Die Direktwahl des Präsidenten und die Ergebnisse des Hörerwettbewerbs
Wieder sind zwei Wochen vergangen. Auch diesmal haben wir wieder Unmengen an Briefen, Postkarten und Emails von Ihnen bekommen. Und wie immer waren auch wieder viele Empfangsberichte darunter.
Unser Stammhörer Heinrich Eusterbrock aus Kaufbeuren war mit dem Wohnmobil aus Achse. Den Kurzwellenempfänger hat er mitgenommen und uns seine Empfangberichte von seinem Urlaub an der Elbe geschickt. Engelbert Borkner aus Hildesheim hingegen hat seinen Urlaub erst noch vor sich. Kurz vor seiner Norwegen-Reise schrieb er uns in einem Brief:
„Von Seiten der entstehenden Mitte-Rechts-Regierung sind Bestrebungen im Gange, eine Direktwahl des Staatspräsidenten durchzusetzen. Nun ist mir nicht bekannt, was die tschechische Verfassung dazu sagt. Wenn sie es erlaubt, finde ich diese Möglichkeit sehr gut.“
Die Wahl des tschechischen Staatspräsidenten wird in den Artikeln 56 bis 58 der tschechischen Verfassung geregelt. Demnach können mindestens zehn Senatoren oder Abgeordnete einen Kandidaten für das Präsidentenamt vorschlagen. Wahlsieger ist derjenige, der sowohl im Senat als auch im Abgeordnetenhaus die absolute Mehrheit gewinnt. Wenn dies keinem Kandidaten gelingt, treten in einem zweiten Wahlgang der Kandidat mit der größten Unterstützung der Abgeordneten und der mit der größten Unterstützung im Senat gegeneinander an. Erhält abermals keiner die absolute Mehrheit in beiden Parlamentskammern, wird ein dritter Wahlgang nötig, in dem die absolute Mehrheit aller anwesenden Parlamentarier ausreicht. Bestrebungen, den Staatspräsidenten in einer Direktwahl vom Volk bestimmen zu lassen gibt es schon länger. Im Zusammenhang mit skandalösen Umständen, die die Wiederwahl von Václav Klaus im Jahr 2008 begleiteten, wurden die Stimmen, die eine Direktwahl fordern, lauter. Dazu ist allerdings eine Verfassungsänderung nötig. Der Änderung müssen drei Fünftel der Abgeordneten, also 120, zustimmen. Insgesamt fünfmal schon wurde über eine solche Verfassungsänderung abgestimmt, jedes Mal wurde sie abgelehnt, zuletzt einen Tag vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Mai. Die entstehende Regierungskoalition aus Bürgerdemokraten (ODS), Top 09 und der Partei der öffentlichen Angelegenheiten (VV) hat angekündigt einen weiteren Versuch zu starten. Die drei Parteien haben 118 Sitze im Abgeordnetenhaus. Sie bräuchten also noch mindestens zwei Stimmen aus der Opposition um ihr Vorhaben durchzusetzen. Vorausgesetzt sie stimmen geschlossen für die Änderung. Unser Hörer Stephan Kölsch aus Annweiler schrieb uns dazu:„Ich hoffe, dass die drei Parteien sich einig sind und dass dies auch auf lange Zeit so bleibt. Leider haben wir ja in Deutschland das beste Beispiel, was passieren kann, wenn es in einer Koalition zum Streit kommt. Die ständigen Querelen machen die Bürger politikverdrossen. Soweit sollte es in Tschechien nicht kommen.“
Und nun kommen wir noch einmal zum Radio-Prag-Hörerwettbewerb 2010. Wir wollten von Ihnen wissen: Welcher tschechische Schriftsteller oder welches tschechische Buch hat Sie besonders begeistert und warum?
Helmut Lesser aus Gebesee in Thüringen schrieb uns, er habe zu spät von unserem Wettbewerb erfahren, um noch teilzunehmen. Außer der Konkurrenz teilte er uns dennoch mit, welche tschechischen Schriftsteller ihm am besten gefallen:
„Es sind Jiří Hanzelka und Miroslav Zikmund mit ihren Reiseberichten. Sie waren mit einem Auto der Marke ‚Tatra’ unterwegs. Das war eine Spezialanfertigung, es konnte auch schwimmen.“
Herr Lesser ist nicht der einzige, der sich für das Autorenduo Hanzelka und Zikmund begeistern kann. Auch Klaus Führlich aus Radebeul nahm mit einem Aufsatz über die beiden Tschechen, die Ende der 1940er Jahre Afrika und Amerika bereisten, an unserem Hörerwettbewerb teil. Herr Führlich kam damit zwar in die Endauscheidung ebenso wie unsere Hörerin Utta Nehonsky mit ihrem Text über den tschechischen Schriftsteller, Journalisten und Übersetzer Jiří Weil. Als Gesamtsiegerin des Wettbewerbes hat die Jury diesmal aber leider eine Hörerin der englischsprachigen Sendungen von Radio Prag bestimmt. Die Dame heißt Tracy Andreotti und sie lebt in den USA. Sie schrieb in ihrem Wettbewerbsbeitrag darüber, wie sie über die Literatur von Josef Škvorecký ihre Liebe zu Tschechien entdeckte. Im Folgenden einige kurze Auszüge aus Frau Andreottis Sieger-Text:„Etwas absolut Unerwartetes passierte: Ich verliebte mich in Škvorecký und sein Alter Ego, Danny Smiřický. Ich möchte nicht übermäßig dramatisch klingen, aber ernsthaft: Mein ganzes Leben hat sich mit dem Kauf dieses Romans verändert. Ich hatte das Gefühl, ich sei dort, mit Danny und seinen Freunden. Auch wenn ich keine Tschechin bin und noch nie in Tschechien war, ich nicht aus seiner Generation stamme, nie unter einem totalitären Regime gelebt habe, nie emigriert bin: Dennoch brachte mich etwas in seinen Zeilen dorthin. Aus dem einen Regalbrett mit Büchern von Škvorecký ist ein ganzer Bücherschrank geworden – gefüllt mit Büchern tschechischer Schriftsteller. Meine Freunde nennen mich schon ‚tschechophil’ und das ist eine gute Sache. Und alles wegen Josef Škvorecký, meinem tschechischen Lieblings-Schriftsteller.“ Auch wenn diesmal keiner von Ihnen, den Hörerinnen und Hörern der deutschsprachigen Sendungen von Radio Prag gewonnen hat, wollen wir keine schlechten Verlierer sein. Wir gratulieren Tracy Andreotti zum Gewinn des Hörerwettbewerbs 2010. Sie kann schon bald für die weite Reise aus den USA packen, denn Frau Andreotti wird ihren noch ausstehenden ersten Besuch in Tschechien schon bald nachholen. Ihr Preis ist ein einwöchiger Aufenthalt für zwei Personen in Prag. Aber auch unsere Finalisten Klaus Führlich und Utta Nehonsky gehen nicht leer aus. Sie erhalten wertvolle Sachpreise und Radio-Prag-Souvenirs. Auch wenn es nicht ganz zum Sieg gereicht hat, trotzdem auch ihnen einen herzlichen Glückwunsch.Und das war es auch schon wieder für heute im Hörerforum. Vielen Dank fürs Zuhören. In zwei Wochen gibt es eine neue Ausgabe. Bis dahin freuen wir uns über weitere Zuschriften von Ihnen. Unsere Adressen lauten wie folgt: Per Post an Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik, oder per Email an [email protected]. Machen Sie es gut! Auf Wiederhören!