„Diese Musik kommt aus dem Herzen“ – Chorleiter Matheisl über Rybas Hirtenmesse

Foto: Archiv des Collegiums Vocale Lustenau

Aus der Adventszeit in Tschechien ist ein Musikstück kaum wegzudenken: die Böhmische Hirtenmesse von Jakub Jan Ryba. Sie gehört zu den Kompositionen, die jetzt vor Weihnachten landesweit am häufigsten gespielt und gesungen werden. In der Regel wird die Hirtenmesse auf Tschechisch aufgeführt. Vorige Woche gab es sie in Prag aber auch auf Deutsch zu hören. In der Nikolauskirche am Altstädter Ring erklang das Stück in der Darbietung des Collegiums Vocale Lustenau aus dem österreichischen Bundesland Vorarlberg. Und das aus besonderem Anlass: Karl Matheisl, der das Ensemble gegründet und 22 Jahre geleitet hat, beendet mit dem Prager Konzert seine berufliche Laufbahn. Ein Interview mit dem Musikpädagogen und Chorleiter.

Darbietung des Collegiums Vocale Lustenau in der Nikolauskirche in Prag  (Foto: Archiv des Collegiums Vocale Lustenau)
Herr Matheisl, Sie sind ein langjähriger Chorleiter des Collegiums Vocale Lustenau. Sie haben auch über 40 Jahre lang als Leiter der Rheintalischen Schule in Lustenau gewirkt. Jetzt nehmen Sie Abschied von beiden Posten. Wie kam es, dass Sie zu diesem Anlass eine Komposition von Jakub Jan Ryba gewählt haben?

„Jakub Jan Ryba war mit seiner Hirtenmesse unsere erste Aufführung, die ich mit dem damals neu gegründeten Collegium Vocale und dem damals neu entstandenen Schulorchetser der Rheintalischen Schule Lustenau aufgeführt habe. Jetzt hat sich für mich dieser Kreis mit meiner zukünftigen Pensionierung geschlossen. Was bietet sich da Schöneres an, wenn man sich auch ein Leben lang als Hirte gefühlt, seine Schäfchen und seine Herde betreut hat, mit dieser wunderschönen Hirtenmesse in der Vorweihnachtszeit auch noch den Abschluss abzurunden?“

Die Hirtenmesse als Abschied ist also kein Zufall. Aber wie kam es, dass Rybas Hirtenmesse kurz nach der Gründung des Collegiums das erste Werk war, das Sie einstudiert haben?

„Ich glaube, dass ich weiß, worauf Sie anspielen: Meine Vorfahren hatten ihre Wurzeln in Böhmen, und mich hat die böhmische Musik sowieso immer fasziniert. Ich habe auch Messen von Franz Xaver Brixi aufgeführt. Ich bin verliebt in die böhmische Musik.“

Der Name dieser Komposition von Jakub Jan Ryba lautet „Böhmische Hirtenmesse“. Was ist das „Böhmische“ an ihr?



Karl Matheisl  (Foto: Archiv des Collegiums Vocale Lustenau)
„Das Urmusikalische und auch die Verbundenheit mit der volksnahen Musik. Es ist einfach eine Musik, die aus dem Herzen herauskommt.“

Wie haben ihr Chor und Orchester diese Musik beim Einstudieren empfunden?

„Sie lieben diese Messe. Ich glaube, ein bisschen davon ist auch bei der heutigen Aufführung herübergekommen. Sie musizieren diese Musik innig. Es ist auch eine streckenweise innige Messe, dann flackert sie auf und wird pompös. Uns haben hier leider aus organisatorischen Gründen die Blechbläser und die Pauke gefehlt, denn es ist halt ein bisschen kompliziert, alle diese Instrumente von Arlberg hierher zu transportieren und auch die Musiker hier zu haben. Aber dennoch haben wir versucht, auch ohne diese Instrumente die Botschaft dieser Messe herüberzubringen.“

Collegium Vocale Lustenau  (Foto: Archiv des Collegiums Vocale Lustenau)
Glauben Sie, dass Rybas Hirtenmesse auch nach Ihrem Abschied im Repertoire des Chors bleiben wird?

„Ich bin davon fest überzeugt.“