"Die Mitte Europas um das Jahr 1000" auf der Prager Burg

Noch bis zum 9. Juni wird die Ausstellung "Europas Mitte um das Jahr 1000" auf der Prager Burg zu sehen sein. Diese 27. Ausstellung des Europarates kam über Berlin und Mannheim in die tschechische Hauptstadt und wird hiernach noch nach Bratislava und Krakau weiterziehen. Über Einzelheiten dieses groß angelegten Projektes mit wissenschaftlichem Anspruch informiert Lena Knäpple.

Vor gut 1000 Jahren begannen die Fürsten der Westslawen und Ungarn sich mit ihrem Bekenntnis zum Christentum am christlich-abendländlichen Kulturkreis des westlichen Europas zu orientieren. Die Mitte Europas entstand. Mit dem geplanten Beitritt der Visegrad-Länder zur EU schließt sich nicht nur symbolisch der 1000jährige Bogen dieser gemeinsamen Geschichte. Eben deren Anfängen widmet sich die Ausstellung, die ein tschechisch-deutsch-slowakisch-polnisch-ungarisches Gemeinschaftsprojekt ist, und unter anderem auch unter der Schirmherrschaft von Vaclav Havel und Johannes Rau steht. Mittels der knapp 3000 archäologischen und kulturhistorischen Exponate soll die gemeinsame Identität verdeutlicht werden. Was genau da aus 12 europäischen Staaten zusammengetragen wurde, verrät Petr Somr, der Koordinator des Anteils der tschechischen Seite der Ausstellung.

"Also es geht um die 2800 Stücke, sagen wir Spitzenstücke, die von 179 Institutionen für die Ausstellung ausgeliehen wurden. Und es geht um Spitzen-Handschriften, um archäologische Sammlungen, um liturgische Geräte, um liturgische Gewänder und so weiter. Hauptsächlich ist es das Wichtigste, dass hier wirklich die Spitzenexponate zusammengetragen sind, die sehr selten in auf diese Art und Weise zu sehen sind. Wenn wir darüber hinaus diese riesige Ausstellung auf einem Fleck sehen können, ist das ein riesiges Ereignis."

Als "riesiges Ereignis" sehen es offenbar auch die zahlreichen Besucher an, um die 7000 strömten seit Mitte März schon auf die Prager Burg. Wie eingangs schon erwähnt, sind nicht nur die Exponate ein besonderer Reiz dieser Europaratsausstellung, sonder vor allem die historischen Erkenntnisse, die in ihrem Rahmen fundiert werden. Dem stimmt auch Petr Somr zu, der die tschechische Sichtweise erläutert.

"Es geht selbstverständlich um den tschechischen Anteil an der europäischen oder mitteleuropäischen Kultur um das Jahr 1000. Damals wurde der tschechische Staat zur christlichen Einheit, was den anderen jungen mitteleuropäischen Staaten sehr ähnlich war und was sehr wichtig ist. Das sehen wir auch heute, dass damals, am Ende des 10. Jahrhunderts, Mitteleuropa in der Form, wie wir es heute kennen, gegründet wurde. Heute können wir eigentlich 1000 Jahre gemeinsamer Kultur und gemeinsamen Lebens feiern."

So erfüllt die Ausstellung also durchaus auch eine völkerverständigende Aufgabe. Eine gemeinsame 1000jährige Geschichte kann eigentlich nur als Chance für ein zusammenwachsendes Europa verstanden werden.

Autor: Lena Knäpple
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