Der rote Baron: deutscher Kinofilm, in und um Prag gedreht

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Großes Kino in Prag: Die tschechische Hauptstadt wird häufig auch als „Hollywood des Ostens“ bezeichnet. Vor 13 Jahren zog es die erste große Produktion nach Tschechien: den Film „Mission Impossible“ mit Tom Cruise. Auch der britische Geheimagent James Bond war im Auftrag der Majestät schon in Prag unterwegs. Deutsche Produktionen gehen ebenfalls häufig ins Nachbarland - so wie der Film „Der rote Baron“, der derzeit in den Kinos in Deutschland läuft.

Kampfflugzeuge machen Jagd aufeinander. Im Tiefflug rasen sie dicht über Felder und Seen. Dunkler Rauch steigt in den Himmel auf, wenn eines der Flugzeuge getroffen wurde. „Der rote Baron“ ist mit einem Budget von 18 Millionen Euro einer der aufwendigsten Filmproduktionen der letzten Jahre in Deutschland. Erzählt wird die Geschichte von Manfred Freiherr von Richthofen. Mit 80 Abschüssen gegnerischer Flugzeuge war er der erfolgreichste Kampfflieger im Ersten Weltkrieg – und mit seinen 24 Jahren ein noch sehr junger. Eine interessante Figur, findet Regisseur Niki Müllerschön:

„Der Reiz an der Figur ist sein Heldenstatus. In gewisser Weise war er einer der ersten Popstars, die es je gab. Er hat selbst seinen Feinden Autogramme geben müssen. Er war weltberühmt und wurde selbst von seinen Feinden bewundert.“

Der Krieg begann für Manfred Freiherr von Richthofen zunächst an der Ost- und Westfront. Dann bat er um die Versetzung zu den Luftstreitkräften. Zunächst als Aufklärer im Einsatz, verlagerte sich der Einsatz der Flugzeuge immer mehr auf die unmittelbare Kampftätigkeit. Damit begann der Aufstieg Manfred von Richthofens zur Fliegerlegende.

Das 24-jährige Fliegerass, das durch sein rot angemaltes Flugzeug und seinen Adelstitel den Namen „Der rote Baron“ bekam, versteht den Krieg zunächst als Sport. Die Liebe seines Lebens, zumindest im Film, ist eine Krankenschwester, die ihm die andere Seite des Krieges zeigt. Das damit verbundene Leid und der Tod.

Diese Wandlung hin zum Pazifisten, der sich um verletzte Soldaten des Gegners kümmert, ist es, die Filmkritikern und Historikern gleichermaßen sauer aufstößt. Äußerst zweifelhaft ist die Glorifizierung des Filmhelden, der bis zu seinem Tod 80 gegnerische Flugzeuge abschoss.

Der rote Baron
Flugzeuge sind es auch, die die Hauptrolle im Film spielen. Extra für die Dreharbeiten mussten diese gebaut werden. Eine der Aufgaben, um die sich vor Ort in Prag die tschechische Firma „Eisproduction“ kümmern musste. Sie hat für die reibungslose Abwicklung der Dreharbeiten gesorgt. Eine anstrengende Aufgabe für Václav Eisenhamer und seine Mitarbeiterin:

„Für uns war dieser Film eine große Herausforderung, weil er mit amerikanischen Produktionen vergleichbar ist. Es war für uns neu, dass wir 20 Flugzeugmodelle im Maßstab 1:1 bauen mussten. Es handelte sich um Zwei- und Dreidecker - Albatros, Fokker und andere Marken, die im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurden. Die meisten Vorbereitungsarbeiten betrafen die Herstellung der Flugzeuge und das Suchen nach passenden Gegenden, die dem Charakter der damaligen Schlachtfelder entsprachen“, so Eisenhamer.

Der rote Baron
Die Locations für die diversen Flugplätze wurden rund um Prag gefunden: das Schloss Veltrusy / Weltrus zum Beispiel oder der Militärflughafen im Prager Stadtbezirk Kbely. In der tschechischen Hauptstadt wurden noch weitere Szenen für den roten Baron gedreht: im und vor dem Nationalmuseum am Wenzelsplatz zum Beispiel. Das Gebäude stellt im Film einen Berliner Palast dar. Doch wer das Museum im Herzen Prags genau kennt, der wird es auch im Film wieder erkennen, glaubt Václav Eisenhamer. Drei Monate lang war die Filmcrew im Jahr 2006 in Prag. Rund 250 Mitarbeiter waren an der Produktion beteiligt. Die Innenaufnahmen wurden in den Prager Filmstudios gedreht. Věra Matoušová hat sich in der Zeit vor allem um das Wohl der Schauspieler gekümmert:

„Es geht darum, dass sich die Schauspieler total auf ihre Arbeit konzentrieren können. In meiner Kompetenz steht zum Beispiel Folgendes: Wenn jemandem die Arzneimittel ausgehen, wenn jemand einen Arzt braucht, dann organisiere ich das. Oder wenn die Schauspieler nach der Arbeit ins Kino, Museum oder in ein Restaurant gehen möchten, kümmere ich mich auch darum. Hauptsache, sie sind zufrieden.“

Der rote Baron
Václav Eisenhamer und Věra Matoušová haben sich fast rund um die Uhr mit dem Projekt „Der rote Baron“ beschäftigt. Seit 1994 gibt es die Firma „Eisproduction“. Sie unterstützt vor allem ausländische Filmproduktionen, unter anderem mit der Suche nach geeigneten Drehorten, detaillierten Kostenaufstellungen und einem sozusagen „Rundum-Wohlfühlpaket“ während der Dreharbeiten. Wer wäscht die Wäsche des Hauptdarstellers? Wie kommt die Crew zu den Drehorten? Wie kommt sie an die über 1000 Militäruniformen? Das alles ist Aufgabe der tschechischen Servicefirma, die ein Büro in den Barrandov-Studios am Rande der Stadt hat. Für Václav Eisenhamer war der rote Baron eine der aufwendigsten Produktionen überhaupt. Er hat bereits diverse Hollywood-Horrorfilme bei den Dreharbeiten in Tschechien begleitet. Der Film über Manfred Freiherr von Richthofen bleibt Eisenhamer, der fast sein ganzes Leben beim Film gearbeitet hat, aber in besonderer Erinnerung. Es war der letzte Film des großen, tschechischen Schauspielers Josef Vinklář. Er starb im vergangenen September an Krebs. Der Theaterschauspieler wurde durch die Fernsehserie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“ einem breiten Publikum bekannt. Er wurde 76 Jahre alt. Bei den Dreharbeiten zum roten Baron war Vinklář noch kerngesund. Václav Eisenhamer:

Der rote Baron
„Wir können es noch immer nicht glauben, dass Josef nicht mehr hier ist. Die Zusammenarbeit mit ihm war einwandfrei, wir sind während der Dreharbeiten Freunde geworden. Regisseur Niki Müllerschön wollte ihn unbedingt. Er wollte, dass Josef Vinklář die Rolle Hindenburgs spielt. Er als Einziger durfte seinen Text auf Tschechisch sprechen. Auch wenn er sich bemühte, seinen Text auf Englisch zu lernen, sagte er, dass er sich mehr auf die Dialoge in der Fremdsprache konzentriert als auf das Spielen. Es ist für uns sehr traurig, dass er dann so schnell verstorben ist. Aber hoffentlich schaut er im Himmel den Film und er gefällt ihm.“

Der Film erzählt die Geschichte des roten Barons keinesfalls originalgetreu. Für eine Romanze gebe es zum Beispiel überhaupt keine Anhaltspunkte, sagen seine noch lebenden Verwandten. Auch Gefühlsregungen wie Skrupel vor dem Töten kannte der Popstar des Ersten Weltkrieges nicht. Die erste Biografie über ihn bescheinigt ihm sogar eine „brutale Gefühlskälte“. Davon ist im Film nichts zu spüren.

Trotz aller Kritik am roten Baron: Václav Eisenhamer und Věra Matoušová sind stolz auf das Endprodukt, das sie so lange begleitet haben. Sie waren zur Weltpremiere in Berlin geladen und haben den zweistündigen Film genossen. Jetzt warten die beiden auf die nächste internationale Produktion. Aber die kommt bestimmt nach Prag, dem Hollywood des Ostens.