Die Tschechoslowakei und die deutschen Besatzer - Ein Griff ins Rundfunkarchiv
Als vor sechzig Jahren der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, da endete für die Tschechoslowakei auch die mehr als sechseinhalbjährige Besatzung durch Hitlerdeutschland. Während des Prager Aufstandes - und damit in den allerletzten Kriegstagen - mussten auch in Prag noch zahllose Menschen ihr Leben lassen, darunter auch unschuldige Zivilisten auf beiden Seiten. Dass sich damals nicht nur geballter Hass entlud, sondern es auch Zeichen von Hilfsbereitschaft zwischen Tschechen und Deutschen gab, das gehört zu den vereinzelten Lichtblicken in einer ansonsten dunklen Zeit der gemeinsamen Geschichte. Seinen Ausgang hat das Unheil jedoch bereits viel früher genommen. Spätestens 1938 war klar sichtbar, dass das so genannte "Dritte Reich" die kleine, immer noch demokratische Tschechoslowakei erdrücken würde. Zunächst beriefen sich Hitler und seine Schergen auf die Deutschen, die dort lebten und angeblich von den Tschechen unterdrückt wurden. Zahlreiche "Sudetendeutsche" sahen das selbst anders und wollten nicht "heim ins Reich", wie es hieß. Ihre Stimme erwies sich als zu leise. Die Besatzungszeit hat auch im Archiv des Tschechischen Rundfunks ihre Spuren hinterlassen. Gerald Schubert hat sich umgesehen und präsentiert in den nächsten Minuten eine kleine Auswahl der gefundenen Tondokumente:
Wilhelm Sebekowski war das, Emissär von Konrad Henlein, dem Anführer der Sudetendeutschen Partei. Die Rede, in der hier der Glaube an die zwei Worte "Adolf Hitler" beschworen wird, wurde am 19. September 1938 in Dresden gehalten, auf einer Versammlung von Sudetendeutschen.
Die Antwort der Massen: "Lieber Hitler mach' uns frei von der Tschechoslowakei!"
Wenige Tage später wurde, ohne Beisein von tschechischen Vertretern, das "Münchner Abkommen" unterzeichnet, das die Abtretung der so genannten sudetendeutschen Gebiete an Deutschland bedeutete. Das, was die Deutschen dann "Resttschechei" nannten, wurde ein halbes Jahr danach ebenfalls besetzt und damit zum "Protektorat Böhmen und Mähren". Hören Sie einen Ausschnitt aus einer Rundfunkreportage vom Prager Wenzelsplatz, vom 15. März 1939:Die Besetzung durch die Nationalsozialisten. Was in diesem Bericht noch klingt wie der Einmarsch sportlicher Fahnenträger in ein Olympiastadion, zeigte bald darauf auch im Rundfunk seine Fratze. Etwa in der nun folgenden Verlautbarung über die Auslöschung des Dorfes Lidice vom 10. Juni 1942: