Dolezal: Tschechisch-polnische Beziehungen z.Z. von Außenpolitik geprägt
Der seit gut einem Monat amtierende tschechische Präsident Václav Klaus hat es sich zu seinem ersten Ziel gemacht, die bilateralen Beziehungen zu den unmittelbaren Nachbarländern der Tschechischen Republik zu festigen und gegebenenfalls zu verbessern. In diesem Kontext kam seinem Besuch am vergangenen Donnerstag in Warschau einige Bedeutung zu, war es doch gerade der ehemalige tschechische Premier und ODS-Vorsitzende Klaus, der die Wichtigkeit der Koalition der so genannten Wisegrader Gruppe, der auch Polen angehört, in Frage gestellt hat. Bei seinem Zusammentreffen mit Polens Präsidenten Aleksander Kwasniewski waren deshalb auch einige neue Töne aus dem Munde des tschechischen Staatsoberhauptes zu vernehmen. Lothar Martin berichtet.
"Auf die Anzahl der Bevölkerung hochgerechnet haben wir letzten Endes um ein Vierfaches mehr Soldaten als Polen vor Ort, aber Sie Herr Präsident verstehen es, ihr Kontingent besser zu verkaufen", foppte Klaus seinen Amtskollegen in dieser Frage, der jedoch mit einem Lächeln entgegnete, dass militärische Beteiligung im Irak "bestimmt kein Grund für unterschiedliche Meinungen zwischen Tschechien und Polen ist." Kwasniewski weiß allerdings auch, dass die polnische Position in dieser Frage die klarere ist und seinem Land daher auch größere außenpolitische Spielräume gewährt. Das unterstrich auch der tschechische Politologe Bohumil Dolezal, der das gegenwärtige tschechisch-polnische Verhältnis so beschrieb:
"Vor allem möchte ich sagen, dass der Präsident bei uns nicht die Person ist, der die Außenpolitik in erster Reihe macht. Sein Anteil ist sehr wichtig, aber nicht erstrangig. Die Außenpolitik ist die Angelegenheit der Regierung und die des Außenministers. Herr Klaus hat in der Vergangenheit die Zusammenarbeit in der Wisegrader Gruppe immer verhältnismäßig skeptisch betrachtet. Daran hat sich nicht geändert, der Klaus hat nur seine Position ein bisschen variiert, so dass er jetzt nicht mehr von den Wisegrader Vier, sondern von vier Nachbarn spricht. Dazu gehört selbstverständlich auch Polen, und damit will er natürlich den Polen seine ablehnende Stellung zur Wisegrader Gruppe ein wenig versüßen. Ob es Erfolg haben wird, also in dieser Hinsicht bin ich sehr skeptisch."