Seit Montag in Tschechien gültig: Digitaler Personalausweis soll Interaktion mit Ämtern erleichtern
Seit Montag können die Menschen in Tschechien in einer Reihe von Ämtern den elektronischen Personalausweis nutzen. Im Verlaufe des Jahres werden dann weitere Institutionen hinzukommen, bei denen die Plastikkarte nicht mehr vorgelegt werden muss, sondern die digitale Version im Mobiltelefon ausreicht.
Seit Samstag steht für die Menschen in Tschechien die Telefon-App „eDoklady“ zum Herunterladen bereit. In ihr wird die digitale Variante wichtiger Ausweispapiere (auf Tschechisch: doklady) gespeichert. Diese wird bald ausreichen, um sich bei allen möglichen Ämtern auszuweisen. Das Plastikkärtchen, also der klassische Personalausweis, kann dann zu Hause gelassen werden.
„eDoklady“ ist eines der großen Projekte von Ivan Bartoš (Piraten), dem tschechischen Vizepremier für Digitalisierung. Dessen Berater Michal Bláha, außerdem Chef des unabhängigen Informationsportals „Hlídač státu“ (Staatswächter), erläuterte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Dies ist einer von vielen Schritten, mit denen die Interaktion von Bürgern und Staat angenehmer gemacht werden soll. Er ist wichtig, denn beide Seiten lernen immer mehr, digitale Technologien bei der gemeinsamen Kommunikation zu nutzen.“
Mehr als 130.000 Menschen haben die App am Wochenende bereits auf dem Handy installiert. Seit Montag reicht der elektronische Ausweis zur Identifikation bei mehreren Einrichtungen der Staatsverwaltung aus. Dies sind alle Ministerien sowie etwa das nationale Telekommunikationsamt, das Statistikamt oder auch das Amt für Cybersicherheit. Dem Pilotprojekt hat sich als erste regionale Verwaltung außerdem das Kreisamt Vysočina angeschlossen. Weiter Michal Bláha:
„Die App ist eine bequeme Zusammenfassung vieler Angebote, die der tschechische Staat bereits macht. Denn die Anmeldung über eine elektronische Identität wird schon an vielen Stellen genutzt, und es gibt ein entsprechendes Register. Jetzt ging es also nur darum, diese Telefon-App zu entwickeln, damit man sich dort auf bekannte Weise anmelden und die eigenen Daten aus der Staatsverwaltung herunterladen kann. Das heißt, ein Großteil der Arbeit war vorher schon fertig. Die Weiterführung bedeutet dann auch nur das Hinzufügen von mehr Ziegelsteinen zum Gesamtbauwerk.“
Diese weiteren Ziegelsteine könnten demnächst etwa die Fahrerlaubnis, die Versichertenkarte für die Krankenkasse oder auch der Waffenschein sein, ergänzt Bláha.
Bisher gilt in Tschechien aber nur der digitale Personalausweis. Schon bald werde er auch von der hiesigen Polizei anerkannt, kündigt Vizepremier Bartoš an:
„Ende März oder Anfang April sollten die Beamten bei Identitätsfeststellungen auf der Straße bereits den elektronischen Ausweis im Mobiltelefon akzeptieren.“
Danach kommen weitere staatliche Institution in zwei Phasen hinzu: Ab 1. Juli soll der digitale Ausweis in den Finanz- und Arbeitsämtern Tschechiens gelten und zu Beginn des kommenden Jahres auch bei der Post sowie in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen. Dies alles sei außerdem die Vorbereitung für eine baldige Vereinheitlichung auf EU-Ebene, betont Bláha:
„In etwa zwei oder drei Jahren sollte es eine europäische Version der App geben, die ‚eWallet‘ heißt und nach den gleichen Prinzipien funktioniert. In ihr kann jede Form von Dokumenten gespeichert werden – Bibliotheksausweise, Bonuskarten von Geschäften und natürlich Ausweise. Sobald die Implementierung dieser europäischen App ansteht, wird es keinen Sinn mehr haben, weiter in die Ausweitung der tschechischen Anwendung zu investieren. Vielmehr wird der Inhalt in die europäische Vorrichtung übertragen.“
Dann werde es auch innerhalb der EU nicht mehr nötig sein, den Personalausweis oder den Führerschein mit sich zu führen, fügt Bláha hinzu. Das Tolle daran sei nämlich, so der IT-Experte, dass die digitalen Dokumente dann europaweit anerkannt würden.