Die Leitmeritzer Landschaft und das Böhmische Mittelgebirge im Wandel der Malstile des 19. und 20. Jahrhunderts

Willkommen, verehrte Hörerinnen und Hörer, zu dieser Ausgabe von Thema heute, in der wir Sie in eine Ausstellung einladen möchten, die in diesen Tagen im Museum im nordböhmischen Litomerice/Leitmeritz stattfindet. Am Mikrofon begrüsst Sie Martina Schneibergova und Armin Sandmann.

einer Ausstellung bewundern, die vorige Woche im Museum in Litomerice feierlich eröffnet wurde. Die Ausstellung trägt den Titel "Die Leitmeritzer Landschaft und das Böhmische Mittelgebirge im Wandel der Malstile des 19. und 20. Jahrhunderts" und es handelt sich um die bereits fünfte Ausstellung, in der Maler aus Leitmeritz und Umgebung vorgestellt werden. Die Mehrheit der Werke stammt aus den Sammlungen des Leitmeritzer Museums. Der Autor der Serie von Ausstellungen über die Maler aus der Leitmeritzer Region ist Oldrich Doskocil vom Leitmeritzer Museum. Er bemerkte zu diesem Projekt:

"Mein ursprüngliches Vorhaben war nicht dieses Projekt. Als ich vor 6-7 Jahren im Museum zu arbeiten begann, um seine sämtlichen Sammlungen von Graphiken, Gemälden und Zeichnungen zu bearbeiten, war ich überrascht, welche Schätze hier aus topographischer, künstlerischer und auch kulturpolitischer Sicht aufbewahrt werden. Als ich die Ausstellung von Gemälden des Malers deutscher Nationalität Eberhard Eysert, der an der Wiener Akademie studierte, vorbereitete und den ersten Band der Edition "Maler aus Leitmeritz und Umgebung" herausgab, entschloss ich mich, dass ich eine Reihe von Ausstellungen zu organisieren und eine Edition von Katalogen herauszugeben. Es handelt sich um die einzige Edition von Katalogen dieser Art in der Tschechischen Republik, die in derselben graphischen Gestaltung von einem Kreismuseum herausgegeben werden und sich mit regionaler Malerei beschäftigen."

Während seiner Arbeit gelang es Oldrich Doskocil auch einige interessante Entdeckungen zu machen. Seit 1915 wurde beispielsweise das Portrait des ersten Leitmeritzer Bischofs vom tschechischen Maler Petr Brandl gesucht. Eberhard Eysert, der in der jetzigen Ausstellung auch vertreten ist, hat eine Kopie dieses Gemäldes gemalt, und aufgrund dieser Kopie fand der Archäologe vom Leitmeritzer Museum, als er mal auf dem Leitmeritzer Bistum zu forschen begann, zufälligerweise das Originalgemälde von Brandl.

Oldrich Doskocil machte mich auf eine Kuriosität gleich am Anfang der Ausstellung aufmerksam:

"Beginnen wir hier bei dem ältesten Originalgemälde von Alois Gustav Schultz aus dem Jahre 1830 mit dem Titel "Triblitz vom Osten gesehen". Es ist einzigartig. Ich war selbst überrascht, als ich das Bild aus topographsicher Sicht analysierte. Es stammt aus dem Jahr 1830 und man kann darauf die Triblitzer Festung noch vor deren Umbau sehen, der 1836 durchgeführt wurde. Es gibt kein ähnliches Bild aus der Zeit vor 1836 und so wissen wir jetzt, wo Ulrike von Lewetzow wohnte, und wo Johann Wolfgang von Goethe zu Besuch weilte. Denn heute steht dort ein Schloss, das es dort zu Goethes Zeiten nicht gab."

Wie der Kunsthistoriker im Zusammenhang mit Triblitz und Ulrike von Lewetzow erklärte, hat er während seiner Forschungen über Maler Eberhard Eysert festgestellt, dass dank Eysert der Nachlass von Ulrike von Lewetzow zusammengetragen und geordnet wurde. In diesem Nachlass könnte es - so Doskocil - neue Quellen für die Literaturhistoriker geben.

Neben Eberhard Eysert beschäftigt sich Oldrich Doskocil sehr mit einem anderen - in der Leitmeritzer Ausstlelung vertretenen Künstler - Harald Pickert. Doskocil sagte über ihn:

"Er studierte an der Münchner Akademie und war Sohn des Besitzers der Leitmeritzer Zeitung. Seine ganze Familie war sehr demokratisch orientiert. Seine Mutter hiess Dolores - dieser Name stammte aus den Philippinen, denn ihr Vater Ferdinand Blumentritt war damals einer der bedeutendsten Experten im Bereich der Philippinen und der spanischen Kolonien überhaupt. Blumentritt ist in Leitmeritz bestattet. Dank der Erziehung war auch Harald Pickert ein Demokrat und Liberaler. Wegen seiner Überzeugung verbrachte Pickert insgesamt 6 Jahre in Konzentrationslagern. Danach kehrte er nicht mehr nach Leitmeritz zurück, sondern reiste nach Kufstein, wo ein Teil seiner Familie lebte. Geholfen hat ihm der Maler von Weltruf Alfred Kubin, der auch aus Leitmeritz stammte. Pickert hatte eine grosse Ausstellung in Innsbruck und wurde zu einem der besten österreichischen Graphiker. Er starb 1984 in Österreich."

Die in der Leitmeritzer Ausstellung vertretenen Künstler stammen nicht alle aus Leitmeritz, es gibt unter ihnen einige, die diese Region nur besuchten, um sie zu malen. Oldrich Doskocil nannte einige Beispiele:

"Es gab hier Maler, die hier nicht geboren waren, die hier aber die Mittelschule besuchten - wie z.B. Richard Fleißner. Oder es gab hier Maler, die sich in Leitmeritz niederließen - wie z. B. Carl Kühn, der aus Gera kam, ich weiß nicht genau wann. Wenn jemand den Namen Carl Kühn kennt, und wenn er mehr Informationen über diesen Maler hätte, würde es mich sehr interessieren. Dann gab es Maler, die Leitmeritz besuchten - wie z.B. Karl Quarck. Quarck lebte nach dem Krieg in Dresden, wo er in den 50er Jahren starb. Eine ganze Sammlung von Quarcks Werken befindet sich im Museum in Usti nad Labem/Aussig an der Elbe. Auch über Quarck habe ich wenig Informationen, sodass ich neue Einzelheiten über sein Leben und seine Tätigkeit begrüßen würde."

In der Ausstellung findet man weiter z.B. Werke von Erwin Müller, eines damals anerkannten Malers aus Liberec, der Mitglied des Metzner-Bunds war und dem die Leitmeritzer Landschaft sehr gefiel. Zu sehen sind da weiter Gemälde z.B. von Otty Schneider, Felix Bibus, Josef Fucik und Vaclav Valta. Auch Sie sind, verehrte Hörerinnen und Hörer, in das Leitmeritzer Museum herzlich eingeladen.

Autoren: Martina Schneibergová , Armin Sandmann
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