Aus für Geburtsnummern: Neues Identifizierungssystem für tschechische Bürger

Foto: Europäische Kommission
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Jeder Tscheche bekommt bei der Geburt die sog. Geburtsnummer, die ihn das ganze Leben lang begleitet und in vielen Personaldokumenten angeführt wird. Dies soll allerdings künftig anders sein. Markéta Kachlíková berichtet.

Die Evidenz der tschechischen Bürger soll eine grundlegende Änderung erleben, alte so genannte Geburtsnummern sollen durch neue Identifizierungsnummern ersetzt werden. Einer der wichtigsten Gründe dafür ist, dass die Geburtsnummern zu viel Informationen über ihre Träger aussagen, sagte uns Klára Volná, die Sprecherin des Ministeriums für Informatik, das mit der Vorbereitung der Reform beauftragt wurde:

"Die Geburtsnummern verraten nicht nur das Geschlecht, sondern auch das Alter ihrer Träger. Diese Informationen gelten heute schon als empfindliche Personendaten und sollten nicht an allen möglichen Stellen veröffentlicht werden, wie es heute der Fall ist."

Mit der Ausgabe der Geburtsnummern begann man in der Tschechoslowakei im Jahre 1954. Ab 2054 müsste man daher Duplikate der 100 Jahre alten Nummern herausgeben, was ein weiterer Grund zur Reform ist. Der schrittweise Verzicht auf die Geburtsnummern ist aber kein tschechisches Spezifikum, sondern ein europaweites Phänomen:

"Etwa in der Hälfte der Länder sehen die Geburtsnummern ähnlich wie bei uns aus, d.h. sie tragen Informationen über das Alter oder das Geschlecht. In der zweiten Hälfte gibt es bereits Identifizierungsnummern, die keine Bedeutung tragen. In diese Richtung will auch die Tschechische Republik gehen."

Foto: Europäische Kommission
Die neue Nummer soll zehnstellig bleiben, aber keine Information über den Bürger mehr tragen. Hand in Hand mit der Vereinigung Europas und mit der wachsenden Migration der Arbeitskräfte entsteht auch ein Bedarf danach, dass die Systeme in einzelnen EU-Ländern kompatibel sind.

"Sollte jemand etwa nach Deutschland umziehen, dort arbeiten und somit Anspruch auf eine Rente erwerben, dann muss die deutsche Seite fähig sein, mit den Sozialbehörden in Tschechien zu kommunizieren, damit die hier geleisteten Arbeitsjahre in die Rentenberechnung in Deutschland einbezogen werden. Die Systeme müssen daher kompatibel sein. Es ist also ein Thema, das auf der Ebene der ganzen EU gelöst werden muss."

Wie allerdings die Sprecherin des Ministeriums für Informatik, Klára Volná, betont, wird es sich beim Austausch der Nummern in Tschechien um einen langfristigen Prozess handeln:

"Sollte die Regierung die Maßnahme verabschieden, wird sie einen Termin festlegen. Nach diesem Datum werden neugeborenen Kindern bereits neue Nummern zugeteilt. Ältere Leute könnten die neuen Nummern z. B. bei einem regelmäßigen Austausch des Personalausweises erhalten. Wir rechnen jedoch damit, dass etwa zehn Jahre lang beide Nummern parallel existieren werden. Erst dann wird die neue Nummer zur Hauptnummer für die Identifizierung des Bürgers gegenüber dem Staat erklärt."