Die tschechische Sprache im europäischen "Jahre der Sprachen 2001"

Das Jahr 2001 wurde von der Europäischen Union zum Jahr der Sprachen erklärt. Schauen Sie daher nun gemeinsam mit Markéta Maurová, wie es heute um die tschechische Sprache bestellt ist, die zu der großen Gruppe der europäischen Sprachen zählt.

Will man etwas über die tschechische Sprache erfahren, ist die geeignetste Stelle, an die man sich wenden kann, das Institut für Tschechische Sprache. Es arbeitet im Rahmen der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und konzentriert sich besonders auf die Erforschung unserer Muttersprache. Das wissenschaftliche Interesse für die Sprachen hat übrigens eine sehr lange Geschichte. Ich habe mich darüber mit dem Direktor des Instituts, Prof. Jiri Kraus, unterhalten.

In der Staatlichen Bibliothek in Prag kann man dieser Tage eine Ausstellung besichtigen, die die 90 Jahre der Existenz des Instituts für tschechische Sprache dokumentiert. Es wurde 1911 gegründet, damals noch unter dem Namen Kanzlei des Wörterbuchs der tschechischen Sprache.

Wie die Arbeit am Institut aussah, fragte ich Frau Dr. Zdenka Tichá, die die erwähnte Ausstellung vorbereitet hat.

"1911 entstand die Kanzlei, genauer gesagt war es ein einziges Zimmer im damaligen Hlavka-Palais. Dann ging die Entwicklung ein bisschen schneller voran. Man begann das Wortmaterial zu sammeln und am Lexikon zu arbeiten. Die ersten Bände erschienen 1935 noch als Hefte. Das Wörterbuch wurde unter schweren Bedingungen auch während des Krieges herausgegeben und 1946 wurde die Kanzlei in das Institut der tschechischen Sprache verwandelt."

Das Wörterbuch kam damals tatsächlich nur mühsam zustande.

"Manche können sich das heute kaum vorstellen, aber es sah damals so aus, dass man zunächst sehr sorgsam überlegte, woher man die Wörter abschreiben wird. Als Zeitgrenze wurde das Jahr 1770 bestimmt - dieses Datum hielt man 1911 noch für Gegenwartssprache. Man begann manuell auf einzelne Kärtchen einzelne Wörter zu schreiben: Z.B. das Buch Babicka-Großmutter von Bozena Nemcova wurde Wort für Wort exzerpiert. Jedes Wort wurde auf seinem eigenen Kärtchen notiert und durch einen Kontext von mindestens zehn Wörtern ergänzt. In unserem lexikographischen Archiv befinden sich daher an die 15 Millionen Kärtchen, die seit 1911 gesammelt wurden."

Am Wörterbuch arbeitete in der Kanzlei zunächst ein einziger Mensch, der Sprachwissenschaftler Bohumil Travnicek. Später gab es vier Mitarbeiter, die es jedoch alleine natürlich nicht geschafft hätten, und so wurden Zeitungsinserate veröffentlicht und etwa 100 externe Mitarbeiter angestellt. Für ein Kärtchen wurden sie mit der Summe von 3 bis 5 Heller honoriert. Heute sieht die lexikographische Arbeit natürlich ganz anders aus, die Computer haben in diesem Bereich einen riesigen Fortschritt ermöglicht. Man befasst sich auch nicht mehr nur mit geschriebenen Texten, sondern auch mit der gesprochenen Sprache. Zu den Aufgaben des Instituts gehört aber nicht nur die lexikographische Arbeit. Man untersucht den Stand der Gegenwartssprache, eine Abteilung widmet sich der Mundartenerforschung, usw. Das Institut bietet auch einen Beratungsdienst für die Öffentlichkeit.

Anlässlich des 90. Jahrestags des Instituts wurde im September auch eine wissenschaftliche Konferenz mit dem Namen "Treffen mit der tschechischen Sprache" veranstaltet. Zu dem Treffen kamen Slawisten und Bohemistik-Experten aus der ganzen Welt nach Prag. Unter ihnen war auch Prof. Tilman Berger aus Tübingen:

Aus dem folgenden Gespräch mit Stefan Michael Newerkla von der Universität Wien erfahren Sie, dass Tschechisch und Deutsch - obwohl das erste eine slawische und das andere eine germanische Sprache ist - doch viele gemeinsame Merkmale haben. Sie gehören nämlich zu einer Sprachgruppe, die man als mitteleuropäischen Sprachbund bezeichnet.

Soweit liebe Hörerinnen und Hörer, unser Kulturmagazin, das heute der tschechischen Sprache gewidmet war. Immer häufiger hört man heutzutage die Meinung, dass die Sprachentwicklung eine negative Tendenz zeige, dass das Niveau unserer Sprachkommunikation immer niedriger sei. Fragen wir abschließend den Direktor des Instituts für die tschechische Sprache, Jiri Kraus, was er dazu meint?