechische Raumfahrer Vladimír Remek. Nach der politischen Wende von 1989 war der frühere Held der sozialistischen Tschechoslowakei unter anderem als Europaabgeordneter tätig für die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens und als tschechischer Botschafter in Moskau.