Die Sprache: Schlüssel für ein frohes Dasein in einer "fremden" Welt
Prag ist eine Weltstadt. Wenn ich abends nach getaner Arbeit mit der Metro nach Hause fahre, bekomme ich immer eine dicke Prise davon zu spüren - in englisch, in deutsch, in italienisch, spanisch, russisch oder in japanisch. Und die Gäste der Moldaumetropole werden augenscheinlich immer jünger. Besonders aus meiner Sicht. Aber wenn sich der ausländische Tourist gar zu einfältig und ahnungslos durch die Goldene Stadt bewegt, dann kann es ihm schon passieren, dass er kräftig zahlen muss - im Taxi, im Restaurant oder beim Fahrkartenkontrolleur in der Metro.
Ein Aufschrei, Hände fuchteln oder wilde Gesten helfen herzlich wenig, wenn man sich nicht verständigen kann. Ein "Co prosim!" (Wie bitte!) oder ein "Jak je to mozne?" (Wie ist das möglich?) könnten da schon eine etwas andere Wirkung erzielen. Man gibt zu verstehn, dass man nicht von einem anderen Stern kommt. Und dass man gewillt ist, das mögliche Problem einvernehmlich zu lösen. Sollte die andere Seite aber immer noch finster und kaltherzig dreinblicken, dann sollte man ruhig etwas lauter werden: "Neumite pocitat?" (Können Sie nicht rechnen?), poltere ich im Restaurant. Oder: " Nespreskocilo Vam nahodou v hlave?" (Ihnen ist nicht zufällig etwas zu Kopf gestiegen?), entgegne ich im Taxi, wohlwissend, dass der Kilometerzähler wieder einmal zu schnell gelaufen ist.
Ja, so manche Prager sind nicht anders als die Ganoven in Paris, Berlin oder London. Man versucht es halt, den sprach- und ortsunkundigen Gast über den Tisch zu ziehen. Aber nur solange, bis der ihnen auf die Schliche kommt. So wie mir das gelungen ist, als ich vor einem halben Leben von Dresden aus auszog, um meine heutige Frau und ihre Heimatstadt zu erobern. Daher habe ich mich in Prag auch ganz gut eingelebt und mir ein Nest gebaut. Und neue Freunde gefunden, mit denen ich diskutieren oder auch quatschen kann. Über die Politik und das Wetter, Urlaub und Familie, und Sport und so. Mir schmeckt das tschechische Bier und die Grillwurst, die ich mir auf meiner "Chata" bruzzeln kann. Kurzum: Mir fehlt es an nichts, weil ich in Prag meine zweite Heimat gefunden habe.Aber nie hätte ich damals gedacht, dass ich nun mein kleines rundes Lebensjubiläum als Eigner einer Prager Plattenbauwohnung begehen werde. Vor der zweiten Hälfte meines Lebens war ich eben noch ein Suchender. Doch jetzt fragen mich meine Kinder, wo man in Dresden gut essen gehen kann. Mensch, wie die Zeit vergeht!