Die Staatsoper Prag führt Scott Joplins Ragtime-Stil-Oper "Treemonisha" auf
Ein Operntitel, der aus der Reihe tanzt, wird am Samstag, den 17. Mai in der Staatsoper Prag erstaufgeführt. Die Rede ist von Scott Joplins Dreiakter "Treemonisha" aus dem Jahre 1911. Das etwas andere Opernstück stellt Ihnen vor Lucie Drahonovska.
"Tanze langsam, wiege dich leicht, höre dem Ragtime zu, unserem wunderbaren Tanz ..." - singen die Darsteller im großen Vokal- und Tanzfinale der Oper "Treemonisha". Ihr Autor, der schwarze Amerikaner Scott Joplin (1868-1917), griff in seinem ehrgeizigsten Werk auf die traditionell synkopierten afrikanischen Melodien zurück. Geleitet von der Idee, dem schwarzen Ragtime aus Bars und Kneipen ein würdevolles Ambiente zu geben, und zwar das der Opernhäuser er 1915 im eigenen Arrangement seine "Treemonisha" auf. Doch das Stück war damals ein totaler Reinfall. Abgesehen von der sehr schlichten Inszenierung - ganz ohne Kostüme, Bühnenbild und Beleuchtung und nur mit einer einfachen Klavier-Begleitung, hat man das Werk als eine künstliche Mischung mit propagandistischen Zügen bezeichnet. So hat "Treemonisha" Brodway erst 1975 erobern und ihrem Autor postum den Pulizer-Preis einbringen können.
Die Botschaft der "Treemonisha", mit einer stark kindlichen Art verkündet, war für damalige Zeit sehr revolutionär: mit Hilfe von Bildung kann die junge schwarze Titelheldin Treemonisha den Aberglauben bekämpfen und zur Anführerin der gesamten Sippe erhoben werden. Die Prager Erstaufführung am 17. Mai studierte der künstlerische Leiter der Staatsoper Prag Vojtech Spurny in einer Kammerbesetzung ein. In der eigenen instrumentalen Fassung setzte Spurny auf ein klassisches Strechquintett und Instrumente, die zum Ragtime unwenkdenkbar gehören: Trompete, Trombon und Klarinett. Im solchen Klein-Ensamble sieht Vojtech Spurny noch einen weiteren Vorteil:
"Es war mir vom Anfang an klar, dass das Orchester ein Teil der Aufführung sein wird. Die Musiker werden kostümiert, spielen direkt auf der Bühne und greifen aktiv ins Geschehen ein. Und nicht zuletzt wollte ich mit der orchestralen Kleinbesetzung das unerwünschte Opern-Pathos vermeiden, zu dem unser gold-weiß-rotes Plüsch-Ambiente gerne verführt."
Das Bühnenbild zur Joplins "Treemonisha" entwarf Werner Hutterli. Den Schweizer Künstler verbindet nicht nur eine langjährige Freundschaft mit dem Tschechen und Regiesseur des Stückes, Jaroslav Gillar, sondern auch eine persönliche Beziehung zur Moldaustadt, wie Hutterli erklärt:
"Ich habe zugesagt, weil es mich sehr interessiert, in der Stadt etwas zu machen, wo ich als Student vor dreißig Jahren bei Josef Svoboda hospitiert habe. Es ist ein Stück, das neugierig machen kann, da 1911 eine Oper in Ragtime-Stil entstanden ist. Ich denke, das dieses Stück ein Schritt zwischen der Oper und einem Musical, eine Brücke dazwischen, darstellt."
Hoffentlich sind auch Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, auf die tschechische Premiere Joplins "Treemonisha" neugierig geworden. Es bleibt noch hinzufügen, dass die Oper in englischer Sprache und als eine Nachmittagsvorstellung ab 14 Uhr aufgeführt wird.