Die Sanierung alter Bahnhöfe in Tschechien wird vorangetrieben

Der Bahnhof Prag-Bubny (Foto: Jan Groh, Wikimedia CC BY 3.0)

In Tschechien wird weiter investiert in den Ausbau und die Erneuerung der Verkehrsinfrastruktur. Auf der Schiene hat diesbezüglich vor kurzem eine neue Ära begonnen: Die staatliche Schienennetzverwaltung (SŽDC) hat am 1. Juli 2016 die Verwaltung der rund 1500 Bahnhofsgebäude von den Tschechischen Bahnen (ČD) übernommen. Seitdem wird die Sanierung der alten Bahnhöfe weit stärker vorangetrieben als in der Zeit davor.

Der Bahnhof Prag-Bubny  (Foto: Jan Groh,  Wikimedia CC BY 3.0)
In diesem Jahr wird die Schienennetzverwaltung rund 600 Millionen Kronen (ca. 22,2 Millionen Euro) in die Reparatur und Sanierung der tschechischen Bahnhöfe investieren. Zu den wichtigsten Bahnhöfen, die repariert werden, gehören die Gebäude in Náchod, Turnov / Turnau, Břeclav / Lundenburg, Sokolov / Falkenau oder Hradec Králové / Königgrätz. Im kommenden Jahr werden dem noch größere Gebäude wie die Hauptbahnhöfe in Prag und Plzeň / Pilsen folgen. Bis dahin können die altehrwürdigen Gemäuer auch gut und gern für andere Zwecke herhalten. Zum Beispiel für Filmaufnahmen. So wurden unlängst auf dem Prager Hauptbahnhof Szenen für den historischen Film „Aftermath“ gedreht. Dessen Handlung führt uns zurück in die Nachkriegszeit, in das Jahr 1946. Dabei wurde der stark verrußte erste Bahnsteig kurzerhand in einen Teil des Bahnhofs der noch schwer zerstörten Hansestadt Hamburg verwandelt.

Im nächsten Jahr aber ist auch dieses Extrabonbon hier nicht mehr möglich. Die Bahnsteige und das historische Gebäude rund um die ehemalige Fahrkartenhalle werden saniert. Dazu informiert die Sprecherin der Schienennetzverwaltung, Kateřina Šubová:

Der Bahnhof in Hradec Králové  (Foto: Kristýna Maková)
„Die Reisenden werden schon im Jahr 2018 Augenzeuge, wie die Fassade des Bahnhofsgebäudes renoviert wird. Auch die Innenräume sind in keinem guten Zustand. Den Auftrag zur Sanierung dieser Flächen schreiben wir demnächst aus.“

Ursprünglich sollte der historische Teil des Bahnhofs schon erneuert sein. Der Auftragnehmer für die Arbeiten, das italienische Unternehmen Grandi Stazioni, hat aber den vertraglich vereinbarten Termin nicht eingehalten. Deshalb wurde ihr im vergangenen Herbst der Auftrag durch Verkehrsminister Dan Ťok entzogen. Die Schienennetzverwaltung will nun umgerechnet 27 Millionen Euro in diese Arbeiten investieren.

Kaum minder kostenintensiv wird die Sanierung des Hauptbahnhofs in Pilsen. Dafür wurden umgerechnet 22,3 Millionen Euro veranschlagt. Obwohl dessen Neugestaltung auch erst in einem Jahr beginnt, wird seit letztem Montag im Umfeld des Bahnhofs schon kräftig gewerkelt. Vollkommen saniert werden nämlich auch die beiden Bahnbrücken, die über eine dortige Hauptstraße führen. Die Reparatur der 200 Jahre alten Kolosse wird sogar rund 50 Millionen Euro verschlingen. Und sie wird längere Zeit in Anspruch nehmen. Pilsen Oberbürgermeister Martin Zrzavecký bittet dafür um Verständnis:

Martin Zrzavecký  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Ich muss zugeben, dass es sich dabei um einen sehr starken Eingriff in den Straßenverkehr des Pilsener Stadtzentrums handelt. Alle Einwohner der Stadt und die Kraftfahrer, die Pilsen durchfahren wollen, müssen sich leider darauf einstellen, dass der Verkehr hier in den nächsten zwei Jahren nur eingeschränkt möglich ist.“

Nach dem Umbau aber werde der Straßenverkehr am Bahnhof wesentlich sicherer, schneller und effektiver ablaufen, verspricht Zrzavecký. Die Brückenunterführung wird dann weitaus geräumiger sein als bisher. Mit Einschränkungen bei der Nutzung des Zugverkehrs aber müssen Bahnreisende im kommenden Jahr auch woanders leben. Denn auch in Pardubice / Pardubitz, Teplice / Teplitz, České Budějovice / Budweis, Most / Brüx und Cheb / Eger werden dann die alten Bahnhofsgebäude wieder instand gesetzt.