Doch nicht so sicher? Digitale Ausweis-App eDoklady sendet Nutzerdaten an den Staat

Mit dem Smartphone nicht nur fotografieren oder das Navi benutzen, sondern etwa auch bezahlen – das ist für viele Menschen in Tschechien schon längst Alltag. Fast eine halbe Million Menschen nutzen zudem die digitale Ausweisfunktion, die hierzulande seit kurzem angeboten wird. Doch in Sachen Datenschutz erfüllt die App nicht, was sie verspricht.

Illustrationsfoto: iROZHLAS.cz

Über 470.000 Menschen in Tschechien haben bereits ihren digitalen Personalausweis im Smartphone abgespeichert. Möglich macht das die App eDoklady, die Anfang des Jahres an den Start gegangen ist. Wie nun aber Reporter des Tschechischen Rundfunks herausgefunden haben, schützt die App die persönlichen Daten der Nutzer nicht so, wie das ursprünglich vorgesehen war.

In den Nutzungsbedingungen heißt es nämlich, dass keine Daten ins Ausland weitergegeben werden – und dass auch der tschechische Staat darauf keinen Zugriff hat. In einer Recherche kamen die Rundfunkreporter aber zu dem Schluss, dass die Namen der Anwender auf einem Microsoft-Server gelagert werden. Den hat die tschechische Regierung in den Niederlanden angemietet. Gespeichert werden dabei auch empfindliche Metadaten, und zwar wann sich wer wo mit dem digitalen Dokument ausgewiesen hat. Der Leiter der im vergangenen Jahr gegründeten Digital- und Informationsagentur (DIA), Martin Mesršmíd, sagt dazu:

Martin Mesršmíd | Foto: Tschechischer Rundfunk

„Es stimmt, dass die Daten weitergegeben werden. Vor dem Abspeichern werden aber sämtliche persönlichen Informationen entfernt. Niemand hat darauf Zugriff.“

Dennoch wolle man das Datenleck in Zukunft schließen, so der Behördenleiter, der eigenen Angaben zufolge vor dem Gespräch mit dem Tschechischen Rundfunk nicht von dem Problem wusste. Eingeführt worden sei die Speicherfunktion ursprünglich wegen einer möglichen Fehlerbehebung bei weiteren App-Updates. Der Umfang der gesendeten Daten falle aber größer aus als nötig, so Mesršmíd.

Ondřej Menoušek leitet bei der DIA das Referat für eGovernment. Und auch er ist davon überzeugt, dass das Programm eDoklady sicher ist. Auf einer Pressekonferenz in der vorletzten Woche, also bevor der Tschechische Rundfunk über den Datenfluss informierte, schilderte er:

„Die Angaben aus dem Personalausweisregister sind in verschlüsselter Form direkt im Telefon gespeichert. Außerdem haben wir die Anwendung so gestaltet wie gängige Banking-Apps. Die Sicherheit ist also auf einem sehr hohen Niveau.“

Ivan Bartoš | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Das heißt, um das Programm aufzurufen, muss das Telefon entsperrt sein. Zudem ist es nötig, das Öffnen der App mit einem Pin-Code oder biometrischen Daten zu bestätigen.

Auch Ivan Bartoš (Piraten), der in der tschechischen Regierung für Digitalisierung verantwortlich ist, steht hinter dem Programm. Bei der Pressekonferenz sagte er:

„Im Gegensatz zu einem klassischen Personalausweis hat man mehr Kontrolle darüber, welche Daten man teilen möchte. Wenn eine Behörde also Informationen braucht oder jemand anderes etwa das Alter abfragt, kann der Nutzer in seinem Telefon einstellen, welche konkreten Daten übermittelt werden sollen. Ganz zentral ist zudem, dass die App eDoklady viel fälschungssicherer ist.“

Illustrationsfoto: Lenka Žižková,  Radio Prague International

Im Falle eines Verlusts des Handys könne man die Ausweisfunktion zudem einfach sperren, so Bartoš weiter. Zu den Recherchen des Tschechischen Rundfunks ließ Bartoš über seinen Sprecher ausrichten, dass er vorher nicht von dem Problem gewusst habe, die Vertrauenswürdigkeit der App und die Anonymität der Nutzer aber an erster Stelle stünden.

Foto: eDoklady

Mit der App eDoklady kann man sich in Tschechien bisher bei staatlichen Behörden wie etwa der Polizei ausweisen. Mit dem 1. Juli kamen zudem die Finanz- und Arbeitsämter sowie die Gerichte im Land hinzu. Ab kommendem Jahr soll der digitale Personalausweis auch von Banken, Krankenversicherungen, Schulen und Postfilialen eingelesen werden können. Zudem soll die Anzahl von Privatunternehmen erweitert werden, die das Angebot nutzen. Statt mit einer Plastikkarte soll man sich so nach und nach auch an der Supermarktkasse oder im Hotel mit dem Handy ausweisen können. Angedacht ist zudem, dass in Zukunft auch weitere Ausweisdokumente in der App abgelegt werden, etwa die Fahrerlaubnis, der Waffenschein oder die Krankenkassenkarte.

Autoren: Ferdinand Hauser , Jan Cibulka , Kateřina Bečková
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