Die Wahl des tschechischen Präsidenten

Vaclav Havel während der Ansprache (Foto: CTK)

Der Tag ist gekommen, an dem ein neuer tschechischer Präsident gewählt wird, der nach 13 Jahren den bisherigen Amtsinhaber Vaclav Havel ersetzen wird. Wie Sie bereits unseren Nachrichten entnehmen konnten, sind auf der Prager Burg die Abgeordneten und Senatoren zusammengekommen, um im historischen Spanischen Saal auf der Prager Burg einen Nachfolger für Havel zu wählen. Dieser Ort, der als Symbol der tschechischen Staatlichkeit gilt, wird somit zum Zeugen der 22. Präsidentschaftswahl seit 1918. Nur einmal in all den zurückliegenden Jahren mit insgesamt 9 Präsidenten ist das Staatsoberhaupt nicht gleich aus dem ersten Wahlgang hervorgegangen und nur einmal wurde gar kein Präsident gewählt. Werfen wir nun mit Dagmar Keberlova einen Blick auf den Beginn der diesjährigen Wahlen im Spanischen Saal:

Vaclav Havel während der Ansprache  (Foto: CTK)
Vaclav Havel verabschiedete sich in seiner Ansprache von den Parlamentariern. Zur Wahl des neuen Präsidenten äußerte Havel die Hoffnung, dass sein Nachfolger bereits im ersten Wahlgang ermittelt werde und dass er ein gutes Staatsoberhaupt sein wird. Havel wollte seine 13-jährige Amtszeit auf der Prager Burg heute nicht bewertet wissen, er sagte diesbezüglich nur:

"Ich habe getan, was ich konnte. Etwas ist mir wahrscheinlich mehr gelungen, etwas wiederum vielleicht weniger."

Dies zu bewerten sei allerdings die Aufgabe anderer. Havel gab jedoch zu verstehen, dass er sich noch nicht ganz aus dem politischen Leben verabschieden will:

Vaclav und Dagmar Havel verfolgen die  Präsidentschaftswahl  (Foto: CTK)
"Als Bürger unseres Staates, der nie, wenn es sich um grundsätzliche Themen unseres gesellschaftlichen Lebens handelte, schweigen konnte, will ich den öffentlichen Raum nicht ganz verlassen. Aus guten Gründen habe ich mir jedoch vorgenommen, mich - zumindest in der ersten Zeit - etwas zurückzuhalten."

Diese Präsidentschaftswahl stehe in einem besonderen Licht, da die Parlamentarier fast gleichzeitig über den Einsatz tschechischer Soldaten bei einem möglichen Irak-Krieg, und zwar in Verteidigung der Menschheit vor einer großen Gefahr - so Havel - entscheiden würden:

Petr Pithart  (Foto: CTK)
"Ihre Entscheidung wird nicht einfach und soll auch nicht einfach sein, zumindest nicht in der Hinsicht, dass sie weder populistisch noch unqualifiziert ausfallen darf. Ich hoffe, dass bei ihrer Entscheidung die höchste Autorität das letzte Wort haben wird - Gewissen und Verantwortung."

Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Lubomir Zaoralek bedankte sich anschließend im Namen des Parlaments bei Vaclav Havel für seine in den vergangenen 13 Jahren für das Land geleistete Arbeit. Havel habe sich unter anderem als Präsident einen guten Ruf erworben und er sei zum Sprecher der gesamten mitteleuropäischen Region geworden. Daher hätte Zaoralek zufolge auch der NATO-Gipfel unlängst in Prag stattgefunden:

"Sie haben das Ansehen der Tschechischen Republik im Ausland begründet und sie haben versucht, das Volk zu ermutigen. Sie haben den Menschen, die in diesem Land leben, unglaublich geholfen. Herr Präsident, wir alle danken ihnen."