Fialas Mahnung und Babišs Genugtuung: Tschechische Reaktionen auf die Wahl von Trump
Donald Trump wird neuer US-Präsident. Nach der Auszählung der Stimmen im Swing-State Wisconsin war klar, dass der republikanische Kandidat die erforderliche Mehrheit der Wahlleute erreicht hat und seine demokratische Gegnerin Kamala Harris besiegt hat. Die Reaktionen auf die Wahl Trumps fielen in Tschechien sehr unterschiedlich aus.
Am Mittwochvormittag mitteleuropäischer Zeit trat Donald Trump vor die Kameras und erklärte sich zum Sieger der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl. Zu dem Zeitpunkt hatte der Republikaner noch nicht alle notwendigen Stimmen der Wahlmänner, lag aber bei der Auszählung in den restlichen und entscheidenden Staaten vorne. Erst am Mittag kam die Bestätigung des Sieges.
Schon als der Triumph Trumps noch nicht sicher war, reagierten tschechische Politiker auf die Entscheidung über den künftigen Amtsinhaber im Weißen Haus in Washington. So sagte Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen (ČT):
„Es liegt im Interesse Tschechiens, möglichst gute Beziehungen mit den USA zu haben. Darum werden wir uns in beiden Fällen bemühen. Und im Gegensatz zu einer ganzen Reihe an Kommentaren, die ich gelesen habe, heißt das meiner Meinung nach in beiden Fällen für Europa auch, dass es sehr viel mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit übernehmen muss.“
Über den Kurznachrichtendienst X gratulierte Fiala etwas später Trump dann zum Wahlsieg.
Überschwänglich fiel wiederum der Kommentar des tschechischen Oppositionsführers Andrej Babiš (Partei Ano) zum Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl aus. Auf X schrieb er:
„Ein sensationelles Comeback, ein echter Donald Trump! Ihn haben weder das Attentat, noch die politisch motivierten Klagen gestoppt und auch nicht die systematische Anschwärzungskampagne. Die Amerikaner haben klar gesagt, wen sie als Präsidenten der USA wollen. Ich bin mir sicher, dass sein Sieg den Vereinigten Staaten von Amerika Wohlstand bringt und der Welt Frieden.“
Tschechiens Präsident Petr Pavel, der gerade auf Staatsbesuch in der Schweiz ist, ging auf Vermutungen ein, dass Europa in Zukunft nun weiter aus dem Blickfeld der USA rücken könnte. Er sprach wie Fiala im Fernsehen, noch bevor der Sieg Trumps sicher war…
„Egal ob Kamala Harris oder Donald Trump in den USA siegen: Auch sie werden sich bewusst werden, dass Europa als größtes Ensemble demokratischer Staaten auf der Welt ihr engster Partner ist. Und dass der systemische Rivale, ich möchte nicht Gegner sagen, weiter im Osten zu finden ist“, so Pavel.
Deutlich skeptischer zeigte sich Martin Dvořák (Bürgermeisterpartei Stan), Tschechiens Minister für EU-Angelegenheiten. In seinem Kommentar für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte er:
„Aus amerikanischer Sicht hat Trump augenscheinlich versprochen, sich mehr um das eigene Land zu kümmern und stärker isolationistisch zu agieren – ‚America first‘ eben. Es kommen Zölle und ein Handelskrieg. Vielleicht kommt auch eine Lösung für das Schlachtfeld in der Ukraine. All dies ist jedoch für Europa eher eine schlechte Nachricht.“
Außenminister Jan Lipavský (parteilos) warnte in einem Beitrag auf X wiederum ausdrücklich vor Trumps Versuch, den Krieg in der Ukraine wie angekündigt praktisch umgehend zu stoppen. Der Ukraine dürfe nicht wie 1938 der Tschechoslowakei diktiert werden, einen Teil ihres Staatsgebietes abzugeben, so Lipavský.