Von Brünn in den Orbit: Aleš Svoboda könnte der zweite Tscheche im All werden

Aleš Svoboda

Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat am Mittwoch in Paris ihre neuen Astronauten vorgestellt. Unter den knapp 23.000 Bewerbern konnte sich auch Aleš Svoboda durchsetzen. Er wurde in die Reserve der Raumfahrer aufgenommen. Erstmals nach über 40 Jahren könnte so wieder ein Tscheche ins All fliegen.

Vladimír Remek | Foto: ČT24

Über 40 Jahre ist es her, dass sich zuletzt ein Tscheche auf den Weg in den Weltraum gemacht hat. Am 2. März 1978 hob Vladimír Remek mit einer Sojus-Rakete ab. Der tschechoslowakische Kosmonaut wurde so der erste Raumfahrer, der nicht aus der Sowjetunionen oder den USA stammte. Nun gibt es aber einen weiteren Kandidaten, der potentiell der zweite Tscheche im All werden könnte. Sein Name ist Aleš Svoboda.

„Das war schon immer ein Traum von mir. Schon als Kind bin ich oft in Brünn ins Planetarium gegangen“, sagte Svoboda. Der Armeepilot sitzt eigentlich im Cockpit eines Gripen-Kampfflugzeugs, über 1500 Flugstunden hat Svoboda bereits absolviert. Im Einsatz war er unter anderem 2019 zur Sicherung des Luftraumes der baltischen Länder. Und zu alledem hat er auch noch einen Doktortitel in Luft- und Raumfahrttechnik. Von der ESA wurde Svoboda nun als Astronaut in das Reserveteam berufen. Wie er die freudige Nachricht aufgenommen hat? Das erzählt er in einem Video der Weltraumorganisation:

„Das war eine Ehre für mich, und ich habe mich wirklich gefreut. Auf der anderen Seite ging es mir auch nicht so gut. Ich habe doch noch gar nichts geleistet, außer bei dem Aufnahmeverfahren. Die eigentliche Arbeit kommt erst noch auf mich zu.“

Aleš Svoboda | Foto: ESA

Doch freilich kann bereits die Aufnahme in das Raumfahrerprogramm als Erfolg gelten. Denn die Prüfungen waren nicht einfach. Und zu dem Prozedere gehörten auch medizinische Checks. „Die Untersuchungen waren sehr genau und zeitintensiv. Vor allem ging es dabei um alles, was bei Mikrogravitation relevant ist. Das heißt zum Beispiel die Knochendichte und den Blutkreislauf“, beschreibt Svoboda das Auswahlverfahren im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen. Insgesamt gab es knapp 23.000 Bewerber. Fast 200 davon waren Tschechen, aber nur Svoboda konnte sich durchsetzen. Letztlich entschied sich die ESA für fünf Astronauten und elf weitere für das Reserveteam des Weltraumkorps. Was diese neue Rolle für Aleš Svoboda bedeutet, beschrieb Jan Spratek von den Prager Sternwarten und Planetarien in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Die Wahrscheinlichkeit, dass Svoboda in den nächsten Jahren fliegt, ist relativ gering. Aber in zehn Jahren wird er wohl in die Fortgeschrittenenausbildung aufgenommen und sich auf eine Mission vorbereiten können.“

Svoboda wird vorerst also auch weiterhin als Pilot in der tschechischen Armee dienen. In regelmäßigen Abständen dürfte er aber auch an den Ausbildungseinheiten der ESA teilnehmen. „Aleš Svoboda wird mindestens eine Woche im Jahr im Europäischen Astronautenzentrum in Köln studieren. Dort wird er alle erforderlichen Kompetenzen perfektionieren“, sagte Spratek.

Na, dann guten Flug!

Autoren: Ferdinand Hauser , Andrle Vít
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