Dichter Karel Šiktanc gestorben
Im Alter von 93 Jahren ist am Sonntag der Dichter, Schriftsteller, Journalist und Übersetzer Karel Šiktanc gestorben. Die Information über den Tod des Literaten bestätigte sein Kollege, der Dichter und Literaturkritiker Petr Hruška. Šiktancs Ableben sei ein großer Verlust für die tschechische Dichterszene, sagte Hruška in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Er vermachte uns eine hervorragende Poesie. Davon kann man sich überzeugen, wenn man seine Bücher aufschlägt und wenigstens eines seiner Gedichte liest.“
Karel Šiktanc wurde für seine Gedichtsammlungen von der Stiftung der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 mit dem Jaroslav-Seifert-Preis geehrt, und dies sogar zweimal. Zum ersten Male 1989, zwölf Jahre später zum zweiten Mal. Bei dieser Gelegenheit sagte er im Tschechischen Rundfunk:
„Es ist natürlich ein schönes Gefühl. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Wenn ich aber zurückblicke, räume ich ein, dass ich mit Hilfe von Jaroslav Seifert sozusagen in die Literatur eingeführt worden bin. Es ist angenehm, festzustellen, dass mich sein Name mein ganzes Leben lang begleitet. Vielleicht ist das, was ich schreibe, nicht sehr weit von ihm und seinem Werk entfernt.“
Poesie der beiden Autoren erschien im 1976 herausgegebenen Buch „Neue tschechische Dissidenten, Karel Šiktanc und Jaroslav Seifert“ von Peter Demetz.
Im Jahr 2000 erhielt Šiktanc für den Gedichtband „Krevel“ den Staatspreis für Literatur. Petr Hruška charakterisierte Šiktanc vor kurzem in einem Interview für Radio Prag International:
„Šiktanc ist ein Autor, der 50 Jahre lang fantastische Formulierungen in die tschechische Sprache brachte. Er hat Expressivität und Inbrunst, seine Poesie ist gut wiederzuerkennen.“
Den Worten des Literaturkritikers Pavel Mandys zufolge war Šiktanc eine bedeutende Persönlichkeit der tschechischen Poesie schon seit den 1960er Jahren:
„Auch seine späten Sammlungen sind von der hohen Qualität seiner Poesie geprägt. Einige Male wurde Šiktanc für den Literaturpreis Magnesia Litera nominiert. 2004 hat er ihn auch bekommen. Die tschechische Poesie ist um ihrer Klassiker ärmer.“
Karel Šiktanc wurde 1928 geboren. Er studierte an der Hochschule für Pädagogik, doch er gab der journalistischen Arbeit den Vorrang. Er arbeitete im Tschechoslowakischen Rundfunk. Seit 1961 war Šiktanc Chefredakteur im Verlag Mladá fronta. Seine literarischen Werke waren zu Beginn von der kommunistischen Ideologie beeinflusst. Nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ von 1968 durfte der Dichter in der Tschechoslowakei nicht publizieren. Seine Werke erschienen als Samisdat, wurden im Ausland oder unter anderen Namen herausgegeben. Insgesamt schrieb der Poet mehr als 20 Gedichtsammlungen. Neben Poesie verfasste er auch Kinderbücher, Hörspiele und TV-Inszenierungen.