Der Nummernautomat - dein Freund und Helfer
Ich musste kürzlich zur Ausländerpolizei, weil meine Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen war. Ein Vormittag sollte für die Erledigung der Sache genügen, dachte ich mir. Im Büro für EU-Ausländer gibt es einen Automaten, der Wartenummern ausgibt.
Ich musste kürzlich zur Ausländerpolizei, weil meine Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen war. Ein Vormittag sollte für die Erledigung der Sache genügen, dachte ich mir. Im Büro für EU-Ausländer gibt es einen Automaten für Wartenummern. Ich drückte den für mich bestimmten Knopf. Das ausgespuckte Papier trug aber keine Wartenummer, sondern nur den Hinweis, dass zurzeit wegen des großen Andrangs keine weiteren Nummern ausgegeben werden könnten. Von sieben Schaltern waren im Büro nur drei besetzt. Ich lauerte mit vielen anderen EU-Ausländern in der Nähe des Automaten auf die nächsten Nummern. Der Pulk von Wartenden wurde bedrohlich groß. Nach zwei Stunden begann die Schlacht. Mit der rechten Hand wehrte ich die Angreifer ab und die linke platzierte ich über dem Nummernausgabeschlitz. Und siehe da: Ich hatte eine Nummer: Die 461. Es war elf Uhr und die EU-Schalter zeigten die Nr. 440 an. Sie können sich nicht vorstellen, was ein Abstand von 21 Nummern auf diesem Amt bedeutet. Resigniert rechnete ich mir aus, dass es heute nichts mehr werden würde mit der Verlängerung meiner Aufenthaltsgenehmigung. Ich musste zur Arbeit. Ich schenkte meine Wartenummer einem überglücklichen EU-Ausländer in der Schlange vor dem Automaten. Der hatte inzwischen die Nummernvergabe wieder eingestellt.
Eine Woche später schaffte ich es noch nicht einmal, mir eine Nummer zu erkämpfen. In der Nacht vor meinem dritten ebenfalls erfolglosen Behördengang träumte ich davon, zehn Nummern auf einmal zu ziehen und neun davon für viel Geld an wartende EU-Ausländer zu verkaufen, um mich mit dem Geld auf die Seychellen abzusetzen, wo es sicherlich keine Nummernautomaten gibt.
Meinen vierten Besuch plante ich besser. Ich nahm mir einen Tag Urlaub. Die Ausländerpolizei öffnet um halb acht.
6.50: Ich erreiche das Gebäude und komme mir mächtig schlau vor. Ebenso schlau wie die 150 Leute, die bereits vor dem Eingang auf der Straße Schlange stehen. 6.51: Noch ein Plan - nicht den Aufzug benutzen, sondern über die Treppe in den dritten Stock. 7.30: Die Tore öffnen sich, alle rennen los, ich auch. 7.32: Ich stecke in einer Menschenmasse auf der Treppe fest. 7.33: Die Treppe runter ins Erdgeschoss und in einen der sich gerade öffnenden Fahrstühle.Würde es reichen, würde die Schlange vor dem Nummernautomaten nicht bereits alle EU-Wartenummern verschlungen haben? Die Schlange reicht schon bis auf den Gang. Mit Herzklopfen reihe ich mich ein. Die Uhr zeigt 7.47 Uhr: Ich erreiche wirklich den Automaten und eine Frau, die die Nummernausgabe koordiniert, fragt mich, für welchen Bereich ich denn eine Nummer wolle. Mit zitternder Stimme sage ich: "EU" und tatsächlich, sie gibt mit eine Nummer. 7.50 Uhr: Die Ausgabe wird wieder eingestellt.
Ich hatte nun eine Nummer und einen Tag Urlaub, das sollte reichen. Und wirklich, wie durch ein Wunder hatte ich nur fünf Stunden später alles erledigt: Ich bin jetzt sogar stolzer Besitzer einer unbegrenzten vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung - wenn sie wissen, was ich meine.